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Der VW Golf liegt vorn - doch warum eigentlich?

Neuzulassungen im Dezember 2011

mfz

Die Autobauer können auf ein gutes Jahr 2011 zurückblicken. Die Verkaufszahlen liegen insgesamt fast neun Prozent über denen des Vorjahres. An der Spitze steht nach wie vor der VW Golf

Hannover, 17. Januar 2012 – Die Autobauer können auf ein gutes Jahr 2011 zurückblicken. Die Verkaufszahlen liegen insgesamt fast neun Prozent über denen des Vorjahres. An der Spitze steht nach wie vor VW mit dem Golf. Auch im Jahr vor dem für den kommenden Herbst erwarteten Generationswechsel war es also kein Problem, die Kunden für dieses Modell zu begeistern.

Opel und Ford: deutlich abgehängt

Die deutschen Konkurrenten konnten den Rückstand zwar etwas verkürzen, doch selbst zusammen kommen sie nicht mal in die Nähe der Golf-Zahlen. Mit 258.059 verkauften Golf dominiert VW die Zulassungsstatistik. Opel und Ford konnten von Astra und Focus [1] nur 86.579 (+19,1 Prozent) bzw. 61.157 Stück (+13,8 Prozent) verkaufen. Sie verlieren nicht nur an VW Kunden, sondern müssen auch Hyundai fürchten. Die Koreaner stellen mit dem neuen i30 ein Modell vor, dass nicht nur jene Kunden anspricht, die ein Auto in erster Linie über den Preis kaufen. Es ist ein Dilemma, in dem Ford und Opel schon lange stecken. Einerseits mischen sie bezogen auf das Image nicht in einer Klasse mit den Premiumanbietern mit, andererseits können sie die ausländischen Marken beim Preis nicht unter Druck setzen.

Eine Frage des Images

Doch worauf beruht der Erfolg des Golf? Zum einen haben die Wolfsburger es geschafft, sich vom Image der direkten Konkurrenten abzuheben. Zum anderem ist VW seinem Konzept schlichtweg treu geblieben. Das Design wurde zwar weiterentwickelt, doch keine Generation war so grundlegend neu gezeichnet, dass sich die Kunden enorm hätten umgewöhnen müssen. Die Konkurrenten wirken modischer, haben aber nicht die Zeitlosigkeit des Wolfsburgers. Mit einem allzu forschen Design besteht zwar die Chance, neue Kunden zu gewinnen, doch offensichtlich behagt vielen Käufern ein sanfter Wechsel eher. Ein Umstand, dem VW mit dem Golf Nummer VII [2] wieder Rechnung tragen wird, soviel scheint sicher. Das honoriert im übrigen auch der Gebrauchtwagenmarkt.

Gefühlte Qualität

Stattdessen perfektionierte VW Dinge wie Lenkung, Geräuschkomfort oder auch die Klimaanlage – Kleinigkeiten, die Kunden nicht nur bei einer Probefahrt wahrnehmen. Dazu kommt, dass VW in einer beim Kauf entscheidenden Disziplin zu den Premiummarken aufgeschlossen hat: Die „gefühlte“ Qualität ist bei den Wolfsburgern sehr hoch. Noble Innenraummaterialien, saubere Lackierungen und kleine Spaltmaße lassen potentielle Golf-Kunden glauben, in einem sehr hochwertigen Auto zu sitzen. In diesem Punkt spielen Ford und Opel nicht mehr in einer Liga mit VW, obwohl sie mit ihren aktuellen Modellen in zahlreichen Kriterien objektiv betrachtet nicht schlechter sind. Doch ein Fahrwerk, mit dem man, wenn es denn sein muss, fünf km/h schneller um die Ecken fahren kann, sieht der Käufer beim Händler eben nicht.

Ausblick 2012

Der VW Golf wird wohl seine Spitzenposition auch 2012 behaupten. Gut möglich dass die Verkäufe Mitte des Jahres etwas nachlassen, doch wenn im September die Neuauflage kommt, dürfte der Jahresschnitt wohl kaum gefährdet sein. Hyundai und Kia treten in der Kompakt- und der Mittelklasse mit neuen Modellen an und werden auf dem Privatmarkt für einigen Wirbel sorgen. Renault will mit dem überarbeiteten Mégane [3] dagegenhalten.

Gute Aussichten für BMW

In der Premiumliga der Mittelklasse hat BMW in diesem Jahr mit dem neuen 3er [4] vergleichsweise leichtes Spiel. Das Facelift der Mercedes C-Klasse war schon im Frühjahr 2011, ein neues Modell kommt nicht vor 2014. Bei Audi hat man gerade den A4 geliftet [5], doch gegen den 3er wird auch er es schwer haben.

Mehr tut sich auf dem Klein- und Kleinstwagenmarkt. Volkswagen bringt mit VW Up, Seat Mii und Skoda Citigo gleich drei Modelle in der 10.000-Euro-Klasse auf den Markt. Opel kontert erst Ende des Jahres mit einem noch unbenannten Gegenstück. Toyota, Citroën und Peugeot [6] haben ihre Modelle gerade überarbeitet. Mit einem Basispreis von 12.000 wird der Peugeot 208 [7] etwas teurer als die genannten Modelle, dürfte sich aber beim Fahrkomfort von diesen deutlich absetzen. Leider wollen die Franzosen ihn nicht mehr als Kombi anbieten. Stattdessen soll er als Mini-SUV auf den Markt kommen.


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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Die-Drei-Focus-Golf-und-Astra-1322534.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/VW-Golf-VII-als-Erlkoenig-unterwegs-1354835.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Renault-Megane-Facelift-Modell-vorgestellt-1407725.html
[4] https://www.heise.de/autos/artikel/Dreierpack-1380501.html
[5] https://www.heise.de/autos/artikel/Der-geliftete-Audi-A4-Avant-im-Fahrbericht-1387933.html
[6] https://www.heise.de/autos/artikel/Peugeot-107-und-Citroen-C1-bekommen-ein-Facelift-1404315.html
[7] https://www.heise.de/autos/artikel/Peugeot-208-Neuauflage-wird-kuerzer-und-leichter-1370221.html