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Neuvorstellung: Mercedes C 63 AMG Coupé

Längsheld

Autos Martin Franz
Mercedes

Mercedes zeigt auf der IAA nicht nur das neue Coupé der C-Klasse, sondern auch deren stärkste Ableger von AMG. Mit dem bekannten V8 wird aus dem Wagen so ein sportliches Auto, was nicht mit einem Sportwagen zu verwechseln ist

Affalterbach, 20. August 2015 – In einer Zeit, in der das Streben nach Rendite auch vor Kleinigkeiten nicht mehr halt macht, erstaunt mitunter der Aufwand, den Autohersteller in Nischenmodelle stecken. Ein gutes Beispiel dafür ist der neue Mercedes-AMG C 63. Fahrwerk, Teile der Karosserie, Motor: Die hauseigene Tuningabteilung hat einen ziemlichen Aufwand betrieben, um die beiden kräftigsten Ableger der neuen C-Klasse-Coupés auf Sport zu trimmen.

Nach eigenen Angaben hat AMG vom Rohbau des C-Klasse-Coupés nur Dach, Türen und Kofferraumhaube übernommen. Die verbreiterte Spur vorn und hinten machten ausgestellte Radhäuser nötig. Je nach Version sind 18 oder 19-Zoll-Felgen Serie. Spoiler rundum sollen nicht zur Abgrenzung gegenüber den schwächeren Modellen dienen, sondern auch Fahrstabilität bei hohem Tempo sicherstellen.

Bekannte Maschine

Der Antrieb ist aus der Limousine bekannt. Der V8 hat vier Liter Hubraum, seine beiden Lader sind zwischen den Zylinderbänken angebracht, was ihr Ansprechverhalten verbessern soll. AMG bietet das Coupé mit 476 und 510 PS an, die jeweils zwischen 5500 und 6250/min anliegen. Das maximale Drehmoment steht zwischen 1750 und 4500/min bereit und liegt bei 650 bzw. 700 Nm. Die versprochenen Fahrleistungen liegen nah beieinander: AMG nennt 4 bzw. 3,9 Sekunden im Standardsprint und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. In Verbindung mit einem „Driver’s Package“ soll das Coupé noch einmal 40 km/h mehr schaffen. Der Verbrauch im NEFZ wird mit 8,6 bis 8,9 Litern angegeben – je nach Reifenformat.

Damit ist AMG zumindest im Zyklus ein großer Sprung gelungen, denn der Vorgänger mit seinem 6,2-Liter-V8 und 457 PS war dort noch mit 12 Litern angegeben. Für ihn nannte Mercedes im Sprint von 0 auf 100 km/h noch 4,4 Sekunden, was angesichts des geringen Leistungsunterschieds erklärungsbedürftig ist. Der Neue mit 476 PS ist immerhin fast einen halbe Sekunde schneller als der Alte, während die stärkere Version mit 510 PS sich vom baugleichen Modell nur um 0,1 Sekunden absetzen – trotz 34 PS mehr. Die Lösung liegt gleich in mehreren Bereichen. AMG hat nach eigenen Angaben die Schaltzeiten reduziert und die Traktion verbessert. Die Hauptursache dürfte jedoch in einer gänzlich anderen Motorencharakteristik liegen. Der bisherige V8 lieferte seine maximale Leistung bei 6800/min und das Drehmoment von 600 Nm bei 5000/min. Der neue Motor hat also in einem viel breiteren Bereich mehr Leistung.

Mit einem Leergewicht von 1785 (C 63) bzw. 1800 Kilogramm (C 63 S) ist das Coupé natürlich kein wieselflinker Kompaktsportler und noch einmal deutlich schwerer als die Limousine. Immerhin sind damit Werte erreicht, die nicht mehr weit entfernt sind von jenen, die noch vor 15 oder 20 Jahren bei Luxuslimousinen üblich waren. Ein Porsche 911 Turbo mit 520 PS, mit 1670 Kilogramm auch nicht gerade ein Leichtsportler, schafft den Sprint in minimal 3,2 Sekunden.

Eine straffe Fahrwerksauslegung und allerlei Elektronik sollen helfen, das Gewicht beim Fahren zu verschleiern. Dafür baut AMG beispielsweise ein Fahrwerk ein, bei dem sich die Dämpfer verstellen lassen. Die Ausführung mit 510 PS bekommt ein elektronisches Sperrdifferenzial ohne Bremseingriff, das schwächere Modell ein mechanisches.

Was das Coupé kosten soll, steht noch nicht fest. Wir rechnen damit, dass es sich etwas oberhalb eines BMW M4 Coupé einordnen wird, das aktuell ab 72.500 Euro zu haben ist. Ab März 2016 sollen die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden.


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