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Wir sind das Volkswagen-SUV mit überarbeitetem Dreiliter-Turbodiesel gefahren

Modifizierter Sechszylinder-TDI für den VW Touareg

Fahrberichte mn
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VW hat den Dreiliter-TDI im Touareg überarbeitet. Der V6-Turbodiesel ist jetzt stärker, macht das SUV schneller und soll zugleich sparsamer sein. Wir haben es überprüft

Haar, 3. Juni 2008 – Anfang 2007 bekam der VW Touareg ein Facelift verpasst, nun hat Volkswagen Dreiliter-TDI überarbeitet – die meistverkaufte Motorisierung. Der V6-Turbodiesel ist jetzt stärker, macht den Touareg schneller und soll zugleich sparsamer sein. Wir haben das überprüft und sind den Touareg 3.0 V6 TDI mit Automatikgetriebe gefahren.

Kerniger Motorsound

Bereits beim Anlassen sind wir überrascht: Kaum die Spur eines Diesel-Klangs ist zu hören, vielmehr vernehmen wir einen kernigen, satten Sound. Mit über 2,3 Tonnen schleppt der Touareg einiges an Gewicht mit sich herum. Umso erfreulicher ist, dass der neue TDI überhaupt kein Problem hat, den Koloss mit Allradantrieb zügig von der Stelle zu bewegen. 240 PS und damit 15 Pferdestärken mehr als das Vorgängeraggregat leistet der Turbodiesel. Das maximale Drehmoment wurde um zehn Prozent gesteigert und liegt jetzt bei 550 Newtonmeter. Diese Kraft setzt der Sechszylindermotor sehr direkt um und macht den Touareg zu einem wahren Kraftpaket.

Sportliche Sechsgang-Automatik

Zudem harmoniert der Antrieb gut mit der Sechsgang-Automatik, die sich in zwei Varianten fahren lässt. In der D-Stufe lässt sich das Fahrzeug eher behutsam und komfortabel steuern. Dennoch zeigt sich der Offroader bei Bedarf sehr durchzugsstark – egal ob beim Anfahren, beim Überholen oder auf der Autobahn. Richtig zur Sache geht's dann in der sportlichen S-Stufe. Bei durchgedrücktem Gaspedal dreht der Motor jeden Gang bis knapp unter den roten Drehzahlbereich. Fahrer und Passagiere werden in ihre Sitze gedrückt und man wähnt sich eher in einem Sportwagen als in einem schweren Geländewagen. Der Versuch, den Touareg in der S-Stufe auch sanft zu fahren, entpuppt sich allerdings als kein leichtes Unterfangen. Gerade beim Anfahren reagiert die Antriebseinheit hier etwas ruppig.

Modifizierter Sechszylinder-TDI für den VW Touareg

Straffes Fahrwerk

Die Beschleunigung erfolgt insgesamt sehr gleichmäßig und kontinuierlich, und das bereits im niedrigen Drehzahlbereich. Die schnelle Ansprache des Gaspedals verleitet allerdings zu zügigem Fahren. Tempo 200 ist kein Problem. Ein gemütliches Dahingleiten über den Asphalt liegt dem Touareg nicht, das Fahrwerk ist relativ straff ausgelegt. Die optional erhältliche Luftfederung unseres Testwagens erlaubt zwar das manuelle Einstellen von drei Dämpferregelungen. Doch auch in der weichsten Stufe sind Unebenheiten in der Fahrbahn deutlich wahrzunehmen. Vorteilhaft wirkt sich diese harte Abstimmung im Kurvenverhalten aus. Die Dämpfung stellt sich dann aus Sicherheitsgründen automatisch härter ein. So lassen sich trotz einer hohen Neigungslinie auch enge Kurven zügig nehmen.

Mehr Leistung, weniger Verbrauch?

Mehr Leistung, weniger Verbrauch – das verspricht Volkswagen für den überarbeiteten TDI-Motor. 9,9 Liter Kraftstoff soll er auf 100 Kilometer benötigen, das wären 0,8 Liter weniger als vorher. Gerade die sportlichen Fahrleistungen verleiten jedoch dazu, den allradgetriebenen Wolfsburger wenig spritsparend zu fahren. Realitätsnäher sind Werte, die sich etwa in der Mitte zwischen der Herstellerangabe und den von uns benötigten rund 13 Liter bewegen. Ein vergleichbarer BMW X5 3.0d soll 8,1 Liter verbrauchen. Der Mercedes ML 320 CDI liegt mit 9,3 Liter ebenfalls unter dem Wert des Touareg. Auch beim CO2-Ausstoß wird der VW von der Konkurrenz aus München und Stuttgart übertrumpft. Wirklich emissionsarm sind weder der X5 3.0d mit 214 Gramm noch der ML 320 CDI mit 245 Gramm Kohlenstoffdioxid pro Kilometer. Dennoch liegt der Touareg V6 TDI mit 262 Gramm deutlich über den Werten der Konkurrenzmodelle.

Modifizierter Sechszylinder-TDI für den VW Touareg

Design, Ausstattung und Komfort

In Sachen Design, Ausstattung und Komfort weiß der Touareg zu überzeugen. Die verwendeten Materialien sind hochwertig, die Verarbeitung ist sehr solide. Das Cockpit wirkt aufgeräumt und ist übersichtlich gestaltet, die Bedienung funktioniert einwandfrei. Einzig die auffällige Positionierung des Zündschlosses rechts vom Lenkrad wirkt etwas unharmonisch und der Bildschirm für das Navigationssystem befindet sich etwas zu weit unten, das kann vom Fahren ablenken. Die wichtigsten Anweisungen sind allerdings auch über das kleine Display des Bordcomputers zwischen den Rundinstrumenten ablesbar. Die optionalen Komfortsitze mit vielfachen Einstellungsmöglichkeiten halten, was sie versprechen. Auch im Fond sitzt es sich bequem, das Platzangebot ist großzügig bemessen.

Hilfreiche Assistenzsysteme

Die stattlichen Außenmaße machen den Touareg im Stadtverkehr oder auf mehrspurigen Straßen natürlich nicht gerade übersichtlich und praktisch. Allerdings sind verschiedene Assistenzsysteme erhältlich, die dem Fahrer hilfreich zur Seite stehen. Eine automatische Distanzregelung mit Umfeldbeobachtungssystem warnt durch ein Symbol und einen Warnton vor gefährlichen Situationen im Blickfeld des Fahrers. Gleichzeitig wird das Fahrzeug auf eine mögliche Notbremsung eingerichtet. Ein Spurwechselassistent weist über optische Signale in den Außenspiegeln auf von hinten herannahende Fahrzeuge hin. Und eine Parkdistanzkontrolle gibt optische und akustische Warnsignale bei Hindernissen im Front- und Heckbereich. All diese Systeme sind sehr empfehlenswert, sie sind allerdings nur gegen Aufpreis erhältlich.

Modifizierter Sechszylinder-TDI für den VW Touareg

Umfangreiche Aufpreisliste

Womit wir schon beim Thema Preis wären: Der Grundpreis des Touareg 3.0 V6 TDI mit Automatikgetriebe liegt bei 49.550 Euro. Damit ist er deutlich günstiger als der BMW X5 3.0d und der Mercedes ML 320 CDI mit Einstiegspreisen von 52.500 und 54.205 Euro. Die Anschaffungskosten für den Volkswagen steigen angesichts einer langen Liste für Extras aber schnell ins Unermessliche. Für unser sicherlich gut ausgestattetes Exemplar hätten wir fast 74.000 Euro zahlen müssen.


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