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Auf Durchzug

Die neue Ducati Multistrada 1260

Motorrad iga
Ducati Multistrada 1260

(Bild: Hersteller)

Hohe Erwartungen sind berechtigt, schließlich ist die Multistrada Ducatis zweitbestverkauftes Modell. Ein größerer Motor verleiht ihr nun besseren Durchzug und den Namenszusatz 1260. Dazu kommt mehr Elektronik, einige Überarbeitungen am Chassis und eine Auswahl unter vier Versionen

Hohe Erwartungen sind berechtigt, schließlich ist die Multistrada Ducatis zweitbestverkauftes Modell. Ein größerer Motor verleiht ihr nun besseren Durchzug und den Namenszusatz 1260. Dazu bekommt die Reisemaschine mehr Elektronik, einige Überarbeitungen am Chassis und eine Auswahl unter vier Versionen

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen – außer durch noch mehr Hubraum. Diesem Motto ist Ducati schon immer gerne gefolgt, auch wenn die Brennraumgrößen mittlerweile in atemberaubende Dimensionen abdriften. Ihre beliebte Reiseenduro Multistrada glänzte bislang schon durch einen 1198 cm3 großen und 160 PS starken Testrastretta-Motor mit Wurzeln im Rennsport.

Mehr Kraft schon bei niedriger Drehzahl

Mehr Spitzenleistung braucht es in einer Reiseenduro ganz sicher nicht. Doch wozu hat man in Bologna eine breit aufgestellte Modellpalette? Das Macho-Bike Diavel [1] erhielt schon letztes Jahr einen 1262-cm3-Motor mit einer desmodromisch-variablen Ventilsteuerung. In Sachen Durchzug lässt der V2 keine Wünsche offen, er produziert schon bei 3500/min satte 110 Nm Drehmoment und schwingt sich bis zu 129 Nm bei 7500/min auf.

Dieses mächtige Aggregat pflanzten die Ducati-Entwickler in die Multistrada. Mit 158 PS leistet es zwei PS weniger als im Vorgängermodell. Ducati betont, dass der Motor bei niedrigen Drehzahlen dafür mehr Kraft und somit eine höhere Alltagstauglichkeit bietet. Am bei Ducati traditionellen Gitterrohrrahmen aus Stahl wurde nicht gerüttelt, aber die Schwinge wurde um 56 mm verlängert, was den Radstand auf 1585 mm wachsen ließ. Außerdem steht der Lenkkopfwinkel nun mit 65 Grad um ein Grad flacher, in Kombination ergibt das einen verbesserten Geradeauslauf, was bei dem angegebenen Topspeed von 250 km/h beruhigend klingt.

Minimale Retuschen

Die Multistrada erhielt minimale Retuschen an der Verkleidung, auch die Felgen wurden neu geformt, die Rad- und Reifendimensionen blieben gleich, wie auch Sitzbank, Lenker und Fußrasten. Das ist verständlich, galt die Sitzposition auf der Multistrada doch bisher schon als sehr gelungen und komfortabel. Die Sitzhöhe lässt sich zwischen 825 und 845 mm variieren, was Kurzbeinige auf der riesigen Reiseenduro freuen wird. Der 20-Liter-Tank bietet nach wie vor üppige Reichweite.

Das Trockengewicht ist nach Herstellerangaben mit 209 kg identisch geblieben, mit allen notwendigen Flüssigkeiten an Bord bringt die Multistrada 232 kg auf die Waage. Rein rechnerisch muss somit jedes PS gerade mal 1,47 kg plus den Fahrer beschleunigen, den Sprint von null auf 100 km/h erledigt die hoch aufragende Reiseenduro in weniger als vier Sekunden.

Volles Elektronikprogramm

Äußerlich hat sich an der Multistrada also nicht viel geändert, an ihrer Technik hingegen eine ganze Menge. Die Elektronik kann die neuesten technischen Standards vorweisen. Das Herzstück bildet ein Steuergerät von Bosch. Ducati ist es wichtig, dass ihre Bikes nicht nur als schnell, sondern auch als sicher gelten.

Daher das volle Elektronikprogramm: Kurven-ABS, mehrfach einstellbare Traktionssteuerung, Wheelie-Kontrolle, Berganfahrhilfe und die Fahrmodi Sport, Touring, Urban, Enduro. Wobei für die ersten beiden Fahrprogramme sämtliche 158 PS zur Verfüngung stehen, bei den letzten beiden „nur“ noch 100. Sogar ein Tempomat und ein selbstständiges Abschalten der Blinker sind serienmäßig.

Semi-aktives Fahrwerk in der S-Version

Diese Ausstattung hat bereits das Einstiegsmodell. Die Multistrada 1260 S glänzt mit noch mehr High-Tech, besonders hervorgehoben sei das semi-aktive Sachs-Fahrwerk, von Ducati „Skyhook Suspension Evo“ genannt. Es soll durch Anpassung der Dämpfung an die Erfordernisse verschiedener Fahrbahnverhältnisse eine konstant gute Straßenlage erzeugen. Ein Quickshifter ermöglicht dem Fahrer hoch- und runterzuschalten ohne zu kuppeln, dazu bietet die „S“ eine LED-Beleuchtung mit adaptivem Kurvenlicht sowie ein farbiges TFT-Display in fünf Zoll Größe.

Ohne ausgiebiges Studium der Betriebsanleitung wird man vermutlich nie sämtliche Funktionen des Instruments ergründen. Natürlich lässt es sich auch per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden und man kann während der Fahrt gespeicherte Musik hören oder Anrufe annehmen – einen Helm mit eingebautem Kopfhörer vorausgesetzt. Als Version Multistrada 1260 S D/Air lässt sie sich sogar mit der Airbag-Bekleidung von Dainese koppeln.

Topmodell mit Karbonteilen

Die sportlicher aufgestellte Multistrada 1260 Pikes Peak ist nach einem legendären Bergrennen in den Rocky Mountains benannt und sticht mit einem knallroten Rahmen und einer rot-weiß-schwarzen Lackierung und Termignoni-Schalldämpfer heraus. Sie verfügt zwar nicht über mehr Leistung, aber dafür über ein Fahrwerk mit Öhlins-Dämpfern, natürlich komplett einstellbar.

Der Windschild ist niedriger und ein Teil der Frontmaske besteht aus karbonfaserverstärktem Kunststoff, ebenso wie der vordere Kotflügel, die Ansaugschnorchel des Luftfilters und die Handprotektoren. Sie rollt auf Schmiedefelgen und wird mit 330-mm-Bremsscheiben und radialen Brembo-Bremszangen vorn verzögert.

Nicht billig

Ducati war noch nie für Sonderangebote bekannt, daher geht die Basis-Version mit 16.990 Euro in Anbetracht ihrer Leistung und soliden Ausstattung noch völlig in Ordnung. Die S-Version schlägt dann gleich mit 19.390 Euro zu Buche und für die Pikes Peak werden happige 23.990 Euro fällig. Die Multistrada 1200 Enduro [2] bleibt übrigens mit der älteren Motorisierung für 20.190 Euro im Programm, die martialische Multistrada 1200 Enduro Pro kostet 21.990 Euro. Wer Zubehör für seine Multistrada ordern möchte, wird bei Ducati reichlich fündig, vom Aluminium-Kofferset bis hin zur Titan-Racing-Auspuffanlage.


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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Ducati-Diavel-Carbon-Massives-Zweirad-Spielzeug-2162506.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Fahrbericht-Ducati-Multistrada-1200-Enduro-3266355.html