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Liechtensteinische Firma Nanoflowcell zeigt Quant e mit Redox-Flusszelle

Quantenelektrik

Autos Florian Pillau
Der Quant e wird in Genf von der jungen liechtensteinischen Firma Nanoflowcell AG präsentiert.

Trotz Fügeltüren nicht richtig Show Car, keine Designstudie und erst recht kein Serienauto: Der Quant e ist ein Elektroauto zur Erprobung eines neuartigen Energiespeichers, der von der jungen liechtensteinischen Firma Nanoflowcell entwickelt wird

Vaduz (Liechtenstein), 6. März 2014 – Er ist nicht richtig Show Car, keine Designstudie und erst recht kein Serienauto: Der Quant e ist ein Elektroauto zur Erprobung eines neuartigen Energiespeichers, der von der jungen liechtensteinischen Firma Nanoflowcell entwickelt wird. Wenn das funktioniert, könnte man damit die Reichweite von Elektroautos vervielfachen und die langen Ladezeiten vergessen. Erhöhte Aufmerksamkeit ist dem Quant e auf dem Genfer Auto-Salon 2014 (6. bis 16. März 2014) jedenfalls sicher.

Elektrolyte statt Strom tanken

Die Nanoflowcell funktioniert wie eine Mischung aus Batterie und Brennstoffzelle. Wie bei Letzterer wird die Energie in Form von zwei Stoffen gespeichert. Während es bei der Brennstoffzelle oft Wasserstoff und Sauerstoff sind, handelt es sich bei der Flusszelle um zwei Elektrolytflüssigkeiten, die in getrennten Tanks gelagert werden. Getankt wird also nicht etwa Strom, sondern zwei Lösungen - das geht bedeutend schneller. Welche chemischen Stoffe verwendet werden, verrät der Hersteller nicht.

Wie bei einer normalen Nassbatterie werden die Elektrolytflüssigkeiten durch eine Membran getrennt. Durch den kontrollierten Austausch der Ladungen wird Energie für den Elektroantrieb des Autos freigesetzt. Im Unterschied zu einer normalen Batterie werden die Elektrolyte durch Pumpen zum Zirkulieren gebracht. Solche Redox-Flusszellen wurden bisher unter anderem als Notstromquelle für Mobilfunkstationen und als Pufferbatterie für Windkraftanlagen eingesetzt. Auch die Anwendung in Elektroautos wurde bereits vorgeschlagen, doch dafür boten die bisherigen Systeme zu geringe Energiedichten. Bei der liechtensteinischen Entwicklung soll dies nun anders sein.

Fünfmal mehr Reichweite bei gleichem Akkugewicht

Die Nanoflowcell soll laut Hersteller 6000 Watt pro Kilogramm Akkugewicht speichern können, während der Wert bei Lithium-Ionen-Technik zwischen 300 und 4000 Watt schwankt. Außerdem speichert die Nanoflowcell 600 Wattstunden Energie pro Kilogramm, während ein Lithium-Ionen-Akku nur auf etwa 120 Wattstunden kommt. Die Konsequenz aus diesen dürren Zahlen sagt den meisten sicher mehr: Bei gleichem Gewicht des Energiespeichers könnte die Reichweite eines Elektroautos fünfmal so hoch sein wie bei Lithium-Ionen-Technik. Der Quant e schaffte so laut Firmen-Homepage 600 Kilometer.

So gut sich das alles anhört - noch ist die Nanoflowcell in Entwicklung. Zur Erprobung hat der Hersteller den Quant e auf die Räder gestellt. Dabei hat die Nanoflowcell AG richtig geklotzt, denn mit 5,25 Meter hat der Quant e die Länge eines Oberklassecoupés. 2,20 Meter Breite und eine Höhe von nur 1,35 Meter verleihen dem Auto sportliche Proportionen. Zwei Flügeltüren mit einer außergewöhnlichen Breite von fast zwei Meter, die gewölbte Front- und Heckscheibe und 22-Zoll-Räder wecken ebenfalls Aufmerksamkeit. Eine B-Säule fehlt.

Hölzerne Schalter

Selbst das Interieur wurde liebevoll gestaltet. So gibt es Bedienschalter aus echtem Eschenholz. Nach dem Einsteigen ist zunächst nur die glatte Oberfläche des natürlichen Holzes zu erkennen. Erst wenn die Zündung eingeschaltet wird, werden die kapazitiven Schalter sichtbar. "Das Holz ist so dünn gearbeitet, dass ein leichter Fingerdruck auf die Icons die entsprechende Aktion auslöst", schwärmt Entwicklungschef Nunzio La Vecchia.

Eine weitere Besonderheit ist das ungewöhnlich breite Display am Armaturenbrett: Es ist über 1,25 Meter breit und 16 Zentimeter hoch. Das Infotainment-System basiert auf dem Handy-Betriebssystem Android. Eine App ermöglicht es dem Fahrer, via Smartphone die Multimediaanlage zu bedienen. Auch auf Fahrstatistiken und Navigationsfunktionen kann man via Mobiltelefon zugreifen. Die vielen Innovationen am Quant e und die schicke Karosserie wirken wie purer Luxus, denn angeblich ging es ja bei dem Auto nur um die Erprobung des Energiespeichers. Doch es hat sich offenbar gelohnt: Auf der Messe in Genf hat das Auto jedenfalls bereits große Aufmerksamkeit auf sich gezogen.


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