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Von dem seriennahen Elektrofahrzeug sollen einmal 10.000 Stück entstehen

Das Dreirad TW4XP soll den X Prize gewinnen

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Vom Ultraleichtfahrzeug Twike inspiriert, will eine kleine hessische Firma den internationalen Effizienzwettbewerb X Prize gewinnen. Dazu baut der TW4XP auf einen Elektroantrieb und geringes Gewicht

Rosenthal, 30. Dezember 2009 – „Niemand kann eine Sinfonie flöten. Es braucht ein Orchester, um sie zu spielen“. Dieses Motto klingt nicht nach einem großen Automobilhersteller und soll es auch nicht: „Ein Auto im traditionellen Sinn soll man nicht erwarten“, sagt Projekt­sprecherin Barbara Wilms. Sie spricht vom TW4XP der hessischen Firma E-Mobile Motors im hessischen Rosenthal. Hier hat sich ein Team zu dem „Orchester“ zusammengefunden, das im Progressive Insurance Automotive X Prize 2010 antreten und natürlich möglichst gewinnen will.

2,35 Liter auf 100 Kilometer

Der sportliche Wettkampf soll Erfinder und Konstrukteure motivieren, die Entwicklung von emissions­armen Fahrzeugen voranzutreiben. Der Sieger muss nicht nur bei Geschwindigkeit, Reichweite und Verbrauch brillieren, sondern auch bei Komfort und Sicherheit. Die Teilnehmer sollen mit einem Energieäquivalent von 2,35 Liter Treibstoff 100 Kilometer weit fahren können. Wie genau der Parcours aussieht, erfahren sie erst kurz vor Start des Wettbewerbs, was das Konstruieren zusätzlich erschwert. Schließlich gilt es, den optimalen Kompromiss zwischen Effizienz und Sportlichkeit zu finden, nicht ganz einfach, wenn die Bedingungen nicht vollständig bekannt sind. Doch dafür winken winken in einer seriennahen und einer alternativen Klasse insgesamt zehn Millionen US-Dollar Preisgeld. In der alternativen Klasse sind derzeit 15 Fahrzeuge gemeldet, darunter der Aptera aus Kalifornien und eben der TW4XP.

Eine neue Art von Auto

Der vorläufige Name TW4XP steht für Three Wheeler for X Prize, also Dreirad für den X Prize. Das Fahrzeug setzt auf die Verbindung von effizientem Elektroantrieb und einer leichten Konstruktion. Auf traditionelle Technik setzen die Macher wie gesagt nicht: "Wenn wir erfolgreich frischen Wind in den Markt bringen wollen, müssen wir mit vielen Dingen brechen, die wir mit einem Auto verbinden", sagt Barbara Wilms. "Mobilität muss im Alltag funktionieren und sollte uns ein gutes Gefühl geben. Wenn etwas anders aussieht als beim normalen Auto, kann das gut sein. Es ist Zeit, dass das Wort Fahrspaß neu definiert wird."

Das Dreirad TW4XPsoll den X Prize gewinnen

Inspiriert vom Twike

Der TW4XP ist „inspiriert“ von dem seit etwa 13 Jahren gebauten Elektro-Kleinserienfahrzeug Twike [1] der Firma Fine Mobile. Man könnte den TW4XP auch als eine modernisierte Version des Twike sehen, zumindest das Funktionsprinzip eint die beiden Fahrzeuge: Sie beide sind ein Hybrid aus elektrischer und menschlicher Antriebskraft. Praktisch sieht das so aus, dass man den Elektromotor ähnlich wie in einem Liegefahrrad per Pedes unterstützen kann, das spart elektrische Energie und die Heizung, welche es zumindest beim Twike nicht gibt.

Stramme Waden sparen

Was am TW4XP abgesehen von den offenkundigen optischen Unterschieden technisch anders ist als am Twike, sagt der Hersteller noch nicht, nur ein paar Daten für den Wettbewerbssportler gibt es: Die Höchstgeschwindigkeit soll 80 mph betragen, das entspricht immerhin knapp 130 km/h. Die Beschleunigung auf 60 mph (96,5 km/h) ist in weniger als 12 Sekunden erledigt und 16 kWh genügen für eine Strecke von 100 Meilen (161 Kilometer). Wer stramme Waden hat, kann zumindest bei der Beschleunigung noch mehr herausholen. Allerdings rechnen wir nicht damit, dass ein Serienfahrzeug mit denselben Leistungsdaten auf den Markt kommt, dagegen sprich schlicht der heutige Preis von Lithium-Ionen-Batterien, rund 20.000 Euro dürfte die Batterie für das Wettbewerbsfahrzeug schon kosten.

Das Ziel: eine Großserie

Mit dem Twike teilt sich das TW4XP auch den Einstieg von oben durch eine Haube. Hier wie dort können zwei Menschen nebeneinander sitzen. Wie die Lenkung genau funktioniert – beim Twike lenkt es sich nicht ganz einfach per Steuerknüppel – verrät E-Mobile Motors ebenfalls noch nicht, wir rechnen aber mit einem deutlichen technischen Fortschritt, schließlich soll eine Großserie des Fahrzeugs entstehen. Vom Twike wurden seit seinen Anfängen nur etwa 900 Stück ausgeliefert. Dagegen soll es vom TW4XP einmal 10.000 Exemplare geben. Abgesehen vom leidigen Thema der teuren Batterien trifft E-Mobility Motors sicherlich auf einen offeneren Markt als seinerzeit die Twike-Erbauer. (ggo [2]) /


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https://www.heise.de/-893743

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[1] http://www.heise.de/autos/artikel/Erster-Deutscher-Elektro-Mobil-Kongress-in-Bonn-455757.html?view=bildergalerie
[2] mailto:autos@heise.de