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Opel Karl nun auch mit Autogas erhältlich

Sparflamme

Autos Martin Franz
Opel, alternative Antriebe

(Bild: Opel)

Opel geht beim Karl bislang einen ziemlich strikten Weg: Es gibt nur einen Motor. Nun wird die Auswahl ein klein wenig schwerer, denn der Kleinstwagen wird nun auch mit Autogas angeboten. Ein paar Nachteile muss der Karl-LPG-Käufer allerdings hinnehmen

Rüsselsheim, 27. Januar 2016 – Opel geht beim Karl bislang einen ziemlich strikten Weg: Es gibt nur einen Motor, der sich gegen Aufpreis mit einem automatisierten Schaltgetriebe kombinieren ließ. Nun wird die Auswahl ein klein wenig schwieriger, denn der Kleinstwagen [1] wird nun auch mit Autogas angeboten. Der Einbau erfolgt ab Werk und nicht erst beim Händler, was für den Kunden Vorteile bei eventuellen Problemen bringt. Ein paar Nachteile muss der Karl-LPG-Käufer allerdings auch hinnehmen.

Gasgewicht

Am grundsätzlichen Antrieb ändert sich nichts. Opel betont, bei der Entwicklung des Dreizylinders sei der Betrieb mit Autogas „bereits mitentwickelt“ worden. Im Gasbetrieb leistet die Maschine mit 73 ganze zwei PS weniger. Das maximale Drehmoment sinkt um drei auf nun 92 Nm. Diese Differenzen sind zu klein, um bei den Werksangaben einen Unterschied zu machen. Opel nennt hier unverändert 170 km/h als Höchstgeschwindigkeit und 14,9 Sekunden im Standardsprint. Diese Gleichnis ist andererseits erstaunlich, denn das Leergewicht steigt von 939 (Benziner) auf 1025 Kilogramm beim Autogasmodell.

Im Gasmodell gibt es kein Stopp-Start-System, für einen Vergleich der Verbrauchswerte dient im Folgenden auch der Benziner ohne Stopp-Start-System. Im NEFZ braucht der Karl mit LPG im Benzinbetrieb 0,1 Liter mehr, was in der Praxis zu vernachlässigen sein dürfte – schon allein deshalb, weil Fahrer eines LPG-Autos naheliegenderweise einen hohen Anteil an Kilometern mit Autogas anstreben werden. Zumal die Versorgung mit Tankstellen bei Autogas wesentlich besser aussieht als bei Erdgas: Rund 6800 LPG-Tankstellen gibt es derzeit in Deutschland, gerade einmal 900 mit Erdgas. Dort verspricht Opel 5,7 Liter Autogas im Zyklus, mit dem 250 Euro teuren „Eco-Paket“ sollen es 5,5 Liter sein. Der Verbrauch soll durch eine Frontspoilerlippe, einen Dachkantenspoiler und Reifen mit geringerem Rollwiderstand sinken.

Bei einem Preis von 1,2 Euro je Liter Benzin und 0,57 Euro je Liter Autogas würden die Zykluswerte folgende Kraftstoffkosten je 100 Kilometer nach sich ziehen:

Benziner mit Stopp-Start-Automatik: 4,1 Liter 4,92 Euro/100 km

Autogas ohne Eco-Paket: 5,7 Liter 3,25 Euro/100 km

Autogas mit Eco-Paket: 5,5 Liter 3,14 Euro/100 km

Diese Werte verdeutlichen, dass es schon ein paar Kilometer braucht, um die 1550 Euro wieder einzuspielen, die Opel für den LPG-Zusatz in Rechnung stellt. Bei den aktuellen Preisen und unter Annahme der Zykluswerte sind es knapp 93.000 Kilometer.

Wobei man den höheren Wiederverkaufswert nicht außer acht lassen sollte und zusätzlich berücksichtigen muss, dass die Verbrennung von Autogas eine gewisse Motortemperatur voraussetzt. In der Warmlaufphase braucht auch der Karl LPG Benzin. Die Werte zeigen aber auch, dass sich das Eco-Paket erst ab knapp 230.000 Kilometern rechnen würde, sofern die Verbrauchsunterschiede in der Praxis so groß sind wie im Zyklus.

Wie Volkswagen in den Erdgasmodellen beschneidet auch Opel den Benzintank nicht. Zu teuer wäre wohl die Produktion eines eigenen Tanks nur für das Autogas-Modell. Stattdessen ist der 24,8 Liter große LPG-Tank in der Reserveradmulde untergebracht. Da Opel die beim Benziner einfach zum Kofferraumvolumen hinzuzählt, sinkt beim Gasmodell die Werksangabe auf 151 Liter. Dementsprechend sinkt auch das maximale Ladevolumen von 1013 auf 958 Liter.

Keine Basis

Was sparwütige Kunden allerdings mehr ärgern dürfte ist die Entscheidung von Opel, den Karl LPG nicht in Verbindung mit der Basisausstattung „Selection“ anzubieten. Zumal der mittleren Linie „Edition“, die für den LPG-Karl die günstigste Version ist, ohne Radio und Klimaanlage die für viele Kunden vermutlich entscheidenden Bausteine ohnehin fehlen. So müssen die Autogaskäufer auch Dinge wie eine Lackierung für Außenspiegelgehäuse und Türgriffe, Dekorelemente im Lenkrad und einen Make-up-Spiegel auf der Beifahrerseite mitbezahlen. Vielleicht hat Opel aber auch Erbarmen und bessert in diesem Punkt noch nach. Dem Absatz wäre es wohl zuträglich.


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