Meetings: Hört eigentlich irgendjemand zu?

Meetings genießen oft einen schlechten Ruf in deutschen Büros – eine Umfrage zeigt, warum: Sie fressen Zeit und viele Kollegen machen nebenbei was anderes.

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Mann mit Kopfhörern vor Laptop mit Videkonferenz

(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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Meetings sind Teil der Arbeitskultur in Bürojobs, werden laut einer Umfrage des Kollaborationstool-Anbieters Miro aber oft als unproduktiver Zeitfresser erlebt. Mehr als die Hälfte der befragten Wissensarbeiter (54 Prozent) in Deutschland hätten demnach angegeben, wegen zu vieler Meetings kaum noch Zeit für die eigene Arbeit zu haben. 74 Prozent seien auch Tage mit endlosen Meetings ohne Pausen nicht unbekannt. Und 71 Prozent hätten sich aufgrund der ganzen Zusammenkünfte schon einmal ausgebrannt gefühlt.

Zugleich scheint es vielen der deutschen Wissensarbeiter auch schwer zu fallen, dem Meetingunwesen Grenzen zu setzen: Mit 79 Prozent neige die deutliche Mehrheit dazu, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten an Meetings teilzunehmen. Fast zwei Drittel (65 Prozent) klinkten sich auch gelegentlich während des Urlaubs in Meetings ein. Und knapp drei Viertel (74 Prozent) nähmen auch Teil, wenn sie nur als optionale Teilnehmer eingeladen seien. Gerade letzteres sei mehr als bei den Befragten in den USA, Japan und Großbritannien.

Als weiteren Frustfaktor in Meetings hat Miro die Ungleichheit zwischen extrovertierten und introvertierten Kollegen ausgemacht. So fühlten sich 67 Prozent der Extrovertierten wohl damit, im Team Ideen zu teilen, und 69 Prozent hätten sich zufrieden gezeigt mit der allgemeinen Beteiligung in ihren Meetings. Bei den Introvertierten brächten hingegen nur 31 Prozent ihre Ideen gern in die Runde ein. Und mit 43 Prozent sei auch weniger als die Hälfte unter ihnen mit der Inklusion zufrieden.

Gerade bei Onlinemeetings sei es mit der Konzentration auf die Sache auch nicht allzu weit her: 58 Prozent würden nebenbei noch Mails beantworten, 34 Prozent surften im Netz oder lesen Onlinenews und 28 Prozent arbeiteten an anderen Projekten. 26 Prozent nutzten auch die Zeit für den Tratsch mit Kollegen im privaten Chat. Rund 10 Prozent zeigten sich besonders ergebnisorientiert und erledigten nebenbei Haushaltsaufgaben wie Kochen, Abwasch oder Wäsche. 11 Prozent widmeten sich auch mal dem sportlichen Workout nebenbei.

Dabei seien Meetings an sich gar nicht so sehr verpönt: Zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten hätten sich überzeugt gezeigt, dass solche Runden mit den Kollegen wichtig für eine erfolgreiche Zusammenarbeit seien. 54 Prozent sahen den Wert für die Kontaktpflege mit anderen Teams und Mitarbeitern. Gestaltung und Frequenz dürften die Stellschrauben sein.

Bei Miro folgert man, dass zu hoher Abstimmungsbedarf und zu hohe Meetingfrequenz auf Kosten der Motivation und Produktivität jedes Einzelnen gingen. Unternehmen könnten sich das in der aktuellen Wirtschaftslage eigentlich nicht leisten. Für die Umfrage wurden nach Angaben von Miro 4.073 vollzeitbeschäftigte Wissensarbeiter aus Deutschland (1.015), Japan (1.021), Großbritannien (1.016) und den USA (1.016) befragt.

(axk)