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Dreisatz

Moto Guzzi V7 III Carbon / Milano / Rough

Motorrad iga
Zweirad

Moto Guzzi hat gleich drei neue Modelle der V7 III präsentiert. Die Grande Dame der italienischen Motorradindustrie wird auf ihre alten Tage noch richtig attraktiv, auch wenn es nur Variationen eines bekannten Themas sind

Ohne die V7, die bereits seit 1967 produziert wird, wäre Moto Guzzi längst mausetot. Doch dank des eleganten Bikes mit dem charakteristischen, luftgekühlten und längs eingebauten 90-Grad-V2-Motor hat die Marke aus Mandello del Lario alle Stürme überstanden und feiert heute fröhliche Urstände. Mittlerweile gibt es das Motorrad in der dritten Auflage, entsprechend als V7 III bezeichnet, und zeigt sich Euro4-konform mit ABS, Einspritzung, Onboard-Diagnose und Traktionskontrolle. Das ist ungefähr so, als hätten die Gebrüder Wright ihre Flugmaschine für den bemannten Weltraumflug tauglich gemacht. Ihre Faszination bezieht die V7 heute zu einem nicht unerheblichen Teil aus der Tatsache, dass sie nicht, wie viele Konkurrentinnen, künstlich im Retro-Stil erschaffen wurde, sondern tatsächlich authentisch ist.

Drei neue Modelle

Die letztes Jahr vorgestellte V7 III erhielt die Zylinder, Zylinderköpfe, Ansaugstutzen, Einspritzdüsen, doppelwandige Auspuffkrümmer, Ölwanne und Lichtmaschinendeckel der größeren V9, behielt aber Bohrung und Hub bei, womit er auch weiterhin auf 744 Kubikzentimeter Hubraum kommt. Abgewendet hat sich die V7 III hingegen von parallel stehenden Ventilen und einem Brennraum nach dem Heron-Prinzip komplett im Kolbenboden.

Bislang gab es die V7 III in drei Varianten: Special, Stone und Racer. Da die Basis der Ikone nicht angetastet werden durfte, unterschieden sich die drei Modelle hauptsächlich in der Lackierung, den Draht- bzw. Gussfelgen, dem Lenker, den Seitendeckeln und der Sitzbank.

2017 baute Moto Guzzi laut eigenen Angaben insgesamt 9000 Motorräder, eine Steigerung von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wobei ein Großteil der Produktion auf die V7 entfiel. Um den Erfolg noch ein wenig anzuheizen, präsentieren die Italiener nun erneut drei weitere V7 III-Modelle. Moto Guzzi gab sich Mühe, schlagkräftige Namen für das Trio zu finden: Carbon, Milano und Rough. Andere Marken würden jetzt vielleicht eine komplett einstellbare Upside-down-Gabel und bissige Brembo-Monoblock-Bremszangen verbauen, TFT-Displays installieren, dem Motor ein paar PS mehr Leistung entlocken und eine superleichte Auspuffanlage spendieren.

Natürlich noch der gleiche Motor

Moto Guzzi macht nichts dergleichen, sondern bleibt bei seinem bewährten Rezept und variiert die Lackierungen, Felgen, Seitendeckel, Kotflügel und Sitzbänke. Fans anderer Marken wären darüber wahrscheinlich enttäuscht, die Guzzisti wären jedoch hellauf empört, wenn an ihrer V7 ein Sakrileg wie eine Werksfrisur begangen würde. Moto Guzzi bietet ein umfassendes Zubehörprogramm für die V7 von rund 200 Komponenten, die Teile können aber nicht schon ab Werk am Modell verbaut werden, sondern müssen extra geordert und selbst oder von der Werkstatt drangebastelt werden. Anders könnte Moto Guzzi nicht so viele Modellvarianten anbieten.

Alle drei neuen Modelle tragen natürlich den bewährten 744-cm3-V2 mit 52 PS. Der Motor reißt zwar keine Bäume aus, aber 60 Nm bei 4900/min reichen, um den Fahrer glücklich zu machen. Wer je mit einer V7 genüsslich über die Landstraße swingen durfte, wird kaum den Wunsch nach mehr Leistung verspürt haben. Der V2 bollert vor sich hin und zieht aus jeder Kurve zwar nicht stürmisch, aber bullig heraus.

Variable Teile

Der Name „V7 III Milano“ klingt nicht nur elegant, das Modell ist es auch. Sie ist silbern lackiert, hat schwarze Gussfelgen, Seitendeckel und Kotflügel bestehen aus satiniertem Aluminium und die Schalldämpfer glänzen in Chrom. Ihre Sitzbank ist mit Quernähten gesteppt und für den Sozius gibt es einen Griffbügel. Als einzige V7 besitzt sie keine Faltenbälge an den Gabelrohren.

Die V7 III Rough folgt dem Scrambler-Trend. Nein, sie hat keine längeren Federwege und auch keine hochgelegte Auspuffanlage oder einen Motorschutz, aber immerhin schwarze Drahtspeichenfelgen, auf die Reifen mit leichtem Enduroprofil gezogen sind. Tank und Kotflügel sind grau lackiert, der Rest ist in mattschwarz getaucht. Die Sitzbank hat auch Steppnähte wie die Milano, aber mit einem Riemen zum Festklammern für den Hintermann.

Die V7 III Carbon nimmt eine Sonderstellung ein. Sie ist auf 1921 Stück limitiert, um das hundertjährige Jubiläum von Moto Guzzi zu würdigen. Das steht zwar erst in drei Jahren an, aber man kann ja schon mal vorfeiern. Die Seitendeckel und Kotflügel sind aus Sichtkarbon, daher die Modellbezeichnung. Heraus stechen die knallrot lackierten Zylinderköpfe, ansonsten hüllt sich die V7 III Carbon komplett in mattschwarz. Lediglich der Adler auf dem Tank, der „V7 III“-Schriftzug, der vordere Bremssattel und die Nähte der mit Alcantara bezogenen Sitzbank bilden dezente Kontraste in Rot. Auf der Lenkerklemmung verkündet ein graviertes Schildchen die Nummer des Sonderserienmodells. Das macht man bei italienischen Herstellern schon mal gerne, um dem Modell einen Hauch Exklusivität zu verleihen.


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