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Der Mercedes S 500 Plug-in-Hybrid soll nur 2,8 Liter verbrauchen

Fabelwert

Autos Martin Franz
Mercedes verspricht für den S 500 Plug-in-Hybrid einen Verbrauch von 2,8 Litern im NEFZ.

Die dritte Mercedes S-Klasse mit Hybridantrieb ist im NEFZ mit 2,8 Litern angegeben. Ohne Zwischenladung liegt der Wert mehr als doppelt so hoch, was angesichts der Ausgangswerte keinen ernsthaft wundern sollte

Stuttgart, 5. August 2014 – Angekündigt war sie schon seit einem Jahr, nun kommt die dritte S-Klasse mit Hybridantrieb endlich in den Handel. Anders als die beiden schon bekannten Versionen ist der S 500 als Plug-in-Hybrid ausgelegt. Damit sollen bis zu 33 Kilometer rein elektrischer Fahrt möglich sein. Viel wichtiger für den Hersteller ist aber ein glanzvoller Wert im NEFZ. Im Zyklus ist er mit 65 Gramm CO2 je Kilometer angegeben.

Fantastischer Wert

Die Voraussetzungen für neue Fabelwerte beim Verbrauch sind denkbar schlecht: Ein aufgeladener V6 mit 245 kW (333 PS) und ein Leergewicht von 2215 Kilogramm sind für sich genommen keine geeignete Kombination für Sparrekorde. Dazu bietet Mercedes den S 500 Plug-in-Hybrid auch nur mit langem Radstand an. Mit Hilfe des E-Motors, der maximal 85 kW beisteuert, soll der Verbrauch bei 2,8 Litern liegen. Dem NEFZ, der die mögliche rein elektrische Fahrt mit Null Gramm CO2 in die Bilanz einfließen lässt, ist diese, wahrhaft fantastische Angabe zu verdanken.

Oder doch nicht?

Etwas anders sieht die Rechnung freilich aus, wenn den Verbrauch ohne geladene Batterie errechnet wird. Die Formel für Plug-in-Hybridautos nach ECE-Norm R 101 sieht folgendermaßen aus:

C = (De x C1 + Dav x C2) / (De + Dav)

C steht für den Gesamtverbrauch (hier: 2,8 l/100 km)

De für die rein elektrische Reichweite (33 km)

C1 für den Kraftstoffverbrauch bei vollem Akku (0)

Dav für die Strecke zwischen zwei Akkuladungen, die immer mit 25 Kilometern angesetzt wird

C2 für den Verbrauch bei leerem Akku

Wird die Formel nach C2 umgestellt ergibt sich für den S 500 Plug-in-Hybrid folgendes:

2,8 (33 + 25)/25 = C2 = 6,496 Liter

Rechnet man noch mit ein, dass vermutlich auch dieses Auto in der Praxis nur selten wie im Zyklus bewegt wird, dürfte auch diese S-Klasse nur mit einiger Mühe unter acht Liter 100 km weit zu bewegen sein – was für eine mehr als zwei Tonnen schwere Limousine mit einer Systemleistung von 442 PS und 650 Nm kein schlechter Wert ist, aber auch weit von der Angabe im NEFZ entfernt. Zu beachten ist dabei unbedingt, dass diese Rechnung natürlich nur eine theoretische Betrachtung ist, denn erstens wird die Batterie in einem Plug-in-Hybrid nie komplett leer gefahren, zweitens wird bei jeder Bremsung rekuperiert.

Die möglichen Fahrleistungen reichen trotz des hohen Gewichts natürlich aus, um bei Bedarf fast alle normalen Autos hinter sich zu lassen. Mercedes verspricht minimal 5,2 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100, erst bei 250 km/h ist Schluss. Rein elektrisch sollen bis zu 140 km/h erreichbar sein.

Als unverbindliche Preisempfehlung nennt Mercedes 108.944, 50 Euro. Die Serienausstattung ist längst nicht mehr so karg wie ehemals: LED-Scheinwerfer, Navigationssystem und elektrisch verstellbare Sitze sind hier ohne Aufpreis dabei. Natürlich hat der Kunde trotzdem die Chance, mehrere 10.000 Euro in zusätzliche Goodies zu investieren – in der 84-seitigen Preisliste findet sicher jeder noch etwas. Selbst Warndreieck und Verbandskasten sind in der S-Klasse ohne Zusatzkosten mit drin – am anderen Ende [1] der automobilen Skala wird das bei Mercedes gesondert berechnet.


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