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Viertüriges Coupé mit SCR-Kat erfüllt bereits die Euro-6-Abgasnorm

VW Passat CC 2.0 BlueTDI im Fahrbericht

Fahrberichte mna

2008 stellte VW den Passat CC vor. Seit kurzem gibt es ihn auch als BlueTDI-Version, die nicht nur 143 PS stark ist, sondern auch die Euro-6-Norm erfüllt. Wir waren mit dem eleganten Wolfsburger unterwegs

München, 19. August 2010 – Als der Mercedes CLS auf der IAA 2003 vorgestellt wurde, schaute Konkurrenz skeptisch: ein viertüriges Coupé? Doch das Konzept hatte Erfolg, und als Nebeneffekt konnte Mercedes einen ordentlichen Aufpreis gegenüber der E-Klasse verlangen. Nicht zuletzt dieser Umstand dürfte die anderen Hersteller angelockt haben, und so zog VW 2008 mit dem Passat CC nach. Mit einem Passat CC BlueTDI, der als einziger innerhalb der CC-Palette die Euronorm 6 erfüllt, waren wir unterwegs.

Weniger Stickoxid

Um die Euronorm 6 zu erfüllen, muss der Ausstoß an Stickoxiden weniger als 80 mg/km betragen. Im Passat CC 2.0 BlueTDI besorgt das der so genannte SCR-Katalysator (SCR = Selective Catalytic Reduction). In Kombination mit der wässrigen Harnstofflösung "AdBlue" lassen sich Stickoxide aus dem Abgas in Stickstoff und Wasser umwandeln. Die synthetisch hergestellte Hilfsflüssigkeit AdBlue ist in einem Extratank untergebracht. Dieser befindet sich in der Reserveradmulde und fasst rund 17 Liter. Die sollen so lange reichen, dass ein Nachfüllen von AdBlue im Rahmen der regelmäßigen Inspektion in der Regel ausreicht. Zusätzlich befinden sich weiterhin ein Oxidationskatalysator und ein Dieselpartikelfilter an Bord des Fahrzeugs, um auch CO- und Russpartikelwerte in den Griff zu bekommen.

In der Praxis um 7 Liter

Technisch basiert der BlueTDI auf dem konzernbekannten Zweiliter-Common-Rail-Diesel mit 140 PS. Der BlueTDI entwickelt mit 143 PS eine geringfügig höhere Leistung und soll etwas weniger verbrauchen. In der Kombination mit dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe DSG reduziert sich der Spritkonsum laut Hersteller um 0,1 auf nun 5,9 l/100 km. Damit sinkt auch der CO2-Ausstoß von 158 auf 155 g/km. In der Praxis lässt sich der Passat CC BlueTDI problemlos mit durchschnittlich sieben Liter Kraftstoff fahren.

Empfehlenswertes DSG

Das kleine PS-Plus ist im Alltag nicht zu spüren, das maximale Drehmoment beträgt unverändert 320 Nm. Die 143 PS ermöglichen angemessene Fahrleistungen, machen aus dem Passat CC mit einem Leergewicht von fast 1,6 Tonnen aber keinen Sprinter. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der Wolfsburger in 9,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit gibt VW mit 211 km/h an. Im oberen Drehzahlbereich wird der Motor relativ laut, darunter läuft der Diesel deutlich geschmeidiger als die Pumpe-Düse-Motoren, die VW bis vor kurzem verbaute. Das DSG lässt sich Volkswagen zwar mit stolzen 2100 Euro extra vergüten, doch die sind bestens angelegt. Denn auch im Passat CC BlueTDI begeistern die sanften und zügigen Gangwechsel.

Verstellbares Fahrwerk gegen Aufpreis

Der Testwagen verfügte über die adaptive Fahrwerksregelung DCC. Für 1055 Euro Aufpreis passt sich die elektrisch verstellbare Dämpfung ebenso wie die elektromechanische Servolenkung automatisch an den Straßenzustand und die jeweilige Fahrsituation an. Binnen Millisekunden reagiert das System individuell auf Bodenwellen, Spurwechsel oder Kurvenfahrten. Über einen Schalter in der Mittelkonsole kann der Pilot zudem eines der drei Programme "Comfort", "Normal" oder "Sport" auswählen. So findet der Fahrer entsprechend seinen Bedürfnissen entweder ein komfortableres oder ein dynamischeres Setup. Die Unterschiede sind in der Praxis durchaus zu spüren, doch die mittlere Einstellung „Normal“, die in etwa der Serienabstimmung entspricht, ist ein so ordentlicher Kompromiss, dass man sich dieses Extra gut überlegen sollte.

Sicht zurück ist bescheiden

Fahrer und Beifahrer sitzen auf zwei sehr bequemen Sportsitzen. Die Verarbeitung ist durchweg hochwertig und die verwendeten Materialien machen einen gediegenen Eindruck. Das ansprechende Karosseriedesign des Passat CC bringt für die Insassen aber auch Nachteile mit sich. Die Sicht nach hinten ist alles andere als optimal. Die Rückfahrkamera inklusive ParkPilot gehört trotz des happigen Aufpreises von 910 Euro zu den absolut empfehlenswerten Extras. Leider muss zumindest noch das Radio RCD 510 mit bestellt werden, was weitere 960 Euro bedeutet. Aufgrund der nach hinten abfallenden Dachlinie fast schon typisch für vier- oder fünftürige Coupés ist die eingeschränkte Kopffreiheit für die Fondpassagiere. Das sind beim Passat CC regulär höchstens zwei, denn das Fahrzeug ist serienmäßig als Viersitzer ausgelegt. Eine Rückbank für drei Personen kostet 100 Euro Aufpreis. Beim Panoramadach gibt es eine Besonderheit, die VW-Fahrer schon aus dem Scirocco kennen: Die Glasfläche ist zwar größer als bei einem normalen Schiebedach, lässt sich aber nur noch anheben. Ein „richtiges“ Öffnen, bei dem die Glasfläche zurückfährt, ist nicht möglich.

Kleinigkeiten kosten extra

Der VW Passat CC 2.0 BlueTDI kostet mit DSG 34.500 Euro. Der Aufpreis gegenüber dem „normalen“ TDI beträgt damit 1350 Euro. Finanzielle Vorteile bringt die Euro-6-Einstufung allerdings kaum. Steuerlich liegen beide Modelle nahezu gleichauf und der geringere Verbrauch des BlueTDI spielt durch den geringen Unterschied in der Praxis keine Rolle. Wer betont sparsam unterwegs sein und gleichzeitig Geld sparen will, für den dürfte eher der ab 31.450 Euro erhältliche Passat CC 2.0 TDI BlueMotion Technology interessant sein. Der begnügt sich mit 4,9 l/100 km und einem CO2-Ausstoß von 128 g/km. Ein Doppelkupplungsgetriebe wird für diese Variante, die auch nur die Euronorm 5 erfüllt, nicht angeboten. Das für Dinge wie Radio, Tempomat und Klimaautomatik extra kassiert wird, ist angesichts der ohnehin nicht gerade geringen Preise ärgerlich. Denn mit angemessener Ausstattung nähert sich der Passat CC schnell der 40.000-Euro-Marke. Dafür bekommt der Kunde aber nicht nur ein elegantes und gut verarbeitetes, sondern auch ein wertstabiles Auto.


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