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Wie schlägt sich das Aggregat im Hochdachkombi?

Subaru Outback 2.0D: Unterwegs mit dem Boxer-Diesel

Fahrberichte rhi
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Bei seinem Debüt ließ Subarus Boxer-Diesel aufhorchen, nun kommen ihm hohe Spritpreise in die Quere. Wir wollten wissen, wie der hochbeinige Hochdach-Kombi diese und andere Hürden nimmt

München, 13. Juni 2008 – Über Jahre hatte Subaru mit dem Problem zu kämpfen, keinen Dieselmotor im Angebot zu haben. Anstatt bei der Konkurrenz einen Selbstzünder hinzuzukaufen, wie es etwa Mitsubishi bei VW tat, entwickelten die findigen Subaru-Ingenieure einen Selbstzünder in Boxer-Bauform, der Anfang des Jahres eine viel beachtete Premiere feierte. Inzwischen ist er auch im Outback erhältlich. Wir wollten wissen, wie gut es Subaru in dieser Kombination gelungen ist, das bauartbedingt gute Schwingungsverhalten des Boxermotors mit den Verbrauchsvorteilen des Selbstzünders zu verbinden.

Um 7,5 Zentimeter höhere Karosserie

Bevor wir uns den inneren Werten des Outback zuwenden, werfen wir einen Blick auf sein Äußeres. Bereits beim ersten Blick auf den 4,72 Meter langen Fahrzeugkörper fallen die dominanten Plastikanbauteile auf, die in Wagenfarbe lackiert sind. Zudem besitzt der Outback eine um fünf Zentimeter größere Bodenfreiheit als der Subaru Legacy Kombi, von dem er abgeleitet ist. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind ein anderer Frontstoßfänger und Kühlergrill. In Verbindung mit den serienmäßigen 17-Zoll-Leichtmetallfelgen ergibt sich eine rustikale Optik, ohne allerdings zu dick aufzutragen. Fraglich ist jedoch, ob die lackierten Anbauteile im Gelände optimal sind. Wer es trotzdem wagen möchte: Der Rampenwinkel des Outback beträgt 20 Grad.

Licht und Schatten im Innenraum

Wie sieht es im Innenraum aus? Nach Öffnen der Subaru-typischen Fahrertür mit rahmenloser Seitenscheibe nehmen wir im Outback Platz. Die erste Überraschung: Man sitzt zwar hoch, aber nicht übertrieben hoch. Dennoch ist es für einige Fahrer schwierig, eine hundertprozentig passende Sitzposition zu finden. Störend ist die Lenksäulenabdeckung, die insbesondere beim Kuppeln oft am linken Bein reibt. Nett gemeint ist die Mittelarmlehne mitsamt Staufach zwischen den Vordersitzen, doch sie lässt sich nicht verschieben und ist zu niedrig und zu weit hinten angebracht. Einen zwiespältigen Eindruck vermittelt die Materialanmutung des Innenraums: Während die Oberfläche des Armaturenbretts und die Türverkleidungen aus genarbtem Kunststoff gefallen, wirkt das teilweise in Aluminium-Optik gehaltene Plastik der Mittelkonsole billig. Auch die ab der Comfort-Ausstattung serienmäßigen Ledersitze wirken wenig hochwertig. Positiv sind hingegen die leicht umlegbaren Rücklehnen, die das Kofferraumvolumen von 459 auf 1628 Liter erweitern. Sehr gut gefallen hat uns das ab der Comfort-Ausstattung serienmäßige Panorama-Glasschiebedach, welches sich bis in die Höhe der Rücksitze öffnen lässt.

Subaru Outback 2.0D: Unterwegs mit dem Boxer-Diesel

Schaltung mit Haken

An der Motorhaube mit der dominanten Lufthutze ist der Boxer-Diesel zu erkennen. Dieser schöpft immerhin 150 PS aus zwei Litern Hubraum. Vorsicht ist beim Anfahren angesagt: Die Suche nach dem passenden Schleifpunkt führt bisweilen zum unangenehmen Abwürgen des Motors. Hier macht Übung den Meister: Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es günstig ist, die Kupplung langsam kommen zu lassen und dabei sanft Gas zu geben. Die serienmäßige Fünfgang-Schaltung ist nicht unbedingt ein Quell der Freude. Die Gänge liegen zu weit auseinander und oft macht die Schaltung einen hakeligen Eindruck. Eine Automatik ist bislang nicht im Angebot, erst gegen Ende des Jahres 2008 soll es einen Selbstschalter mit fünf Gängen geben.

