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Glattmacher

Acht Poliermaschinen im Test

Ratgeber Martin Franz

Eine Poliermaschine verspricht eine Arbeitserleichterung, will aber mit Bedacht eingesetzt sein. Die Gesellschaft für technische Überwachung hat sich an einem Test von acht Rotationsmaschinen versucht, der allerdings einige Fragen offen lässt

Im Frühjahr haben nicht nur Reifenhändler Hochkonjunktur, sondern auch die Vertriebsstellen von Pflegemitteln. Vielerorts werden die ersten Wochenenden mit schönem Wetter dazu genutzt, den Lack nach der für diesen nicht ganz einfachen Jahreszeit wieder zum Funkeln zu kriegen. Eine Politur, die Kratzer ausgleicht und somit den Lack zum Glänzen bringt, kann je nach Zustand eine mühevolle Angelegenheit sein – sofern man diese von Hand vornimmt. Eine Poliermaschine verspricht eine Arbeitserleichterung, will aber mit Bedacht eingesetzt sein. Die Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) hat sich an einem Test versucht, der allerdings einige Fragen offen lässt.

Zusammenspiel ist entscheidend

Eine gute Politur setzt einiges voraus, genauer gesagt ist es ein Zusammenspiel mehrerer Bestandteile. Eine Poliermaschine ist nur einer davon, und nicht einmal der wichtigste. Denn es gibt weiche und harte Aufsätze – sogenannte Pads – für die Maschine in verschiedener Größe. Die Zahl der Polituren für unterschiedliche Lackzustände ist, gerade für Anfänger, nahezu unüberschaubar. Auch die Profis von der GTÜ haben diesbezüglich schon grob danebengegriffen [1]. Allein für die richtige Kombination dieser beiden Zutaten braucht es Erfahrung und das Wissen, wie hart der jeweilige Lack ist, der behandelt werden soll. Dabei gibt es, je nach Herstellerphilosophie, eine große Bandbreite. Meine Erfahrung: Opel-Lacke waren in der Vergangenheit oft etwas weicher – was auch auf die Haltbarkeit bezogen keineswegs schlecht sein muss. Die Modelle von Audi [2] und Mercedes [3], die ich poliert habe, hatten einen sehr harten Lack. Hier war viel Druck und eine Politur mit reichlich Schleifmittel erforderlich, um Glanz in die verwitterte Oberfläche zu bringen.

Erst die richtige Kombination aus Politur, Pad, Erfahrung und dem Wissen, für welchen Zweck und Lackzustand man welche Maschine nutzt, führt zum gewünschten Ergebnis. Anders ausgedrückt: Die Aussage des Tests, welche Maschine den höchsten Glanzgrad erreicht, steht auf einigermaßen schlanken Beinen. Als Testobjekt dient ein Skoda Yeti mit „polierbedürftigem“, schwarzem Lack. Im Zusammenspiel mit unbekanntem Pad und „A1 Speed Polish (ab 17,97 €) [4]“ erreichte die „7PM05 (ab 119 €) [5]“ von Kunzer im Kapitel „Wirkung“ die mit Abstand meisten Punkte. Das Problem ist, dass sich dieses Ergebnis auf einem anderen Lack in anderem Zustand, behandelt mit einem anderem Pad und anderer Politur nicht zwangsläufig so ausfallen muss.

Exzenter oder rotierend

Es gibt zwei grundsätzliche Arten von Poliermaschinen. Eine Exzenter-Maschine führt ellipsenförmige Bewegungen aus, eine Rotationsmaschine kreisrunde. Erstere mindert die mögliche Fehlerquote. Die Gefahr, sie zu lange auf einer Stelle rotieren zu lassen, wird durch die Hubbewegung der Scheibe zumindest vermindert. Die Arbeit damit mag anfangs etwas ungewöhnlich sein, weil die Maschine sich stark bewegt. Einsteigern würde ich dennoch immer zu einer Exzenter-Maschine raten, auch wenn das Ergebnis meist leicht hinter dem zurückbleibt, was Profis mit einer Rotationsmaschine herausholen. Doch für ein glanzvolles Resultat braucht es mit letzterer etwas mehr Erfahrung. Wer eine Rotationsmaschine zu lange auf einer Stelle kreisen lässt, riskiert minimal Hologramme. Im schlimmsten Fall ist an Kanten der Decklack ab.

