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Sonnenwende

Fahrbericht: Audi A5 Cabrio 3.0 TDI

Fahrberichte Jürgen Wolff
Fahrbericht Audi A5 Cabrio

Audi stellt die zweite Auflage des A5 Cabrios vor. Was macht der offene Wagen anders als sein Vorgänger? Eine kurze Proberunde mit einem 286 PS starken Dreiliter-V6-Diesel sollte darüber Auskunft geben

Die aktuelle Wetterlage macht nicht unbedingt Lust auf eine Cabrio-Tour. Die Hersteller wissen das und verfrachten die Vorstellung von Neuheiten in dieser Jahreszeit fast ausschließlich in wärmere Regionen. An diese ungeschriebene Regel hält sich auch Audi und stellt das zweite A5 Cabrio in Spanien vor. Eine kurze Proberunde zeigt, dass der Fortschritt gegenüber dem guten Vorgänger überschaubar bleibt.

Größer als zuvor

Die Linienführung des Cabrios wirkt gefällig, aber nicht gerade frisch. Audi hat die Form nur äußerst behutsam verändert. Das neue A5 Cabrio ist rund fünf Zentimeter länger als sein Vorgänger. Dies bringt an zwei Stellen etwas mehr Platz: Die Beinfreiheit hinten ist zwei Zentimeter größer, wobei sie nach wie vor nicht wirklich üppig ist. Die zweite Reihe ist auch in diesem Cabrio wirklich zweite Wahl. Der Kofferraum fasst nun 380 statt 320 Liter – solange das Verdeck geschlossen ist. Wird es geöffnet, verkleinert sich das Gepäckabteil auf 320 Liter. Das Volumen von Frontantriebs- und Allradmodellen ist gleich. Zum Vergleich: Im BMW 4er sind es 220 bis 370, im Mercedes C-Klasse-Cabrio 285 bis 360 Liter.

Nah am Coupé

Gerade mal 15 Sekunden braucht der neue Mechanismus, um das Dach nach dem Zug an dem Schalter neben dem Automatikhebel zusammenzufalten und hinter den Rücksitzen verschwinden zu lassen. Das funktioniert bis 50 km/h. Drei Sekunden länger braucht es, um das Dach vollautomatisch zu schließen. Anders als beim Vorgänger muss man den Knopf nicht durchgehend betätigen, bis das Öffnen oder Schließen beendet ist – ein kurzer Zug reicht. Akustisch sind Coupé und Cabrio noch näher beieinander als im in dieser Hinsicht schon sehr guten Vorgänger. Selbst bei hohem Tempo dringen kaum Windgeräusche durch die offensichtlich sorgfältige Dämmung. Auch die Isolation gegen die Außentemperaturen soll besser geworden sein, was wir angesichts der angenehmen Temperaturen nicht testen konnten.

Blendend

Serienmäßig ist ein Siebenzoll-Display oben auf der Mittelkonsole. Gegen Aufpreis gibt es zwei Navigationssysteme, wobei schon das weniger teure einen ausreichenden Funktionsumfang bietet. Natürlich bietet Audi auch hier ein Display als Ersatz für ein klassisches Kombiinstrument an. Gerade im Cabrio will eine Investition darin aber gut überlegt sein. Es kommt viel mehr Licht in den Innenraum, und die Bildschirme sind dann mitunter nur noch schlecht ablesbar. Dass das bei vielen anderen Herstellern auch so ist, macht die Sache nicht besser.

Die Verarbeitung wirkt insgesamt sehr solide, nur die Aufhängung des Windschotts knarzte im Testwagen auf sehr schlechten Straßen. Meckern auf hohem Niveau? Ja, aber Audis Preisvorstellungen führen eben auch zu gewissen Erwartungen. Dem wird das Cabrio aber durchaus gerecht. Audi hat ein Händchen dafür, Dinge hochwertig erscheinen zu lassen. Der aktuelle BMW 3er und seine Ableger wirken im Vergleich dazu an einigen Stellen hemdsärmelig.

Gegenüber diesem hatte Audi bei den Fahreigenschaften in der Vergangenheit allerdings das Nachsehen. Der Konkurrent aus München traf den Kompromiss aus Komfort und Sport in Verbund mit einer präzisen Lenkung stets noch eine Hauch besser. Der neue A5 hat aufgeholt, ohne allerdings zu überholen. Der Federungskomfort ist besser als im Vorgänger, doch die Lenkung ist noch immer etwas synthetischer als im BMW. Das fällt allerdings vor allem beim direkten Umstieg auf – für sich betrachtet gibt es in dieser Klasse nicht viele Autos, die ein besseres Fahrwerk bieten. Hinten arbeitet nun auch statt des bisherigen Trapezlenkers eine neue Fünflenker-Konstruktion, gegen eine üppige Zuzahlung gibt es adaptive Dämpfer.

Schwerer Diesel

Zunächst gibt es das A5 Cabrio mit drei Motoren: Einen Vierzylinder-Benziner mit 252 PS, einen Vierzylinder-Diesel mit 190 PS und einen V6-Diesel mit 218 PS. Später folgen ein Benziner mit 190 PS und ein V6-Diesel mit 286 PS und 620 Nm. Für eine erste Probefahrt stand der V6-Diesel bereit, der erst später im Jahr angeboten wird. Ihn gibt es nur mit Automatik und Allradantrieb, was sein Leergewicht auf knapp 1900 kg anhebt. Zum Vergleich: Der 190-PS-Benziner mit Frontantrieb und Schaltgetriebe wiegt mehr als 200 kg weniger.

Der große Diesel treibt das schwere Cabrio souverän an. Unsere Probefahrt führte uns 150 km über spanische Landstraßen. Überholmanöver absolvierte der A5 mit einer bestechenden Leichtigkeit. Die Automatik wählte die Gänge stets ebenso passend wie unauffällig. Nach 150 km vermeldete der Bordcomputer einen Verbrauch von 7,8 L/100 km. Nur der Vollständigkeit halber: Repräsentativ ist dieser Wert nach einer so kurzen Strecke natürlich nicht. Die Abgasnachbehandlung hinsichtlich Stickoxiden erfolgt hier mit Hilfe von NOx- und SCR-Kat. Der serienmäßige AdBlue-Tank ist 12 Liter groß, für 50 Euro mehr baut Audi einen mit 24 Litern ein.

Teure Angelegenheit

Was der von uns gefahrene V6-Diesel kosten wird, steht noch nicht fest. Ein erster Ansatz, in welche Richtung es gehen könnte, liefert der V6-Diesel mit 218 PS, Automatik und Allradantrieb. Der A5 kostet damit mindestens 55.300 Euro, die Version mit 286 PS wird unserer Schätzung wenn überhaupt nur knapp unter 60.000 Euro zu haben sein. Die serienmäßige Ausstattung ist nicht üppig, aber ausreichend. Zum Teil wirkt die Kalkulation allerdings etwas sehr knauserig. Die Sitzheizung kostet ebenso Aufpreis wie eine Einparkhilfe. Richtig teuer wird es, wenn die zweijährige Garantie verlängert werden soll. Drei zusätzliche Jahre bis zu einer Gesamtlaufleistung von 100.000 Kilometer kosten 1500 Euro extra. Das reichen andere Hersteller kostenlos mit dazu.


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