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Sportwagenstudie mit Hybridantrieb, Alu-Karosserie und Karbonkomponenten

Studie Audi e-tron Spyder mit Diesel-Hybrid

Messeberichte skr

Auch auf dem Pariser Autosalon 2010 präsentiert Audi ein e-tron-Fahrzeug: die offene Sportwagenstudie e-tron Spyder mit Hybridantrieb. Ein Diesel und zwei Elektromotoren generieren 387 PS

Paris (Frankreich), 1. Oktober 2010 – Auch auf dem Pariser Autosalon 2010 (2. bis 17. Oktober) zeigt Audi wieder einen e-tron: diesmal die offene Sportwagenstudie e-tron Spyder mit Plug-in-Hybridantrieb. Angetrieben wird der Zweisitzer von einem 3,0-Liter-Biturbo-V6-TDI mit 300 PS sowie zwei Elektromotoren mit zusammen 87 PS an der Vorderachse. Der Diesel bietet 650 Nm Drehmoment, die beiden E-Motoren zusammen 352 Nm.

Geringer Verbrauch

Der Spyder erreicht in in 4,4 Sekunden 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Toll klingt der Verbrauch, den Audi mit 2,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer angibt. Das entspricht einer CO2-Emission von 59 g/km. Bis zu 50 Kilometer weit kann der Spyder rein elektrisch fahren, die Höchstgeschwindigkeit beträgt dann 60 km/h. Wie derzeit üblich und nach derzeitiger Norm zulässig [1], bezieht Audi den elektrischen Betrieb offensichtlich bei der Verbrauchsermittlung ein, anders wären 2,2 Liter Verbrauch schwerlich möglich.

Der Spyder ähnelt stark dem rein elektrisch angetriebenen e-tron, der auf der Automesse in Detroit Anfang 2010 gezeigt wurde. In der neuen Evolutionsstufe wurde die Karosserie um Details erweitert, wie man sie vom R8 kennt. So weist der Spyder vorne und hinten Grills auf, die stark an den Sportwagen erinnern. Dazu wurde der neue e-tron gegenüber dem Detroiter Modell etwas größer: Er ist 1,81 Meter breit, 4,06 Meter lang und nur 1,11 Meter hoch. Der Radstand beträgt 2,43 Meter und ist damit 22 Zentimeter kürzer als beim R8. Die Gewichtsverteilung beträgt 50:50 und soll ein sportliches Fahrverhalten fördern.

Scharfe Linienführung und Karbon

Bei der Karosserie wurde auf die Audi-Space-Frame-Technologie ASF zurückgegriffen. Demnach bestehen die meisten Komponenten aus leichtem Aluminium. Die Motorhaube und zahlreiche Aerodynamik-Elemente wurden aus Karbon gefertigt. Das Showcar wiegt etwa 1450 Kilogramm. Der große Singleframe-Grill wird von markanten Lufteinlässen flankiert, durch die sowohl der Elektroantrieb als auch das TDI-Aggregat im Fahrzeugheck gekühlt werden.

Vorne wird aufgeladen

Bei der Lichttechnik setzt Audi auf "adaptive-matrix-beam"-Scheinwerfermodule mit LED-Technologie. Unter dem Markenzeichen vorne befindet sich die Ladestation für die Batterien. Die markentypischen Ringe sind auf einer Blende angebracht, die unterhalb der Frontklappe verschwinden kann. Dort wird dann der Blick auf den Ladestecker sowie ein Display frei, das den Ladezustand und über eine Kartengrafik auch die aktuelle elektrische Reichweite darstellt.

Felgen im Turbinen-Design

Beim Felgendesign orientierten sich die Gestalter an Turbinenschaufeln aus dem Flugzeugbau. Die 20-Zöller kombinieren die Materialien Aluminium und Karbon und bestehen jeweils aus 66 Einzelkomponenten. Reifen im Format 245/30 vorn und 265/30 hinten sollen für die nötige Bodenhaftung sorgen. Daneben fallen im Profil die ungewöhnlich gestalteten Seitenschwellern auf. Hinten trägt der e-tron Spyder einen Diffusor mit Karbonelementen zur Schau. Karbon findet sich auch an der Motorraumabdeckung im Heck sowie im Kennzeichen- und Leuchtenträger wieder. Hinter den Sitzen finden sich zwei nach hinten flach abfallende Hutzen, unter denen sich unter anderem die Überollbügel verbergen, die im Notfall millisekundenschnell ausfahren. Der längs eingebaute TDI-Mittelmotor ist durch eine Öffnung in der Motorhaube sichtbar.

Cockpit weitgehend schalterfrei

Innen gibt es Leder, Aluminium und Karbon. Das Cockpit orientiert sich zum Fahrer hin. Armaturenträger und Mitteltunnel sowie die konvex gewölbte Mittelkonsole sind schlank ausgefallen. Das war möglich, weil kein Platz für ein Getriebe, Schaltung oder einen Kardantunnel benötigt wurde. Einziges Bedienelement außer dem Controller des MMI ist der Wählhebel für das Automatikgetriebe, der beim Start des Fahrzeugs aus dem Tunnel ausfährt. Statt des klassischen Kombiinstruments hat die Studie über ein großes Display. In den Anzeigen werden alle relevanten Daten über die Motoren sowie die Geschwindigkeit angezeigt.

Die Sitze sind vom Motorsport inspiriert

Das MMI kann über ein Touchpad am Lenkrad gesteuert werden. Das kennen wir in ähnlicher Form von modernen Smartphones. Ähnlich wird in dem fast knöpfe- und schalterfreien Cockpit auch die Klimaanlage rechts neben dem Lenkrad bedient. Vom Motorsport inspiriert sind die Leichtbau-Schalensitze, die exzellenten Seitenhalt mit Komfort verbinden sollen. Kontrastfarben und -nähte gliedern die verschiedenen Bereiche des Interieurs.

Ähnlich wie bei einem reinen Mittelmotorsportwagen gelangen rund 75 Prozent der Antriebskraft an die Hinterachse, 25 Prozent nach vorn. Wenn an einer Achse Schlupf auftritt, ändert die zentrale Steuerung des Antriebssystems in Verbindung mit dem ESP dieses Verhältnis. Das Hybridfahrzeug soll damit fahrdynamisch an den hauseigenen quattro-Allradantrieb erinnern. Die Kombination aus TDI-Mittelmotor und den beiden Elektro-Aggregaten an der Vorderachse macht es laut Audi möglich, auch die Querdynamik des e-tron intelligent zu steuern. Ähnlich wie das Sportdifferenzial bei quattro-Fahrzeugen erlauben sie das so genannte "torque vectoring", also das gezielte Beschleunigen einzelner Räder. Unter- und Übersteuern lassen sich nicht nur mit individuellem Bremseneingriff, sondern auch durch einen millisekundengenauen Leistungsschub ausgleichen.

Straffes Fahrwerk

Am Fahrwerk selbst kommen vorne doppelte Dreieckslenker und an der Hinterachse Trapezlenker aus Aluminium-Schmiedekomponenten zum Einsatz. Das Setup von Federn und Stoßdämpfern ist straff gewählt, soll aber laut Audi viel Komfort bieten. Direkt ausgelegt ist laut Audi die Zahnstangenlenkung. Ihre Lenkunterstützung erfolgt geschwindigkeitsabhängig und elektromechanisch. Der e-tron Spyder muss nur beim Lenken, nicht jedoch zur Geradeausfahrt Energie aufbringen.


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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Boosted-Range-Extender-drei-Antriebe-in-einem-881580.html