Die GTÜ hat acht Rotationsmaschinen untersucht, wendet sich damit also an Nutzer, die diese gewisse Erfahrung mit so einem Helfer mitbringen. Wer sich ohne Vorwissen an eine Rotationsmaschine wagen will, sollte auf folgendes achten: Die Drehzahl sollte in einem weiten Bereich einstellbar sein – als Maximum empfiehlt sich ein Wert von mindestens 2000/min. Wie hart ein Lack ist, erfahren Sie bei einem Plausch mit dem Wagenpfleger vermutlich eher als im Gespräch mit dem Verkäufer. Für weiche Lacke reicht eine Maschine mit geringer Leistung aus, wer einen harten Kandidaten von tiefen Kratzern befreien will, muss mit mehr Druck arbeiten – bei Maschinen mit höherer Leistung knickt dann die Drehzahl nicht so schnell ein. Im Test liegen die Werte zwischen 1100 und 1600 Watt.

Achten Sie darauf, dass die Maschine nicht zu schwer ist. Zwischen der leichtesten und der schwersten liegen schon bei den acht von der GTÜ ausgewählten mehr als ein Kilogramm, was sich im Handling stark bemerkbar macht. Auch sollte das Kabel zumindest so lang sein, dass die Verbindung zur Verlängerungsschnur bei der Arbeit nicht ständig gegen den Lack poltert. Bei der Politur empfehle ich darauf zu achten, dass das favorisierte Mittel ohne Silikon auskommt. So glänzt der Lack direkt nach der Politur zwar etwas weniger, doch der anschließend aufzubringende Lackschutz haftet dann sehr viel besser. Und länger.

Sparen

Ähnlich wie bei Pflegemittel lässt sich auch bei Poliermaschinen festhalten: Der Einsatz von viel Geld bedeutet nicht zwangsläufig eine problemlose Lackaufbereitung. Schon mit vergleichsweise preiswerten Arbeitsmitteln lässt sich ein überdurchschnittlich gepflegtes Lackbild erzeugen. Das gilt für Maschine, Politur wie für den Lackschutz. Letzterer sollte nach einer Politur Pflicht sein, ist allerdings auch der am angenehmsten zu verarbeitenden Teil. Ich habe gute Erfahrung mit Sonax Polymer Netshield (Langzeittest) [6], Collinite 476s (ab 29,99 €) [7] und 915 gemacht. Alle drei sind keine riesige Investition, halten bei richtiger Vorarbeit sehr lange und sind vergleichsweise einfach zu verarbeiten. Was man besser vermeidet und ein paar Ratschläge haben wir für Sie in dieser Bilderstrecke zusammengestellt [8].


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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Polituren-und-Kombiprodukte-im-Test-3797456.html
[2] https://www.heise.de/autos/thema/Audi
[3] https://www.heise.de/autos/thema/mercedes
[4] https://www.heise.de/preisvergleich/dr-wack-a1-speed-polish-set-500ml-2700-a1055061.html?cs_id=1206858352&ccpid=hocid-autos
[5] https://www.heise.de/preisvergleich/kunzer-7pm05-elektro-polierer-inkl-tasche-zubehoer-a1890178.html?cs_id=1206858352&ccpid=hocid-autos
[6] https://www.heise.de/autos/artikel/Versiegelung-im-Langzeittest-Sonax-Polymer-Netshield-3859625.html
[7] https://www.heise.de/preisvergleich/collinite-super-doublecoat-auto-wachs-nr-476s-255g-a1617663.html?cs_id=1206858352&ccpid=hocid-autos
[8] https://www.heise.de/autos/artikel/Tipps-zur-Autopflege-per-Hand-4051174.html