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Ein Ausflug mit dem Abarth 695 Tributo Ferrari

Starkes Herz in kleiner Verpackung

Fahrberichte hdi

Seit mehr als 40 Jahren gehört Abarth zu Fiat. Im Falle des limitierten Abarth 695 Tributo Ferrari haben die Italiener den Fiat 500 mit einem 180-PS-Motor gekreuzt. Wir haben ihn gefahren

Frankfurt/Main, 24. August 2012 – Seit mehr als 40 Jahren gehört Abarth zu Fiat und kümmert sich um die kräftigsten Modelle der Marke. Im Falle des limitierten Abarth 695 Tributo Ferrari haben die Italiener den Fiat 500 mit einem 180-PS-Motor gekreuzt. Die Ziffern 695 im Modellnamen ist eine Reminiszenz an die Abarth-Rennwagen der 1960er-Jahre. Damals galt der Abarth 695 Super Sport in seiner Hubraumklasse als ein nur schwer schlagbarer Gegner. Auch am aktuellen Modell dürften sich so manche potenten Gegner die Zähne ausbeißen.

Meistens rot

Bereits durch seine feurige Speziallackierung namens "Rosso Corsa" ist unser Testwagen ebenso wenig zu übersehen wie ein richtiger Ferrari im Kleinstadtverkehr. Alternativ sind ein Gelb namens "Giallo Modena", ein tiefes Blau mit der Bezeichnung "Abu Dhabi Blue" und ein "Grigio Titanio" genanntes Grau bestellbar. Von der auf 1695 Autos limitierten Auflage wurden 1199 in Rot ausgeliefert. Die bulligen Schürzen an Front und Heck stammen vom Abarth 500 und wurden nicht geändert. Dafür sind die wabenvergitterten Lufteinlässe vorn in Grau gefasst, die Außenspiegelkappen bestehen aus Karbon und das Diffusor-Schürzenunterteil ist dunkel gehalten. An einer Plakette am hinteren Kotflügel ist der Wagen als „695“ zu erkennen. Noch bemerkenswerter sind die vier Endrohre der Abgasanlage – das ist ungewöhnlich für einen Kleinstwagen.

Enge Sitze

Der Innenraum ist vollgepackt mit allem, was das Regal für sportliches Zubehör hergibt. Eine Besonderheit sind die Sport-Schalensitze „Abarth by Sabelt“, die Fahrer und Beifahrer nahezu einsaugen und mehr als ausreichenden Halt geben. Allerdings sitzt man hoch, sodass das Sportwagengefühl zumindest in diesem Punkt merklich leidet. Karbon wurde großzügig verteilt. Das Kohlefaser-Material wurde an Armaturentafel, Mittelkonsole und den Rückenteilen der Sitze eingesetzt. Ein Hingucker ist auch das Blendschutzdach über dem großen Zentralinstrument, das mit rot vernähtem Leder bezogen ist. Schaltwippen hinter dem Lenkrad und eine Ladedruckanzeige verraten, dass der Ausritt mit dem Kurzen wohl mächtig viel Spaß macht.

1,4-Liter-Turbo mit 180 PS

Als starkes Herz wurde dem Sondermodell ein 1,4-Liter-Vierzylinder eingepflanzt. Der Turbo-Otto stammt aus dem 135 PS starken Abarth 500, leistet im Tributo Ferrari aber 180 PS. Dank der „Record-Monza“-Sportabgasanlage hört man schon nach dem Starten, dass mangelndes Selbstbewusstsein wohl kein Kritikpunkt sein wird. Brummig und dezent brabbelnd wartet die Maschine im Leerlauf auf ihren Einsatz. Los gehts, indem man auf einer Platte anstelle des Schalthebels einen Knopf drückt und damit das Vorwärtsprogramm des automatisierten Fünfgang-Schaltgetriebes aktiviert. Mit kernig-bassigem Sound aus Richtung Auspuff dreht die Maschine hoch und zieht den Kurzen vehement nach vorn. Wer per Gaspedal zum Sturm aufruft, kann augenblicklich die Qualität seiner Nackenmuskulatur testen. Der kleine Italiener beschleunigt so ungestüm, dass unvorbereitete Beifahrer hektisch nach einer Möglichkeit zum Festhalten suchen.

Mit den Fingern der rechten Hand kann man die Gänge zack-zack am Lenkradpaddle hochschalten, aus Richtung Auspuff wird das mit einem kräftigen Knall quittiert. Im Automatikmodus erledigt das Getriebe leider etwas träge und mit einer Gedenksekunde seine Arbeit.

Zwischengas beim Runterschalten

Beim Runterschalten wird automatisch Zwischengas gegeben, begleitet von einem freudigen Aufheulen des Motors. Kurven nimmt der Kleine dank tiefer gelegtem Koni-Sportfahrwerk rasend schnell. Der Unterbau ist richtig hart abgestimmt, Querrillen schlagen deutlich fühlbar durch, der Komfort bleibt dabei allerdings auf der Strecke. Am Lenkrad mit dickem Kranz lässt sich der rasante Italiener zielsicher dirigieren, dennoch dürfte die Steuerung gern weniger leichtgängig sein. Kein Kompromisse gibt es bei den Stoppern: Die Brembo-Anlage krallt sich im Notfall regelrecht in den Asphalt.

Alle Exemplare wurden laut Abarth-Sprecher Florian Büngener trotz des mehr als horrenden Komplett-Preises von 42.007 Euro verkauft, davon 140 nach Deutschland. Ein Händler aus München hat sich jedoch die allerletzten 25 Fahrzeuge gesichert – davon waren zum Redaktionsschluss noch 17 verfügbar.


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