Die Woche: OpenSuse LTS, OpenSLES und Geeko Enterprise Linux

CentOS ist die Alternative für Unternehmen, die die Vorzüge von Red Hat Enterprise Linux wollen, aber auf einen teuren Supportvertrag gerne verzichten. Die OpenSuse-Entwickler denken über eine ähnliche Initiative für ihre Distribution nach.

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Von
  • Alexandra Kleijn

Kaum ist die Diskussion um KDE als Standard-Oberfläche auf der OpenSuse-Mailingliste abgeklungen, gibt es ein neues Thema das die Entwickler beschäftigt: Auf der offiziellen Wunschliste des Projekts, OpenFate, tauchte vor einigen Wochen der Vorschlag auf, eine Art open SLES zu schaffen, einen komplett von der Community gepflegten Unternehmensserver auf Suse-Basis. Dem Einreicher schwebt dabei etwas Ähnliches wie CentOS vor. Die Macher des Red-Hat-Nachbaus geben stets wenige Wochen nach Erscheinen einer neuen Versions des Vorbilds ebenfalls ein neues Release heraus – voll zu RHEL kompatibel und mit einem genauso langen Supportzeitraum. Der große Unterschied: Red Hats Linux kostet Geld, CentOS ist umsonst.

Diverse OpenSuse-Entwickler griffen die Idee auf und bekundeten Beifall. Nur über die genaue Umsetzung scheiden sich die Geister. Eine speziell zum Thema ins Leben gerufene Wiki-Seite listet vier mögliche Szenarien auf.

  1. Eine spezielle Server-Edition von OpenSuse
  2. Das aktuelle OpenSuse mit längerem Supportzeitraum
  3. Eine Server-Variante von 2, ohne grafischen Ballast
  4. Ein CentOS-Äquivalent zu Novells SLES, aus den Quelltexten von Suse Linux Enterprise

Im Grunde geht es in der Debatte also um die Wahl zwischen OpenSuse mit Langzeitsupport und einer freien Variante von SLES nach dem Beispiel von RHEL/CentOS. Während sich für Option 2 wohl kaum genügend Entwickler finden lassen werden, die bereit sind ein bestimmtes OpenSuse-Release mit allem drum und dran über mehrere Jahre hinweg mit Sicherheits-Updates und Bugfixes zu versorgen, dürfte die dritte Option – ein abgespecktes Server-Release der Distribution – schon mehr Chancen haben. Für Variante 4 spricht die stabile SLES-Basis.

Tatsächlich tendieren die meisten OpenSuse-Hacker die sich an der Diskussion beteiligen zu den letzten beiden Möglichkeiten. Für Option 4 existiert sogar eine eigene Mailingliste. Ihrer Phantasie freien Lauf lassen die Entwickler bei der Namensgebung. Das auf der Hand liegende OpenSLES oder OpenSLE kommt aus namensrechtlichen Gründen nicht in Frage. Neben diversen Varianten mit "Green" und "Geeko" und "Gecko" (seit jeher das Suse-Maskottchen) kursieren hier Perlen wie Frankonia Enterprise Server (FES), Walberla und Sane ("vernünftiges") OpenSuse (SOSUSE).

Wenn die Distribution mit dem Gecko es in den Unternehmen, die einen zuverlässigen und robusten Server brauchen aber dafür nicht gleich Hände voll Geld ausgeben wollen, mit CentOS und Canonicals Ubuntu LTS aufnehmen will, macht es durchaus Sinn, eine neue Suse-Variante auf die Beine zu stellen. Gerade jetzt, wo das OpenSuse-Projekt den Supportzeitraum für die Releases von zwei Jahren auf 18 Monate heruntergesetzt hat. Wohl kaum ein Administrator wird Lust haben, ein System zu installieren, dessen Haltbarkeitsdatum schon nach eineinhalb Jahren abläuft.

Ein leichtes Unterfangen wird das Vorhaben nicht sein. Es ist das eine, sich einen fetzigen Namen für das neue Suse auszudenken. Das Projekt aber richtig aufzusetzen, die Distribution über einen sehr langen Zeitraum zu warten und pflegen (auch wenn die Updates und Patches im Falle von "OpenSLES" von Novell kommen) verlangt nicht nur Anfangs-Elan sondern vor allem Gewissenhaftigkeit, Fleiß und Ausdauer.

Das CentOs-Beispiel zeigt, dass das Modell einer kostenlosen aber lang unterstützten Distribution für den Unternehmenseinsatz ankommt. Firmen, denen die kommerziellen Angebote von Red Hat und Novell zu teuer sind und die genügend eigenes Linux-Wissen haben sind hier die Gewinner. An dem Fall CentOS wird aber auch klar, dass ein eingespieltes Team und gute Kommunikation unabdingbar sind. Noch vor nicht allzu langer Zeit hing der Fortbestand des Red-Hat-Klons an einem seidenen Faden.

Heute fängt in Nürnberg die erste openSuse Conference an. Eine hervorragende Gelegenheit für die OpenSuse-Entwickler, die Köpfe zusammenzustecken. Die Marke Suse ist nach wie vor beliebt in Deutschland. In sofern hätte eine OpenSLES-Initiative gerade hierzulande gute Karten. Und sollte das Projekt tatsächlich starten: Hat die OpenSuse-Community genug Durchhaltevermögen für das Unterfangen? Die Zeit wird es zeigen. (akl)