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Ford spendiert dem Focus nach drei Jahren ein Facelift

Ordnungskraft

Autos Martin Franz

Nach drei Jahren war Ford die ständige Nörgelei am Focus-Cockpit offenbar leid. Mit dem Facelift wurde innen aufgeräumt, was der Bedienung guttun wird. Dazu bekam der Bestseller einen neue Front und kleinere Motoren

Barcelona, 24. Februar 2014 – Der aktuelle Ford Focus ist eigentlich ein prima Angebot: Nicht zu teuer, moderne Benziner, dazu bekannt agil. Das hat sich offenbar rumgesprochen: In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres war der Focus die meistverkaufte Pkw-Modellreihe der Welt, wie Ford nicht ohne Stolz verkündet. Doch an der seit 2011 verkauften, dritten Auflage des Focus gab es auch immer wieder Kritik im Detail. Nun soll ein Facelift genau bei diesen Punkten ansetzen.

Fiesta als Vorbild

Äußerlich ist die Überarbeitung vor allem an der Front zu erkennen. Sie ähnelt nun dem gerade etwas modifizierten Fiesta [1] und dem nächsten Mondeo [2], der mit heftiger Verzögerung im Herbst endlich auch in Deutschland zu den Händlern kommen soll. Die neue Vorderansicht ist etwas glatter und auch weniger markant als vorher – welche nun hübscher ist, mag jeder für sich entscheiden. Die Form der Rückleuchten blieb gleich, nur die Aufteilung der Lampen wurde geringfügig verändert.

Die anhaltende Kritik an der Cockpitgestaltung muss Ford gewurmt haben. Im Vorgänger [3] war das Armaturenbrett ziemlich brav und zurückhaltend, im aktuellen Modell wollte Ford mit besonders wilden Formen begeistern. Leider blieb hier und da die Bedienungsfreundlichkeit auf der Strecke. Nun rudert man ein wenig zurück. Die Grundform blieb zwar erhalten, doch Ford beseitigte die Tastenflut auf der Mittelkonsole.

"Ich habe Hunger"

Hat der Kunde in ein Navigationssystem investiert, lässt sich nun vieles über den Touchscreen oder per Sprache bedienen. Besonders letzteres will Ford stark verbessert haben. So lassen sich nun Ziele in einem Rutsch ansagen. Wer die Sprachsteuerung mit „Ich habe Hunger“ füttert, bekommt Restaurants in der Nähe vorgeschlagen. Auch Ansagen wie „Temperatur 25“ werden künftig verstanden. Die Sprachsteuerung soll sogar mit der MP3-Sammlung funktionieren: Musiktitel und/oder Interpret nennen, und das System sucht die Bibliothek durch. Da könnte es sich lohnen, auf seinem Stick Titel und Künstler ordentlich zu benennen.

Weichere Kunststoffe und ein neues Lenkrad mit weniger Tasten sollen für einen hochwertigen Eindruck sorgen. Da waren Fortschritte auch bitter nötig, denn der dritte Focus wirkte immer etwas hemdsärmelig verarbeitet. Wir sind gespannt, wie groß der Unterschied zum bisherigen Modell wird. Dickere Scheiben und Teppiche sowie eine verbesserte Abschottung des Motorraums sollen für weniger Geräusch sorgen. Hier lag der Focus bislang eher im Mittelfeld seiner Klasse: Nicht lärmend, aber durchaus noch mit Luft für Verbesserungen. Sollte das gelungen sein, dürfte es entscheidend dazu beitragen, dass sich der Focus noch besser anfühlt.

