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E-Plus-Freude

Erste Ausfahrt: Mini Cooper SE

Autos Stefan Grundhoff
Mini Cooper SE

Ende des Jahres rollt der Mini mit E-Motor zu den Händlern. Darauf darf man sich freuen, denn mit dem elektrischen Antriebsstrang legt der Mini beim Thema Fahrfreude nochmals zu, wie eine erste Runde mit einem Cooper SE Prototypen eindrücklich zeigt

Die ersten Minis mit E-Motor als alleinigem Antrieb unter der Regie von BMW gelangten nie in den offiziellen Handel. Das soll sich nun ändern: Ein Mini Cooper SE soll noch in diesem Jahr zu kaufen sein. Wir konnten uns auf einem abgeschirmten BMW-Testgelände von einem Prototypen bereits einen ersten Eindruck verschaffen. Der ist fast rundum positiv.

Kräftig

Auch wenn der elektrische Mini aussieht wie ein ganz normaler Mini, ist sein Aufbau komplett anders. Zu der anderen Bodenplatte bringt ein Bauteilschutz im Vorderwagen und eine geänderte A-Säule mehr Steifigkeit. Der Elektromotor wird über einen Hilfsrahmen in den Motorraum eingesetzt. Bei den technischen Daten will BMW noch nicht allzu viel verraten, doch schnell wird klar, dass der Cooper SE den Antrieb des i3s [1] nutzt. Dort ist der Elektromotor an der Hinterachse eingebaut, hier wurde der Antriebsstrang einfach umgedreht und treibt die Vorderachse an.

135 kW und ein maximales Drehmoment von 270 Nm sind nicht wenig, insbesondere wenn man bedenkt, dass das volle Drehmoment bei einem Elektromotor aus dem Stand verfügbar ist. Dafür haben die BMW-Entwickler eine besonders feinfühlig und schnell zupackende Schlupfregelung ersonnen und von deren Leistungsfähigkeit kann man sich beim Vollgasstart auf glitschig nasser Fahrbahn überzeugen.

Spaßig

Der Rest des Fahrspaßes ist typisch Mini – und typisch Elektroauto. Der E-Motor treibt den 1370 kg schweren Cooper SE mächtig an. 0 auf Tempo 100 in kaum mehr als sieben Sekunden, imposante Zwischenspurts aus allen Geschwindigkeiten und ein Fahrverhalten, das schlicht begeistert. Sogar noch mehr als beim internen Konkurrenten, dem Mini Cooper S. Dessen Zweiliter-Turbo-Vierzylinder hat mit 192 PS nur unwesentlich mehr Leistung. Der Zugewinn an Fahrspaß im E-Mini hat einen einfachen Grund. Die Batterie ist im Kardantunnel und unter der Rückbank untergebracht, dadurch ergibt sich eine bessere Gewichtsverteilung von 54 Prozent vorn und 46 Prozent hinten. Die normalen Mini-Modelle haben ihr Gewicht ungünstiger zwischen 70:30 und 60:40 zwischen den Achsen verteilt. Dazu kommt ein sehr niedriger Schwerpunkt.

Handlich

Das Fahrverhalten des wild beklebten Prototypen ist extrem handlich, der niedrige Schwerpunkt macht sich in der Wedelgasse ebenso bemerkbar wie in der 180er-Grad-Kehre. An der Lenkung wollen die Entwickler noch etwas arbeiten, doch selbst die überzeugt in dieser frühen Phase bereits. Wie man den elektrischen Mini bewegt, lässt sich über einen Kippschalter neben dem Starterknopf variieren. Wer das Auto länger rollen lassen möchte, der wählt die kleine Rekuperationsstufe, die den Fronttriebler gerade einmal mit 0,11 g verzögert. Bei der zweiten Stufe mit 0,19 g verzichtet man bei losgelassenem Pedal weitgehend auf das freie Rollen und fährt mit der maximalen Rekuperation.

So flott sich der Mini auch stets anfühlt, auf deutschen Autobahnen wird manch einer etwas vermissen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 150 km/h, im Mini Cooper S sind es 235. Bei der Angabe der Reichweite hält sich BMW noch mehr zurück als bei den anderen Leistungsdaten. Die maximale Reichweite mit dem aktuellen Batteriepaket dürfte jedoch bei kaum mehr als 250 Kilometern liegen. Für den Alltag als Zweitwagen sollte das meist reichen: „Unsere Kunden fahren am Tag durchschnittlich rund 35 Kilometer“, sagt Jacopo Marchetti aus dem Produktmanagement des Cooper SE und ergänzt, dass die Batterie rund 200 Kilogramm wiegt.

Wie weit?

Doch wenn Renault Zoe, Peugeot e-208 und Opel Corsa E Reichweiten von 350 Kilometern und mehr ermöglichen, wird BMW in diesem Wettrennen kaum nachstehen können oder wollen. Leider wird die Frage, wie sinnvoll das auch ökologisch ist, aktuell viel zu selten gestellt. Dabei wäre eine kleinere Batterie nicht nur für die Umwelt, sondern auch für viele Käufer von Vorteil. Schließlich geht es hier um klassische Zweitwagen, und der Kaufpreis dürfte auch hier nicht vollkommen egal sein.

Preisfrage

Andererseits sollte realistisch niemand erwarten, dass BMW den Markt mit einem Preisbrecher aufmischen will. Der Konzern lässt sich diesbezüglich noch nicht in die Karten schauen, gibt aber eine erste, noch recht grobe Orientierung: Der Mini Cooper SE soll sich finanziell „in einem ähnlichen Rahmen“ bewegen wie der Mini Cooper S. Der kostet derzeit genau 26.000 Euro (Preisliste März 2019), sofern der Käufer nichts dazu bestellt. Die Zahl derer dürfte gering sein, uns so gilt für ihn wie auch für das E-Modell wohl ziemlich sicher: Wer gut verhandelt und keine Luxusausstattung braucht, könnte mit rund 30.000 Euro hinkommen.


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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Unterwegs-im-BMW-i3S-3969018.html