IBM will sich System zur Flughafenüberwachung patentieren lassen

Eine Reihe von Patentanträgen von IBM-Erfindern beschreibt das Zusammenspiel eines Netzwerks biometrischer, audiovisueller, chemischer oder auf Bewegungen ausgerichteter Sensoren mit einer Inferenzmaschine.

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IBM arbeitet offenbar an der Entwicklung eines Systems zur Flughafenüberwachung. Einige Patentanträge von IBM-Erfindern beschreiben das Zusammenspiel eines Netzwerks biometrischer, audiovisueller, chemischer oder auf Bewegungen ausgerichteter Sensoren mit einer Inferenzmaschine zum Data Mining. Darunter ist ein Antrag mit der Nummer 20090232357 vom März 2008, der ein Verfahren zur "Entdeckung von Verhaltensabweichungen durch das Messen von Augenbewegungen" beschreibt.

Das Gehirn des Überwachungsystems ist die Inferenzmaschine, die mit Hilfe statistischer Folgerungen die von Sensoren, Videokameras und biometrischen Systemen gelieferten Datenströme in Echtzeit auf potenzielle Bedrohungen hin analysieren können soll. Dies erklärte einer der Tüftler, Robert Angell, gegenüber dem US-Magazin Informationweek. Er bestätigte, den nicht direkt auf IBM hinweisenden Antrag für den Computerkonzern eingereicht zu haben. Er sei im vergangenem Jahr von Big Blue zusammen mit Tausenden anderen Ingenieuren entlassen worden.

Den Kern der Sicherheitsanlage beschreibt der Patentantrag 20090204695. Verarbeitet werden demnach Attribute wie das Alter erfasster Personen, Modelle von Fahrzeugen, die Farbe von Hüten, der Klang von Motoren, medizinische Begutachtungen, Geburtsdaten, die Art der Fortbewegung oder des Sprechens, des vor Ort verzehrten Essens oder gekaufter Gegenstände. Als gesonderte Vorgangsklassen sollen unter anderem Rauchen, Laufen, das Mitbringen von Hunden oder Babys oder Fahrradfahren gewertet werden.

Als einsetzbare Sensoren nennt die Anmeldung etwa GPS-Empfänger, Infrarot-Geräte, Mikrofone, Bewegungsmelder, Druck- und Temperaturmesser, Seismographen, biometrische Systeme wie Iris-, Finger- oder Gesichtsscanner, Metalldetektoren, Kennzeichenscanner oder Radarsysteme. Laut Angell können auch Geruchswahrnehmungen aus der Umwelt integriert werden. Die gesamten Rohdaten würden dann durch verschiedene Regelsets ausgewertet, wobei innerhalb kurzer Zeit fünf oder zehn Millionen Datentypen prozessiert werden könnten.

Das eingeschlossene Messsystem für Augenbewegungen soll gemäß der erhobenen Patentansprüche Veränderungen etwa von Pupillengrößen, die Blickrichtung, den Wimpernschlag oder verstohlene Augenbewegungen kontrollieren und analysieren. Dabei sollen nicht nur Werte einzelner Personen erfasst, sondern diese auch im Zusammenspiel mit Gruppen von Reisenden betrachtet werden. Personen sollen auch mit bestehenden Fahndungsdatenbanken abgeglichen werden können. Ein weiterer Antrag erhebt Ansprüche auf das Registrieren von Verhaltensabnormalitäten in Gruppen durch die Messung von Atemmustern.

Auch in Europa wird unterdessen mit Unterstützung der EU-Kommission an neuartigen Überwachungssystemen geforscht, die teils den Beschreibungen aus den Patentschriften recht nahe kommen. Dazu gehört das Projekt INDECT, mit dem ein "Intelligentes Informationssystem zur Unterstützung von Überwachung, Suche und Erkennung für die Sicherheit der Bürger im städtischen Raum" entwickelt werden soll. Dabei geht es etwa um die Registrierung und den Austausch von Daten, die Sammlung von Multimedia-Inhalten, die intelligente Verarbeitung erfasster Informationen oder das automatisierte Erkennen von Bedrohungen. In Ungarn wird ferner ein System getestet, bei dem Fluggäste mit Kameras und RFID-Chips überwacht werden. (anw)