zurück zum Artikel

Der neue Citroën C4 Picasso im Fahrbericht

Gegen den Trend

Fahrberichte Martin Franz

Ungewöhnliche Kreationen sind bei Citroën nichts Neues. So gesehen passt der gerade vorgestellt C4 Picasso gut ins Bild, denn sein Design weicht doch etwas von dem ab, was in dieser Klasse sonst so geboten wird. Wir konnten uns kurz vor dem Verkaufsstart einen ersten Eindruck von dem Van verschaffen

Lissabon (Portugal), 11. Juni 2013 – Ungewöhnliche Kreationen sind bei Citroën nichts Neues. So gesehen passt der gerade vorgestellt C4 Picasso gut ins Bild, denn sein Design weicht doch etwas von dem ab, was in dieser Klasse sonst so geboten wird. Wir konnten uns kurz vor dem Verkaufsstart einen ersten Eindruck von dem Van verschaffen.

Neue Plattform

Extras wie eine elektrische Heckklappe, ein mit vier Kameras arbeitendes Rundumsicht-System, Massagefunktion für den Rücken, Relax-Beifahrersitz mit elektrisch ausfahrbarer Unterschenkelauflage oder ein radarbasierter Abstandstempomat sollen den gehobenen Anspruch des Franzosen unter Beweis stellen. Der C4 Picasso ist das erste Fahrzeug, das auf der neuen modularen Plattform EMP2 des PSA-Konzerns basiert. Auf ihr werden in den kommenden Jahren zahlreiche weitere Mittelklasse-Modelle der Marken Citroën und Peugeot aufbauen. Allein die neue Plattform soll für 70 Kilogramm Gewichtsersparnis gegenüber dem Vorgänger sorgen, insgesamt verspricht der Hersteller gar 140 Kilogramm weniger. Ein Blick in die Datenblätter zeigt jedoch, dass die Franzosen hier recht optimistisch rechnen. Das Basismodell VTi 120 wiegt mit 1505 nun 100 Kilogramm weniger als bisher, der von uns gefahrene Diesel wurde im Vergleich mit seinem ähnlich motorisierten Vorgänger HDi 110 70 Kilogramm leichter.

Viel Platz

Weit außen platzierte Achsen erlaubten das Kunststück, trotz vier Zentimeter kürzerer Karosserie mehr Platz für die Insassen zu schaffen. Vom gewachsenen Platzangebot profitieren Fahrer und Beifahrer, aber auch die Passagiere in der zweiten Sitzreihe. Hier gibt es drei Einzelsitze, die sich längs verschieben und in der Neigung verstellen lassen. Selbst der mittlere Platz ist gut nutzbar, da im Fußraum kein Mitteltunnel stört. In den Kofferraum passen 537 Liter Gepäck. Werden die Rücksitze ganz nach vorn geschoben, kommen noch einmal fast 100 Liter dazu. Eine angenehm niedrige Ladekante und eine breite Öffnung erleichtern das Beladen. Die mit jeweils einem Handgriff umlegbaren Rücksitzlehnen ermöglichen das Vergrößern des Stauraums auf maximal 1709 Liter.

Futuristische Front

Das mutige Außendesign des C4 Picasso mag nicht jedermanns Geschmack treffen, eine Abwechslung in dieser Klasse ist es allemal. In der futuristisch anmutenden Frontpartie des Citroën fallen die schlitzartigen LED-Tagfahrleuchten auf, die über den Hauptscheinwerfern sitzen. Die weit nach hinten gezogene Panorama-Windschutzscheibe gehört zum Serienumfang, gegen Aufpreis ist zusätzlich ein großes Glasdach zu haben. Leider hält auch Citroën an der fragwürdigen Mode fest, ein Glasdach ohne Öffnungsfunktion anzubieten. So gibt es zwar reichlich Licht im Innenraum, eine zugfreie Belüftung aber nicht. Durch die vergleichsweise großen Fensterflächen ist die Rundumsicht sehr gut – eine Tugend, auf die längst nicht alle Hersteller mehr Wert legen.

Auch bei der Gestaltung des Innenraums unterscheidet sich der C4 Picasso von seinen Konkurrenten. Alle für den Fahrer und die Bedienung relevanten Funktionen werden auf zwei mittig platzierten Bildschirmen angezeigt, klassische Rundinstrumente sucht man auch in diesem Citroën vergeblich. Im oberen Teil der Armaturentafel befindet sich ein individuell konfigurierbarer HD-Monitor mit Zwölf-Zoll-Diagonale. Hier lassen sich unter anderem Geschwindigkeit, Drehzahl, die Daten des Bordcomputers und Navigationshinweise anzeigen.

