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Neues Mobilitätskonzept wird auf dem Genfer Salon vorgestellt

Fahren unter Strom: Rinspeed zeigt den "UC?"

News rhi/ssu

"UC?" (Urban Commuter oder Pendlerfahrzeug) nennt Rinspeed seinen 2,59 Meter kurzen Elektro-Zweisitzer für die Stadt. Für Fernreisen soll er in speziellen Eisenbahn-Waggons transportiert und derweil gleich nachgeladen werden

Zumikon (Schweiz), 15. Februar 2010 – Es ist passiert: Lokalmatador Rinspeed, normalerweise ein Garant für ausgefallene Concept Cars, präsentiert auf dem diesjährigen Genfer Salon (4. bis 14. März) ein richtig praktisches Auto. Der Zweisitzer trägt den Namen "UC?" für "Urban Commuter", oder übersetzt "Pendlerfahrzeug". Im Vorfeld der Messe haben die Schweizer nun neue Fotos und Details veröffentlicht.

Hundert Kilometer Reichweite

Das Besondere: Der UC? ist Bestandteil eines kompletten Mobilitätskonzepts und wurde laut Rinspeed für eine künftige Serienfertigung konzipiert. Optisch erinnert das 2,59 Meter kurze Fahrzeug an eine Mischung aus Fiat 500 und Smart Fortwo. Durch Leichtbau beträgt das Gewicht inklusive der elektrischen Komponeten an Bord rund 980 kg. Den Antrieb übernimmt ein Elektromotor mit einer Leistung von 30 kW. Das maximale Drehmoment beträgt 130 Nm. Als Energiespeicher dient eine Lithium-Ionen-Batterie von Li-Tec [1], einem Joint Venture des deutschen Mischkonzerns Evonik und der Daimler AG. Die Kapazität der Batterie im UC? liegt bei 12 kWh. Der UC? soll in 4,1 Sekunden von Null auf Tempo 50 beschleunigen, die Spitzengeschwindigkeit wird mit 120 km/h angegeben. Maximal sind 105 Kilometer Reichweite möglich, allerdings räumt Rinspeed ein, dass dieser Wert nur bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 75 km/h erzielbar ist.

Joystick statt Lenkrad

Gesteuert wird der Cityflitzer nicht per Lenkrad sondern mittels Force-Feedback-Joystick, welcher eine deutliche Rückmeldung von der Straße geben soll. Das ganze Fahrzeug funktioniert über ein Drive-by-Wire-System.

Fahren unter Strom: Rinspeed zeigt den "UC?"

Neues Mobilitätskonzept

Den UC? stellt Rinspeed als Bestandteil eines neuen Mobilitätskonzepts vor. Das für den Einsatz in der Stadt ausgelegte Fahrzeug soll auf längeren Strecken in speziellen Eisenbahn-Waggons verschwinden, wo seine Batterie während der Fahrt nachgeladen wird. Die Idee hat Charme: Auf elektrifizierten Bahnstrecken wäre in Verbindung mit den Spezial-Waggons bereits eine exzellente Ladeinfrastruktur vorhanden, die entlang der Asphaltstraßen erst noch aufgebaut werden muss. Da die kleinen Autos quer zur Fahrtrichtung des Zugs abgestellt werden, soll die simultane Be- und Entladung mehrerer Fahrzeuge in kurzer Zeit möglich sein.

Freie Platzwahl

Während der Zugreise steht es den Insassen frei, ob sie in ihren Fahrzeugen bleiben oder lieber in ein Abteil oder ins Zugrestaurant gehen. Für Zeitvertreib an Bord des UC? sollen mobile Dienste wie E-Mail oder Videochat sorgen, auch die Buchung einer Zugfahrt soll dank 3G-Mobilfunkverbindung vom Auto aus möglich sein. Rinspeed will mit den UC?-Konzept das Reichweitenproblem von E-Autos umgehen. Frank M. Rinderknecht diskutiert nach eigenen Angaben bereits mit internationalen Bahngesellschaften über sein Konzept: "Ich kann meine Zeit effizienter nutzen als auf der öden Autobahn", wirbt Rinderknecht für seine Idee.

Zwei Varianten in Planung

Erste Testfahrten mit dem UC? sind schon in Genf möglich – auf einem Kunstfellparcours. Angedacht ist die Serienfertigung von zwei UC?-Versionen: Der "Ultimate Commuter" als Pendler-Fahrzeug und der "Unlimited Commuter" als Ausführung für Handwerker oder die Post. Ein mit Swarovski-Kristallen verzierter Verschluss über dem Ladestecker zeigt durch verschiedene Farben den Ladezustand der Batterie an. Laut Rinspeed laufen seit längerem intensive Gespräche mit Großserienherstellern über eine Fertigung des "UC?".


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