zurück zum Artikel

Der unauffällige Japaner tritt mit 260 PS gegen Golf GTI, Seat León Cupra & Co. an

Mazda 3 MPS mit 260 PS im Fahrbericht

Fahrberichte mn
630 x 420 25124_1251884047721.jpg

An der Ostseeküste geht es eher gediegen und gemütlich zu. Was für Feriengäste erholsam ist, lässt den Motorjournalisten ungeduldig werden: Denn wir haben 260 PS im neuen Mazda 3 MPS unter der Haube

Timmendorfer Strand, 2. September 2009 – Timmendorfer Strand: Hier kann man es sich so richtig gut gehen lassen, am sieben Kilometer langen Strand entlang schlendern oder einfach nur faul im Strandkorb fläzen und die Zeit langsam dahinfließen lassen. Jawoll, es gibt auch Straßen – viele Tempo-30-Zonen, Landstraßen, auf denen Tempo 70 erlaubt ist oder die A1, auf der man meist auch nicht schneller als 120 darf. Wer hier um die Kurven wetzen will, hat wahrscheinlich eine Meise. Kurz: das ideale Umfeld, um dem Mazda MPS mit seinen 260 PS unter die Lupe zu nehmen. Aber dafür kann man ganz hervorragend die Alltagstauglichkeit oder Seitenwindempfindlichkeit des 260-PS-Sportlers testen oder wenigstens ab und zu mal kurz ausprobieren, was er denn könnte, wenn man dürfte.

Kein Hau-Drauf-Auto für Halbstarke

Es zeigt sich schnell, dass der Kompakt-Sportler aus Japan tatsächlich keine aufdringliche Knallbüchse ist, wie es Spoiler und zusätzlicher Lufteinlass auf der Nase vielleicht manchem suggerieren. Dabei macht der MPS ja noch verhältnismäßig schüchtern auf Macho, manch anderer Klassenkamerad stellt seine Muckis viel extrovertierter zur Schau. So lässt es sich mit dem neuen MPS (Mazda Performance Series) entlang der Küstenstraße gesittet und ruhig entlangjoggen, ohne dem Herz allzu viel abzufordern. Josef A. Schmid, der neue Geschäftsführer von Mazda Deutschland, findet, das neue Topmodell bietet ein „Gleichgewicht aus Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit“, schaun mer mal.

Hält, was er verspricht

Endlich ist die Straße frei – ich kann mal ordentlich Gas geben und werde nicht enttäuscht: Der Motor hält, was die Leistungsdaten versprechen. Der bereits aus dem Vorgänger bekannte Benzin­direkteinspritzer mit 2,3 Liter Hubraum und Turboaufladung bringt es auf 260 PS und 380 Nm Drehmoment. Im Vergleich zur Ende 2006 an den Start gegangenen ersten Generation des MPS kommt die Leistung deutlich kontrollierter auf der Straße an. Eine Drehmomentkontrolle verhindert jetzt ein allzu schnelles Durchdrehen der Antriebsräder – in den niedrigen Gängen wird dazu das Drehmoment elektronisch begrenzt. Ab 3000 U/min steht dann das volle Drehmoment zur Verfügung. Darunter könnte der MPS vielleicht noch einen Tick kraftvoller zu Werke gehen. Nichtsdestotrotz geht's in 6,1 Sekunden von null auf Tempo 100. Und wie der MPS beweist, muss mittlerweile sogar schon ein Kompaktwagen bei 250 km/h elektronisch abgeregelt werden.

Mazda 3 MPS mit 260 PS im Fahrbericht

Hakelige Schaltung

Das serienmäßige sechsstufige Handschaltgetriebe arbeitet nicht ganz so flüssig. Es ist etwas hakelig, was unter anderem dazu führt, dass ich zweimal in den vierten statt in den sechsten Gang schalte. Der Mazda 3 MPS verzichtet auch bei hohem Tempo auf allzu martialischen Sound – wobei ein etwas grimmigerer Klang aus den beiden Endrohren dem Japaner durchaus gut zu Gesichte stünde. 9,6 Liter Super Plus gibt der Hersteller als Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer an. Doch bei realistischer Sicht der Dinge dürften wohl zwischen zehn und elf Liter benötigt werden.

Sportlich und komfortabel

Das serienmäßige Sportfahrwerk des MPS legt die Karosserie um zehn Millimeter tiefer und ist natürlich etwas straffer ausgelegt als die Fahrzeug-Abstimmung im herkömmlichen 3. Die engen Kurven Ostholsteins lassen sich zügig nehmen. Die direktere Lenkung passt zum Gesamt-Setup des Autos, das auch bei Höchstgeschwindigkeit solide auf der Straße liegt. Dennoch bleibt ein angenehmer Restkomfort erhalten.

Großer Heckflügel

Rein äußerlich setzt der zusammen mit dem CX-7 momentan stärkste Mazda auf noch etwas mehr Dynamik als der schon sportlich gestaltete Serien-3er. Auffällige Merkmale des MPS sind ein Lufteinlass in der Motorhaube und ein großer Heckflügel an der Dachkante. Der aerodynamisch optimierte Frontstoßfänger, ausgestellte vordere Kotflügel sowie Seitenschweller ergänzen den Auftritt. Die 18-Zoll-Leichtmetallräder orientieren sich an den Felgen des Wankel-Sportwagens RX-8 und sind mit 225er-Reifen bezogen – laut Mazda speziell von Dunlop entwickelt. Im Innenraum sorgen Sportsitze mit lederbezogenen Seitenwangen, Alupedale und rote Ziernähte für ein sportliches Ambiente. Hier könnte man sich noch ein wenig mehr Wertigkeit vorstellen – beispielsweise Zierleisten aus Aluminium statt aus Kunststoff oder ein individuell gestaltetes Sportlenkrad.

Mazda 3 MPS mit 260 PS im Fahrbericht

Für 27.400 Euro fast alles dabei

Der Blick in die Aufpreisliste ist schnell erledigt. So gibt es als Extras lediglich ein Navigationssystem für 720 Euro und ein 2400 Euro teures „Plus-Paket“, das unter anderem ein Bose-Soundsystem, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Xenon-Scheinwerfer beinhaltet. Alles andere gehört beim Mazda 3 MPS für 27.400 Euro bereits zur Serienausstattung. Damit unterbietet der MPS preislich seine Konkurrenten: Der fünftürige VW Golf GTI ist ab 27.595 Euro zu haben, bietet mit 210 PS aber ebenso weniger Leistung wie der 240 PS starke Seat León Cupra für 27.990 Euro. Für den Focus RS mit 305 PS verlangt Ford ab 34.900 Euro. In Kürze erhält der Mazda 3 MPS noch zwei neue, nahezu gleichstarke Mitbewerber: Der VW Golf R und der Seat León Cupra R stehen auf der IAA – unter ihrer Haube arbeiten jeweils Benzindirekteinspritzer mit 265 PS.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-490635