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Telekom kooperiert mit Verlagen

Der Netzbetreiber will mit Axel Springer und dem Spiegel-Verlag bei der Entwicklung von kostenpflichtigen Angeboten im Internet zusammenarbeiten und bietet sich als Plattform für "Premium Content" an.

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Vernetzung von Leben und Arbeit ist für die Telekom derzeit das große Thema. Dahinter steckt der branchenweite Trend zur Medien-Konvergenz. Die Bedeutung des einzelnen Trägermediums wird schwächer, Festnetz und Mobilfunk sollen aus Kundensicht hinter einer einheitlichen Oberfläche verschwinden. Die Telekom zieht daraus noch eine andere Konsequenz und zieht die etablierten Marken T-Mobile und T-Home aus dem Verkehr. Unter dem bekannten "T" sollen die auch organisatorisch zusammengeführten Geschäftsbereiche künftig wieder schlicht die Telekom bilden.

Mit der Konvergenz der Netze steigt die Bedeutung hochwertiger Inhalte auch für Netzbetreiber wie die Telekom. Der Konzern geht auf Inhalteanbieter zu und bietet sich als Partner an. Gute Inhalte seien für die Telekom etwa geeignet, um Kunden zu gewinnen und halten zu können, sagte Vorstandschef René Obermann am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion auf der CeBIT in Hannover. Dabei könne sich der Konzern als Plattform und Betreiber eines etablierten wie einfachen Bezahlsystems anbieten. Auch kleine Beträge könnten einfach über die Telefonrechnung abgerechnet werden.

Nutzen können das im Rahmen einer strategischen Allianz künftig Axel Springer und der Spiegel-Verlag für ihre Internet-Strategien. Eine Perspektive sehen die Verlage vor allem im mobilen Internet, wo sich bei den Kunden bereits eine gewisse Zahlungsbereitschaft etabliert hat. Die Telekom könne für die Verlage dabei die Rolle des "Kiosks" übernehmen, sagte Spiegel-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron, der weiter auf eine "Doppelstrategie" mit Werbung einerseits und bezahlten Inhalten andererseits setzen will.

Die Herausforderung, Verlagserzeugnisse im Netz gewinnbringend zu vermarkten, stilisierte Springer-Chef Mathias Döpfner auf der Veranstaltung in Hannover zur "Schicksalsfrage" der Branche. Mit Bild.de verdiene Springer zwar Geld im Internet, gehöre damit aber wie der Spiegel zu den wenigen Ausnahmen. Die Verlage müssten attraktive Inhalte anbieten und darum neue Geschäftsmodelle aufbauen. Das sei auch eine "riesige Chance", langfristig könne das "für uns Verlage zum Kerngeschäft" werden.

Damit wollen sich die Verlage auch weiter von der Abhängigkeit von Apple lösen, das mit dem App-Store den bisher erfolgreichsten Vertriebskanal geschaffen hat, diesen aber streng reglementiert. "Die Telekom macht uns keine Vorgaben zur Bebilderung unsere Inhalte", bemerkte von Blumencron im Hinblick auf Apples jüngste Säuberungsaktion. Der Spiegel-Chef plädierte zudem für einen offenen Ansatz. "Geschlossene Welten sind nicht die Welt des Internets." Doch sei man "leider" noch auf Apple angewiesen. (vbr)