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Kurz angasen

Fahrbericht: Brabus Smart Fortwo Cabrio

Fahrberichte Florian Pillau

Im Smart Brabus treffen zwei Welten aufeinander: Hier ein grundvernünftiges Mobilitätskonzept mit platzsparendem Herumkullern und Parken - dort die Lust am völlig sinnbefreiten Angasen mit dem Kitzel größtmöglicher Längs- und Querbeschleunigung

Düsseldorf, 15. Juli 2016 – Im Smart Brabus treffen zwei Welten aufeinander: Hier ein grundvernünftiges Mobilitätskonzept mit platzsparendem Herumkullern und Parken – dort die Lust am völlig sinnbefreiten Angasen mit dem Kitzel größtmöglicher Längs- und Querbeschleunigung. Das Rezept „kompaktes Auto – kräftige Motorisierung” ist nicht neu, aber der Smart muss auch als auf immerhin 109 PS frisierte Brabus-Ausgabe mehr Lifestyle- als Sportgerät bleiben.

Unter ihren Möglichkeiten bleiben der nicht allzuweit ausgereizte 900er Dreizylinder als auch das fahrdynamische Krawallpotenzial des Heckmotorkonzepts. Mit etwas mehr als nur Unfug im Hinterkopf findet man das vielleicht nicht die allerschlechteste Idee bei einem so kurzen, hohen Autochen.

Obwohl die Basis deutlich schwerer wurde, fühlt sich der Smart in seiner neuen Dynamikausgabe leichtfüßiger und direkter an als sein Vorgänger. Brabus erklärt das mit der gewachsenen Spurbreite. Darüber hinaus taten die Entwickler gewissermaßen das Übliche, legten die Karosserie zehn Millimeter tiefer und strafften Dämpfer, Federn und Stabilisatoren. Dazu kommt eine direkter übersetzte Lenkung. Das Ganze ist abgestimmt auf Sportreifen in 185/50 R 16 vorn und 205/40 R 17 hinten beim Smart Fortwo (respektive 185/45 R 17 vorn und 205/40 R 17 hinten beim Forfour). Die Pneus von Yokohama sind auf glanzgedrehte, mattgrau lackierte Leichtmetallräder montiert.

Nie furchteinflößend dank Fahrdynamikgouvernante

Damit lenkt das Auto freudig, aber gefühllos ein, liegt satt auf der Straße und steckt Bodenunebenheiten spürbar geschmeidiger weg als der Vorgänger, der vor allem wegen der schmaleren Spur für weniger Agilität härter abgestimmt werden musste. Im Grenzbereich beginnt der Smart gutmütig und leicht kontrollierbar über alle vier Räder nach außen zu drängen. Forsch angefahrene Kurven führen schnell zu sehr empörtem Untersteuern, Gaswegnehmen in der Kurve lässt das Heck recht früh bedenklich leicht werden, doch bevor es Ärger gibt, schreitet unerbittlich die Fahrdynamikgouvernante ein. Wie nicht anders zu erwarten, haben auch Spurrillen und Seitenwind auf ein so kurzes und hohes Auto einen starken, jedoch nie furchteinflößenden Effekt.

Der Brabus-Smart wird nur mit dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe [1] ausgeliefert, was zumindest den Vorteil höheren Gewichts auf der Antriebsachse mit sich bringt: Das von Getrag zugesteuerte Räderwerk wiegt mit satten 68 Kilogramm glatt doppelt so viel wie das manuelle Fünfgang-Getriebe. Dafür sollte es aber auch dauerhaft problemlos mit dem erhöhten Drehmoment von 170 Nm bei 2000/min zurechtkommen.

Schneller Schalten lassen

Brabus programmierte das Steuergerät der Schaltbox auf schnellere Schaltvorgänge und schrieb noch ein paar Zeilen Progranmmcode für eine Launch-Control hinein. Nach 9,5 Sekunden erreicht damit das leichte Fortwo Cabrio 100-km/h und wird 165 km/h schnell. Der naturgemäß schwerere Forfour beschleunigt in 10,5 Sekunden auf 100 km/h, ist dafür aber bis zu 180 km/h schnell. Angesichts der fahrdynamischen Möglichkeiten rückt die Wahrscheinlichkeit, auf die versprochenen 4,6 l auf 100 Kilometer zu kommen, in noch weitere Ferne. Der Preis von mindestens 22.970 Euro relativiert eigentlich fast jeden Praxisverbrauch – noch dazu bei einem ausgesprochenen Kurzstreckler.

Eine Anprobe ist zu empfehlen, denn die Lenksäule ist nicht längs verstellbar, was einige Fahrer in orthopädisch nicht dauerhaft empfehlenswerte Haltungen zwingen könnte. Die Sportsitze sind aufgrund einer geänderten Polsterung in Wangen und Sitzflächen zwar bequemer, bieten aber nur wenig Seitenhalt.


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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Neuer-Smart-mit-Doppelkupplungsgetriebe-im-Fahrbericht-2542545.html