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Antriebswelle

Fahrbericht: Fiat 500X Cross 1.0 Turbo

Fahrberichte Jürgen Wolff
Fiat 500X

(Bild: Fiat)

Fiat hat den 500X überarbeitet. Das macht sich vor allem bei den Motoren bemerkbar: Der kleine Dreizylinder-Benziner ist kultiviert und munter, allerdings auch deutlich teurer als der Basis-Benziner. Ein erster Fahreindruck zeigt aber: Die Investition lohnt sich

Seit 2007 ist der Fiat 500 auf dem Markt und noch immer erfolgreich: Knapp 30.000 Stück wurden im vergangenen Jahr hierzulande verkauft. Fiat hat versucht, diesen Erfolg auszudehnen und immer neue Derivate hinzugestellt. Ende 2014 kam der 500X auf den Markt, der nun leicht überarbeitet wurde. Wir konnten bereits eine Proberunde mit ihm drehen.

Kaum verändert - äußerlich

Äußerlich tat sich nicht viel. Serienmäßig sind nun in Rückleuchten und Tagfahrlicht LEDs, wer zuzahlt, bekommt auch LED-Scheinwerfer. Ein paar neue Farben, veränderte Felgen, das war es dann auch schon. Innen wagte man etwas mehr: Das Armaturenbrett wurde im Detail verändert. Tacho und Drehzahlmesser rahmen ein kleines Display ein, dessen Informationen über Tasten am Lenkrad konfigurierbar sind. Dort, wo der ursprüngliche Fiat 500 mit ein paar wenigen Kippschalterchen auskam, findet sich heute eine ziemliche Klaviatur an Bedienelementen an Lenkrad und Armaturenbrett. Optimal ist die Anordnung meist, aber nicht immer. Ein Beispiel: Man muss schon ein wenig fummeln, um die elektrische Handbremse rechts neben der Sitzfläche zu lösen.

Ein guter Teil der Flut an Knöpfen und Schaltern ist dem geschuldet, dass Fiat den 500X jetzt mit reichlich Helfern und Assistenzsystemen ausstattet – serienmäßig oder optional. So gibt es unter anderem Spurhalteassistent, Tempomat und Verkehrszeichenerkennung serienmäßig. Gegen Aufpreis baut Fiat unter anderem Dinge wie Rückfahrkamera, Klimaautomatik, Abstandstempomat, aktiven (und sehr energisch regelnden) Spurhalteassistent und Totwinkelassistent ein. Das "Uconnect" genannte Infotainmentsystem hat keinen besonders großen Ausstattungsumfang, mit der Modellpflege aber einen größeren Bildschirm bekommen. Dank einer konstanten Verbindung mit dem Internet sind zum Beispiel Streamingdienste wie Deezer oder andere Online-Dienste nutzbar.

Sechs Motoren

Aufgeräumt wurde auch bei den Motoren. Alle erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-Temp [1]. Die Benziner haben einen Partikelfilter, die Diesel einen SCR-Kat. Die drei Selbstzünder leisten 95, 120 und 150 PS. Nur der stärkste Diesel ist mit einem Neugang-Automatikgetriebe und Allradantrieb zu haben. Alle anderen haben Frontantrieb. Der Diesel mit 120 und der Benziner mit 150 PS sind mit einem Doppelkupplungsgetriebe ausgestattet.

Lockvogel

Der Basisbenziner mit 110 PS spielt die Rolle des Lockvogels. Er ist stolze 1700 Euro billiger als der moderne Dreizylinder mit 120 PS. Das erscheint geradezu frech kalkuliert und ist dennoch sein einziges Argument. Wir hatten die Maschine vor zwei Jahren in einem Fiat Tipo hier in der Redaktion [2]. Verglichen mit nominell ähnlich starken Motoren wirkte er schlapp. Im Tipo ist er gerade aus dem Programm geflogen. Wir raten trotz des üppigen Zuschlags auch im 500X zu einem Upgrade auf den 120-PS-Dreizylinder. Er hat deutlich mehr Drehmoment, das früher anliegt. Der Dreizylinder, mit dem wir rund um Turin unterwegs waren, ist laufruhig und im Innenraum auch durchweg leise.

Wenn es hurtig vorangehen soll, muss er kräftig gedreht werden, doch das macht die kleine Maschine gern. Fiat gibt im Standardsprint 10,9 Sekunden an – nicht gerade flink, doch im Alltag steht stets ausreichend Leistung zur Verfügung. 6,4 Liter im WLTP sind nicht unbedingt rekordverdächtig – zumal der Bordcomputer bei der Testfahrt eher acht Liter Verbrauch errechnete.

Hart

Der Rest des Fiat 500X ist bestens bekannt. Das Platzangebot entspricht in etwa dem eines VW Golf, was angesichts der ähnlichen Abmessungen nicht weiter verwundert. Die Sitze sind ausreichend bequem und bieten guten Seitenhalt. In den Kofferraum passen 350 Liter. Die Lenkung ist ziemlich direkt, liefert gute Rückmeldung von der Straße, die Handschaltung funktioniert knackig und mit kurzen Wegen. Wenig komfortabel ist das Fahrwerk: Auf unebener Straße poltert der 500X ziemlich. Hier täte eine etwas weichere Abstimmung gut.

Fair

Angeboten wird der Fiat 500X in drei Ausstattungslinien: Urban, City Cross und Cross. Schon das Basismodell bringt Radio mit USB und Freisprecheinrichtung, Klimaanlage und Tempomat mit. 17.490 Euro verlangt Fiat unverhandelt dafür. Wir würden zum sympathischen Dreizylinder raten, den es ab 19.190 Euro gibt. Mit ein paar Extras sind 20.000 Euro schnell überschritten. Unsere Proberunde hinterlässt trotz kleiner Schwächen aber den Eindruck, dass der 500X trotzdem ein faires Angebot ist.


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https://www.heise.de/-4156987

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Abgasnormen-im-Ueberblick-4060878.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Fiat-Tipo-1-6-E-torQ-im-Test-3248719.html