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Der Abarth 695 biposto, eine Hommage an den 50 Jahre jungen Abarth 959

Böse Kugel

Autos Florian Pillau

Wenn in einer Pressemitteilung von „Genie und Wahnsinn“ die Rede ist, sollte man auf der Hut sein. Beim Abarth 695 biposto fällt uns das aber schwer: Die Neuinterpretation des vor genau 50 Jahren ebenfalls in Genf vorgestellten Vorgängers ist dafür zu kompromisslos

Frankfurt/Genf 5. März 2014 – Wenn in einer Pressemitteilung von „Genie und Wahnsinn“ die Rede ist, sollte man auf der Hut sein. Beim Abarth 695 biposto fällt uns das aber schwer: Die Neuinterpretation des vor genau 50 Jahren ebenfalls in Genf vorgestellten Vorgängers ist so kompromisslos, dass man diese starke Aussage tatsächlich kaum von der Hand weisen kann. Mehr noch: Man träumt sich in dieses Auto und stellt sich vor, man könnte eins besitzen. Was habe ich eben gesagt? Auf der Hut bleiben!

Fiat griff sich einen 500, wahrscheinlich noch vor Einbau so wichtiger Komponenten wie Antrieb und Fahrwerk, ließ auch das Interieur weg und baute aus Gewichtsgründen gleich noch ein paar Dinge aus. Unter anderem die hinteren Sitze, was den Namenszusatz „biposto“ erklärt, die Xenon- und Nebelscheinwerfer, die Klimaanlage, die vorderen Fenster und das Radio. Davon wurde das Radio ersetzt durch eine digitale Renndatenaufzeichnung von MXL und die vorderen Seitenscheiben durch feste Fenster aus Polycarbonat mit Schiebeflächen, wahrscheinlich, um Polizisten die Dokumente herausreichen zu können.

Mit Dokumenten-Durchreiche

Denn das Auto wurde nicht nur erleichtert, sondern auch sehr, sehr schnell: Der Abarth soll mit einem 190 PS starken, 1.4 T-Jet-Motor und einem Gesamtgewicht von 997 Kilogramm in 5,9 Sekunden aus dem Stand 100 km/h erreichen. Laut Fiat bietet er damit das beste Verhältnis von Gewicht und Leistung in seiner Kategorie. Um diese Kraft ohne Rudern über die Vorderräder auf die Piste zu bringen, wird eine automatische Differenzialbremse eingesetzt. Als äußerst radikales Zubehör steht neben dem Fünfgang-Getriebe auch ein sequenzielles Motorsportgetriebe zur Wahl, das blitzschnelle Gangwechsel auch ohne Kuppeln ermöglicht. Warum diese Auswahl?

Weil die Leute von Abarth mitdenken: Wer das Auto lieber auf der Straße bewegt, greift zur herkömmlichen Schaltbox. Wer die Straßenzulassung wirklich nur braucht, um den 959 auf die Piste zu chauffieren, und weiß, was er seinem Gehör mit dem Sportgetriebe antut, nimmt das andere. Obwohl: Die offene Kulisse der Dog-Ring-Box ist für sich schon eine schwer zu übertreffende Augenweide ...

Sequenzielles Getriebe als Sonderausstattung

Was nicht so augenscheinlich ist, trägt gleichwohl zur Performance bei: Etwa der Ladeluftkühler, die Abgasanlage von Akrapovic (mit Klappe, aber laut Hersteller zur Leistungs- und nicht nur zur Aufmerksamkeitssteigerung), die einstellbaren Stoßdämpfer von Shox, die belüfteten und perforierten vorderen Floating-Scheiben in 305 x 28 mm mit einteiligen Vier-Kolben-Bremssätteln von Brembo. Extrovertiert dagegen kommen die Reifen in der Dimension 215/35 R18 auf Leichtmetallrädern von OZ rüber. Das gehört zum Breitesten, was vernünftigerweise auf einem Kleinstwagen gefahren werden sollte und zieht daher auch beträchtliche Karosseriearbeiten nach sich. Professionell dezent wirkt das Ganze gleichwohl dank der mattgrauen Karosseriefarbe mit Struktur-Effekt.

Integralsitze mit Vierpunkt-Gurten, beides von Sabelt und der Überrollbügelbügel aus dem Leichtmetall Titan von Poggipollini schützen Fahrer und Beifahrer. Ein Sicherheitsnetz hinter den Sitzen sichert mitgenommenes Gepäck. Zahlreiche weitere Details und Individualisierungsmöglichkeiten sind vorgesehen, werden vom Hersteller aber noch nicht beziffert, genausowenig wie der Grundpreis des Abarth 959 biposto.


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