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Londons traditionelle Black Cabs liefern China, Deutschland und nun auch Japan

Nissans Hackney Carriage

Autos Florian Pillau

Eine Limousine kaufen, umlackieren und die Reklame aufs Dach? Das geht in London leider nicht. Das London Taxi ist eine Institution, denn es muss strengen Regularien entsprechen. Erst heute drängen ausländische Hersteller auf diesen Markt. Zuletzt Nissan

Brühl, 8. Januar 2014 – Das klassische London Taxi ist bis heute eine Institution, denn es muss strengen Regularien entsprechen, die erstmals 1901 aufgesetzt und seither nur wenig verändert wurden. Eine Limousine kaufen, umlackieren und die Reklame aufs Dach? Das geht in London leider nicht so einfach wie etwa in Hamburg oder Frankfurt, die Autos wurden wegen der komplizierten und vielfältigen Vorschriften immer nur in kleiner Serie gebaut.

Doch langsam kommt Bewegung in den Markt. Das FX4 und seine Weiterentwicklung TX1 basieren noch auf einer über 60 Jahre alten Austin-Konstruktion. Letzterer wird zwar von der Firma London Taxi International (LTI) gebaut, doch ging die LTI-Mutter Manganese Bronze Holdings 2012 in Insolvenz. Die Taxiproduktion wurde vom chinesischen Hersteller Geely gekauft, die nun unter dem Namen London Taxi Company firmiert. Neben den chinesischen Taxis gibt es in London auch deutsche: Mercedes UK bietet über den Händler KPM mit großem Erfolg einen entsprechend umgebauten Vito 113 CDI an. Und nun auch noch Nissan.

Achsverbreiterung statt Allradlenkung

Nachdem 2011 der Nissan NV200 zum neuen New Yorker Taxi gekürt wurde, und auch in Barcelona und Tokio einige dieser Vans als Kraftdroschke unterwegs sind, will man nun London erobern. Schon 2012 wurde daher eine Taxiversion des NV200 für die britische Hauptstadt vorgestellt, offenbar entsprach sie aber noch nicht ganz den Erwartungen. Nissan musste nachbessern.

Das neue Modell erfüllt laut Nissan alle Anforderungen der für das Taxigewerbe in London zuständigen Behörde TFL (Transport For London), die als die strengsten weltweit gelten. Durch Modifikationen an Radaufhängung und Lenkung wurde der Wendekreis auf 7,60 Meter gebracht, denn die Lizenz erhalten nur Autos, die in einem Zug zwischen zwei 28 Fuß (8,5 Meter) auseinanderstehenden Hauswänden wenden können.

Entsprechend breit wurde die vordere Spur und die Kotflügel, was zwar komisch aussieht, aber nicht so teuer ist wie die Allradlenkung des Wettbewerbsmodells von Mercedes-Benz. Serienmäßig hat der NV200 einen Wendekreis von 10,6 Metern, eigentlich normal für ein 4,40 Meter langes Auto. Auch beim Einstieg für die Passagiere und bei der Sicherheit hält das Modell die vorgeschriebenen Normen ein, verspricht der Hersteller.

Ab 2015 wieder elektrisch

Während der LTI TX1 einen 2,7-Liter großen Nissan-Diesel unter der Haube hatte, wird das kommende Modell von einem 1,6-Liter-Benziner angetrieben. Nissans London Taxi von 2012 hatte noch einen 1,5-Liter-Diesel unter der Haube. Durch die Abkehr vom Diesel bietet das neue Taxi nun niedrigere Stickoxid- und Partikelwerte. Die aktuelle Version ist dem gewohnten Bild eines Black Cab optisch ähnlicher, hat runde Scheinwerfer und einen hohen Kühlergrill.

Die ersten Fahrzeuge rollen im Dezember 2014 in die Schauräume des exklusiven Vertragshändlers Glyn Hopkin. Ab 2015 folgt noch eine lokal emissionsfreie Elektrovariante. Damit schließt sich der Kreis wieder, denn die ersten motorisierten Black Cabs waren die ab 1897 eingeführten Autos der London Electrical Cab Company. Erst 1901 kamen die ersten London Taxis mit Verbrenungsmotor und erst 1947 rollte Londons letzte Pferdedroschke im Taxibetrieb zum letzten mal in die Remise.


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