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Carl Benz lebt in der Marke Mercedes-Benz weiter

Daimler ohne Benz: DaimlerChrysler ist Geschichte

News ggo

Auf der außerordentlichen Hauptversammlung des bisherigen DaimlerChrysler-Konzerns in Berlin erfolgte gestern der Beschluss zur Namensänderung in Daimler AG – und über Nacht wurden die Firmenschilder ausgetauscht

Stuttgart, 5. Oktober 2007 – Auf der außerordentlichen Hauptversammlung des bisherigen DaimlerChrysler-Konzerns in Berlin erfolgte gestern der Beschluss zur Namensänderung in Daimler AG. Außerdem werden künftig alle Produktionsstandorte, in denen Fahrzeuge oder Komponenten der Marke Mercedes-Benz gefertigt werden, unter dem Namen Mercedes-Benz firmieren. Das Werk in Stuttgart-Untertürkheim trägt daher nun den Namen „Daimler AG – Konzernzentrale“ und „Mercedes-Benz Untertürkheim – Ein Werk der Daimler AG“.

Mit der Entscheidung für diese Namensgebung legt der Konzern nach eigener Aussage ein eindeutiges Bekenntnis zu der traditionsreichsten Marke im Automobilbau ab. Damit erfolge auch eine klare Unterscheidung zwischen der Unternehmensmarke Daimler und der wichtigsten Produktmarke Mercedes-Benz.

Kultur von Spitzenleistung und gemeinsamer Werte
Laut Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzendem der Daimler AG beginnt nun ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte. Man wolle der weltweit führende Hersteller von Premium-Fahrzeugen und Premium-Services sein – in jedem Marktsegment, in dem das Unternehmen tätig ist. Dazu wolle man „eine Kultur der Spitzenleistung und gemeinsamer Werte leben, um die großartige Geschichte der Innovations- und Pionierleistungen von Mercedes-Benz, der wertvollsten automobilen Premium-Marke der Welt, erfolgreich fortzuschreiben.“

Daimler ohne Benz: DaimlerChrysler ist Geschichte

Der Austausch der Werksbeschilderung fand unmittelbar nach dem Beschluss der außerordentlichen Hauptversammlung einheitlich an allen deutschen Produktionsstandorten in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 2007 statt. Gleichzeitig mit der Umbenennung der Werke erhält auch die Pkw-Sparte der Daimler AG einen neuen Namen. Ab sofort sind die Marken Mercedes-Benz, Maybach, smart und AMG in dem Bereich Mercedes-Benz Cars zusammengefasst (vorher: Mercedes Car Group).

Liebevoll gepflegte Animositäten
Die geplante Umbenennung des Unternehmens hatte in der jüngeren Vergangenheit zu emotional geprägten Meinungsverschiedenheiten geführt. Dazu gehörten auch liebevoll gepflegte Animositäten zwischen Baden und Württemberg. Gottlieb Daimler wurde in Schorndorf bei Stuttgart geboren, Carl Benz stammt aus Karlsruhe und baute in Mannheim Motoren und Automobile, bevor die „Benz & Cie. AG“ mit der Stuttgarter „Daimler-Motoren-Gesellschaft“ 1926 zur Daimler-Benz AG mit Sitz in Berlin fusionierte.

Die DaimlerChrysler AG entstand 1998 durch die Fusion der amerikanischen Chrysler Corporation mit der Daimler-Benz AG unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp, 2006 folgte ihm der heutige Daimler-Chef Dieter Zetsche.

20 Millionen Dollar für den Namen Daimler
Den Konzern wieder Daimler-Benz AG zu nennen, hätte nicht nur regionale Empfindlichkeiten befriedet. Es hätte dem Konzern auch 20 Millionen Dollar gespart, die man Ford zahlte, um den Namen „Daimler“ verwenden zu dürfen. Die britische Daimler Motor Company war 1896 entstanden, nachdem Frederick Richard Simms die Lizenz am schnelllaufenden Verbrennungsmotor von Gottlieb Daimler erworben hatte. Heute ist Daimler eine Tochter von Ford und verkauft den Jaguar XJ als Daimler Super Eight.

Daimler ohne Benz: DaimlerChrysler ist Geschichte

Ironie der Geschichte: Die Daimler AG darf diesen Namen zwar als Gesamtunternehmen tragen, die Rechte für die Marke Daimler hat sie aber nicht. Hinter der Marke Daimler wird also zumindest vorläufig weiterhin ein Jaguar stecken, während Carl Benz zumindest in der Marke Mercedes-Benz weiterlebt – das mag auch die Ururgroßnichte von Carl Benz, Heidemarie Hirsch, ein wenig trösten, die dem Unternehmen vorwarf, „die Unternehmensidentität und die Unternehmensgeschichte zu verlassen“.

Der Name Mercedes wurde übrigens 1902 als Markenname angemeldet. Er geht zurück auf die Tochter des österreichischen Geschäftsmann Emil Jellinek, der den Vertrieb von Fahrzeugen der Daimler-Motoren-Gesellschaft vorantrieb. Der Markenname Mercedes-Benz entstand schließlich 1926, als nach der Fusion zur Daimler-Benz AG die Fahrzeuge als Mercedes-Benz vertrieben wurden.

Stolzer Name „Benz“
„Mercedes-Benz ist seit mehr als 80 Jahren die Visitenkarte gegenüber den Kunden in aller Welt“, sagte Dieter Zetsche auf der Hauptversammlung. Auch in Zukunft werde die Marke mit dem Stern das Herzstück des Unternehmens bleiben. „Der stolze Name „Benz“ werde daher nicht nur prominent bleiben, er werde sogar deutlich prominenter werden. Die Stuttgarter haben da schon lange ihre eigene bodenständige Meinung: Wie auch immer das Unternehmen bisher hieß, es war eine besondere Auszeichnung, „beim Daimler zu schaffen“.


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