Präzisierte Programmierung

Kaum Bedarf zur Nachbesserung gab es eigentlich beim Fahrwerk, gehört doch der Focus in dieser Hinsicht zu den besten Autos, die man in dieser Klasse kaufen kann. Wie kaum einem anderen gelingt ihm der Mix aus nötiger Festigkeit und ausreichender Nachgiebigkeit. Dazu kommt eine wunderbar direkte Lenkung, die genügend Rückmeldung gibt, ohne mit Antriebseinflüssen zu nerven. Mit dem Facelift hat Ford eigenen Angaben zufolge den Vorderwagen versteift, die Stoßdämpfer neu abgestimmt und alle Fahrwerkslager, die das Lenkgefühl beeinflussen, straffer ausgelegt. Die elektrische Lenkung bekann zudem eine „präzisierte Programmierung“. Was auch immer das heißen mag: Wir sind gespannt, ob man von all diesen Veränderungen in der Praxis etwas merkt.

Ein neuer Parkassistent kann nun auch quer einparken. „Active City Stop“ funktioniert nun bis zu 50 km/h – bisher bremste der so ausgestattete Focus nur unterhalb von 30 km/h selber. Außerdem gibt es nun auch im Focus eine echte Spaßbremse: Mit dem MyKey-System kann ein Autoschlüssel so programmiert werden, dass der Nutzer nicht schneller als ein vorher vorgegebenes Tempo fahren kann. ESP oder Active City Stop kann damit auch nicht mehr abgestellt werden. Selbst das Radio legt Ford an die Kette: So kann vorher programmiert werden, dass mit dem MyKey die Musik nicht lauter als vorgegeben spielen darf. Wer die bisherigen Anlagen im Focus kennt, könnte das freilich auch anders deuten: So blamiert sich kein junger Fahrer und Führerscheinneuling, die Ford mit diesen Maßnahmen im Visier hat, mit dem eher dürren Sound der Werksanlage.

Neu im Focus sind die weiterentwickelten [4] Ecoboost-Vierzylinder. Sie haben nun 1,5 statt 1,6 Liter Hubraum, die Leistung bleibt fast gleich. Die schwächere Ausbaustufe leistet 150 PS, das Topmodell 180 statt 182 PS. Resultat dürfte ein geringerer Verbrauch sein – zumindest im NEFZ. Bei den schwächeren Motoren bleibt alles wie gehabt: Basis ist der 1.6 Ti-VCT mit 85 PS. Er ist der letzte Benziner im Programm, der keinen Turbolader hat. Darüber sind die vielgelobten Dreizylinder mit 100 oder 125 PS angesiedelt.

Auch die Einstiegs-Dieselmotoren haben nun 1,5 Liter Hubraum. Sie leisten 95, 105 und 120 PS. Um das ganze nicht zu übersichtlich zu machen, bleiben die bisherigen 1,6-Liter-Diesel mit 95 und 115 PS vorerst im Programm. Die beiden 2,0-Liter-Diesel mit 140 und 163 PS werden durch einen 150-PS-Diesel ersetzt. Stärkere Selbstzünder sind vorerst nicht geplant. Ford wird außerdem zwei neue Automatikgetriebe anbieten: Die beiden Diesel mit 120 und 150 PS bekommen eine Sechsgang-Powershift-Automatik, die Benziner mit 125, 150 und 180 PS eine Sechsgang-Automatik.

Nicht teurer?

Da der überarbeitete Focus erst im Herbst auf den Markt kommen soll, gibt es noch keine Informationen zu Preisen. Ford verspricht aber, dass die neue Focus-Fassung ausstattungsbereinigt nicht teurer wird als der bisherige. Das Basismodell gab es bisher ab 16.450 Euro. Allerdings räumt Ford seit geraumer Zeit großzügige Rabatte ein – es ist wohl sehr wahrscheinlich, dass man diese Praxis gern beenden würde.


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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Aufs-Maul-geschaut-Ausfahrt-im-frischen-Ford-Fiesta-1754981.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Edel-Konzept-1948921.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Im-Gebrauchtwagen-Check-Ford-Focus-Mk2-1977460.html
[4] https://www.heise.de/autos/artikel/Ford-Neuer-1-5-Liter-EcoBoost-Motor-mit-Benzin-Direkteinspritzung-1843712.html