Selbstzünder mit besonderer Note

Wie viel Musik steckt nun im Boxer-Diesel? Beim Fahren fällt der turbinenhafte Sound auf, zu dem sich beim Beschleunigen eine spezielle Boxer-Note mischt, wie man sie von den Subaru-Benzinern kennt. Hinzugefügt sei aber, dass nicht jedem diese Tonlage gefallen dürffte. Tatsächlich ist bemerkenswert, wie laufruhig der Diesel seine Arbeit verrichtet, man muss schon die Ohren spitzen, um herauszuhören, dass es sich um einen Selbstzünder handelt. Völlig vibrationsfrei ist aber auch dieser Motor nicht: der Schalthebel zittert stets leicht vor sich hin. Dennoch ist das leise Aggregat eine Wohltat im Vergleich zu ruppigen Pumpe-Düse-Dieseln in Reihenbauweise, und es trägt zu einem entspannten Fahrerlebnis einiges bei. An der Laufruhe des Boxer-Diesels werden sich die Aggregate in Reihenbauweise messen lassen müssen.

Gute Beschleunigung

Für die Beschleunigung von null auf 100 km/h nennt Subaru einen Wert von 9,2 Sekunden. Aufgrund des lang übersetzten Getriebes muss man allerdings des öfteren herunterschalten, um zügig voranzukommen. Das maximale Drehmoment von 350 Newtonmetern liegt bei 1800 Umdrehungen pro Minute an, bei Tempo 130 im fünften Gang dreht sich die Kurbelwelle 2500 Mal in der Minute. Ab 140 km/h überlagern Wind- und Abrollgeräusche den Motor, auch eine Folge der zusätzlichen Höhe des Outback. Dennoch ist es selbst bei der Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h möglich, eine gepflegte Unterhaltung zu führen dem serienmäßigen CD-Radio zu lauschen. Die Fahrwerksauslegung ist straff, aber dennoch mit genügend Restkomfort versehen. Einzig bei starken Querfugen werden die Stöße in den Innenraum weitergereicht.

Subaru Outback 2.0D: Unterwegs mit dem Boxer-Diesel

Akzeptabler Verbrauch

Subaru selbst beziffert den Durchschnittsverbrauch des Outback mit Schiebedach auf 5,9 Liter pro 100 Kilometer. Wir sind mit unserem Testwagen über 1600 Kilometer unterwegs gewesen und kamen auf ein Verbrauchsmittel von 7,5 Liter. Je nach Fahrweise ergaben sich Werte zwischen 9,1 und 7,3 Liter. Ein Verbrauch mit einer Sechs vor dem Komma dürfte aber im Bereich des Machbaren liegen. Hilfreich ist dabei die Economy-Anzeige im Drehzahlmesser. Etwas irritierend ist nur, dass der "schlechte" gelbe Bereich der Anzeige links und der "gute" grüne Bereich rechts liegt. Insgesamt zeigt sich, dass der Boxer-Diesel im Outback einen akzeptablen Verbrauch ermöglicht, aber nicht an die extrem niedrigen Werte von Pumpe-Düse-Selbstzündern herankommt.

Japanisches Sonderangebot?

Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass der Subaru kein Schnäppchen ist. Die Preise für den Outback starten bei 33.230 Euro, unser Testwagen kostet in der Top-Ausstattung mit Touchscreen-Navigationsystem, Leder und dem Panorama-Schiebedach 40.000 Euro. Bereits die Basismodelle zeigen sich gut ausgestattet: Mit an Bord sind Kopfairbags, eine Klimaautomatik, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und auch ein Scheibenwischer-Enteiser. Unverständlich bleibt aber, warum eine hintere Einparkhilfe noch nicht einmal in der Top-Version serienmäßig ist und als Zubehör beim Händler erworben werden muss. Ein weiterer dicker Minuspunkt ist in dieser Klasse der offene Rußpartikelfilter. Erst im Laufe des Jahres 2008 will Subaru hier nachbessern.

Die Suche nach dem Gegner

Wo steht die Konkurrenz? Die Marktnische des Outback ist klein, sie bewegt sich zwischen Mittelklasse-Kombis und kompakten SUVs. Am naheliegendsten wäre der VW Passat Variant, aber ihn gibt es nicht in einer höher gelegten Ausführung. Der Audi A6 allroad quattro spielt mit 4,93 Meter Länge, 233 Diesel-PS und mindestens 50.400 Euro in einer anderen Liga als der Outback. Ähnliches gilt auch für den Volvo XC70. Noch am ehesten vergleichbar ist der Skoda Octavia Scout 2.0 TDI. Er ist 15 Zentimeter kürzer als der Outback, übertrifft diesen aber trotzdem im Kofferraumvolumen. Außerdem besitzt der Tscheche einen geschlossenen Partikelfilter und ein Sechsgang-Schaltgetriebe. Hinzu kommen serienmäßig eine Sitzheizung vorne und rückwärtige Parksensoren. Ähnlich gut wie der Subaru ausgestattet, kostet der Skoda 28.980 Euro und ist damit über 4000 Euro billiger als der Japaner.


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