Kohlenstoff für Klimaneutralität: 17 Industrieunternehmen fordern Pipelinebau

Kohlendioxid gilt vielen als Abfallprodukt. Doch Industrieunternehmen sehen darin einen Rohstoff für die Zukunft. Sie richten sich jetzt an die Bundesregierung.

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CO2, Kraftwerk, Kohlekraftwerk

(Bild: yotily / shutterstock.com)

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17 Industrieunternehmen aus der deutschen Wirtschaft appellieren an die Bundesregierung, schnellstmöglich geeignete Rahmenbedingungen für den Umgang mit Kohlenstoff zu schaffen. Es geht unter anderem darum, Kohlendioxid als Rohstoff für den Wasserstofftransport nutzen zu können oder es unterirdisch einzulagern, um die Klimaziele zu erreichen. Bislang stünden dem etliche rechtliche Hindernisse im Weg. Im Positionspapier wird auch der Aufbau eines CO2-Pipelinenetzes gefordert.

Zu den Unterzeichnern gehören Unternehmen wie EON, MAN Energy Solutions, Evonik, eew, swb, TES und OGE. Sie hatten im November in einem Workshop ihren Forderungskatalog erarbeitet. Im Bundestag sind aktuell die Vorbereitungen für eine nationale Carbon Management Strategie zum Erliegen gekommen. Eine Beratung am 16. März wurde abgesagt, weil ein Evaluierungsbericht unter anderem zum Ergebnis hatte, dass die Genehmigung von Leitungen zum Zwecke der Abscheidung, dem Transport und der anschließenden Nutzung derzeit rechtlich nicht möglich sei. Es wird eine genauere Prüfung empfohlen, die sich hinziehen könnte.

Die unterzeichnenden Industrieunternehmen mahnen angesichts der angestrebten Klimaneutralität Deutschlands im Jahr 2045 aber zur Eile. Es gehe auch um den Erhalt des Industriestandorts Deutschland.

In dem Zehn-Punkte-Papier wird gefordert, die Nutzung von Kohlendioxid als Rohstoff der Speicherung im Untergrund gleichzustellen. Bislang gebe es eine Bevorzugung für die Einlagerung. Damit einher geht an zweiter Stelle, dass Kohlenstoff nicht verbannt werden sollte. Er könne etwa zum Transport von Wasserstoff genutzt werden, indem aus Wasserstoff mithilfe von Kohlendioxid Methan (CH4) erzeugt wird. Ziel müsse es sein, CO₂ nicht in die Atmosphäre abzugeben. Deshalb sollte die Kohlenstoffstrategie mit den Plänen für Wasserstoff und Biomasse verknüpft werden.

An dritter und vierter Stelle wird die Anerkennung verlangt, dass Kohlenstoff neben Strom, Methan und Wasserstoff eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Klimaziele spielen könne. Dazu sei allerdings ein schneller Aufbau eines CO2-Pipelinenetzes erforderlich, um unvermeidliche Kohlendioxid-Emissionen abzufangen und das CO₂ als Rohstoff weiterverarbeiten zu können. Bislang sehen die rechtlichen Vorgaben den Anschluss von Pipelines an ein Speichersystem vor.

Im Weiteren fordern die Unterzeichner unter anderem Herkunftsnachweise für CO₂ sowie die Möglichkeit, Kohlendioxid auch außerhalb der EU und des Europäischen Wirtschaftsraumes unterirdisch einlagern zu dürfen. Probleme bereitet auch das London-Protokoll aus dem Jahre 1996, das seinerzeit geschaffen wurde, um das Einbringen von Abfällen ins Meer zu untersagen. Zwar wurde die CO₂-Speicherung im Jahr 2007 davon ausgenommen. Für den grenzübergreifenden Transport zu solchen Lagerstätten gibt es aber noch keine ratifizierte Erlaubnis.

Zudem erhoffen sich die Unternehmen noch schnellere Genehmigungen für CO₂-Infrastrukturprojekte sowie die Öffnung staatlicher Fördertöpfe.

(mki)