In der Mittelkonsole sind die Bedienelemente auf einen Siebenzoll-Touchscreen sowie maximal sieben darum gruppierte Tasten reduziert. Hier werden die Radio, das Navigationssystem, die Assistenzsysteme sowie der Zugriff auf das per Bluetooth koppelbare Mobiltelefon gesteuert. „Multicity Connect“ bietet die Möglichkeit, internetbasierte Dienste zu nutzen. Verschiedene Apps versorgen den Fahrer mit Infos über Kraftstoffpreise, Parkplätze, Sehenswürdigkeiten oder das Wetter. Für die Bedienung der ebenfalls über den Touchscreen einstellbaren Klimaanlage hätten wir uns hingegen zwei externe Regler gewünscht, um nicht immer andere Menüpunkte verlassen zu müssen. Ab der Ausstattung Seduction ist eine Klimaautomatik serienmäßig. Sollte die ordentlich arbeiten, muss man an die Regelung natürlich nur selten ran. Unsere erste Proberunde war zu kurz, um das verlässlich beurteilen zu können.

Beine hoch

Ein in dieser Klasse unübliches Highlight bietet der C4 Picasso mit dem aufpreispflichtigen Lounge-Paket: Es umfasst Vordersitze mit Massagefunktion, Komfortkopfstützen auf allen Plätzen sowie eine elektrisch ausklappbare Unterschenkelauflage für den Beifahrer. Der soll mit hochgelegten Beinen besonders entspannt reisen und eine angenehme Schlafposition finden. Leider stößt man dabei mit den Fußspitzen von unten an die Armaturentafel, was das Wohlbefinden doch etwas schmälert. Als weitere praktische Details sind eine 230-Volt-Steckdose in der Mittelkonsole, serienmäßige USB- und AUX-Anschlüsse, Ausklapptische samt kleiner LED-Leseleuchten für die hinteren Passagiere sowie eine herausnehmbare Taschenlampe in der Gepäckraumwand erhältlich.

Schwacher Diesel

Zum Marktstart Mitte Juni 2013 stehen für den C4 Picasso zwei Benziner und zwei Diesel mit 92 bis 156 PS zur Wahl. Der vorerst stärkste Selbstzünder schöpft aus 1,6 Litern Hubraum 114 PS und 270 Nm Drehmoment. Das ist nicht übermäßig viel und entsprechend fährt sich der e-HDi 115: ausreichend für gemütliches Cruisen, insgesamt aber ein bisschen schwach auf der Brust, gerade mit etwas Zuladung an Bord. Überholmanöver verlaufen also etwas zäh. Sehr gut gefallen hat uns hingegen die geringe Geräuschentwicklung des Turbodiesels. Geschaltet wird über ein ausreichend präzises und leichtgängiges Sechsgang-Getriebe. Für 750 Euro gibt es alternativ das automatisierte Schaltgetriebe ETG6, mit dem der Verbrauch nicht steigen soll. Im NEFZ ist der e-HDi 115 mit 4,0 Litern angegeben, wir benötigten auf unserer Ausfahrt laut Bordcomputer 5,3 Liter. Sparsamste Variante des C4 Picasso ist der e-HDi 90 ETG6 mit 3,8 Liter Normverbrauch. Der kleine Diesel dürfte dem Van aber endgültig jeglichen Anflug von Temperament rauben. Immerhin sollen hier mit 92 PS und 230 Nm über 1,5 Tonnen bewegt werden. Ab Herbst 2013 ergänzt ein Zweiliter-Diesel mit 150 PS und Euro-6-Einstufung das Angebot.

Auf der Straße liegt der neue C4 Picasso straffer als man das von anderen Modellen der Marke kennt, ohne dabei unkomfortabel zu sein. Querfugen könnten allerdings sanfter ausgebügelt werden, die elektrische Servolenkung eine Spur direkter agieren.

Zu haben ist der neue C4 Picasso als 120-PS-Benziner in der Basisausstattung Attraction bereits ab 19.990 Euro. Der Zwölf-Zoll-HD-Bildschirm, Leichtmetallräder, eine Einparkhilfe und mehr sind erst ab der zweithöchsten Variante Intensive dabei. Auf Wunsch sind Annehmlichkeiten wie ein Totwinkelwarner, ein Spurhalteassistent, ein Einparkassistent oder ein Fernlichtassistent erhältlich. Die meisten Extras können jedoch nicht einzeln geordert werden, sondern sind an teurere Versionen beziehungsweise Ausstattungspakete gebunden.

Doch schon die Basisversion bringt im Großen und Ganzen das mit, was die meisten Käufer wünschen: Tempomat, CD-Radio und Klimaanlage sind immer mit dabei, selbst das Lenkrad ist teilweise schon mit Leder bezogen. Die teureren Versionen bieten zum Teil Navigationssystem, Alufelgen oder auch ein schlüsselloses Zugangssystem ab Werk.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1885998