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Streckengeschäft

Vorstellung: Mercedes A- und B-Klasse PHEV

Alternative Antriebe Martin Franz
Mercedes A 250 e

(Bild: Mercedes)

Mercedes verrät erste Details zu ihrem Plug-in-Hybrid in A- und B-Klasse, die noch in diesem Jahr zu den Händlern rollen sollen. Ganz im Trend der Zeit bieten sie eine E-Reichweite von rund 60 km im WLTP, womit der mögliche E-Anteil in vielen Szenarien steigen dürfte

Der ganz große Durchbruch blieb dem Plug-in-Hybrid in der oftmals so genannten Golf-Klasse bisher verwehrt. Im nächsten Jahr unternehmen einige Hersteller, darunter Volkswagen und Renault, einen neuen Anlauf. Ihnen zuvor kommt Mercedes, die nun Details zu ihrem Plug-in-Hybrid in A- und B-Klasse [1] verraten.

Der Antriebsstrang setzt sich aus einem E-Motor mit 75 kW und 300 Nm und dem aus dem A 200 (Test) [2] bekannten 1,3-Liter-Benziner mit 118 kW (160 PS) und 250 Nm zusammen. Der E-Motor ist im Doppelkupplungsgetriebe integriert und wird über eine nasse Kupplung eingebunden. Stator und Rotor des Elektromotors sind ebenfalls gekühlt. Um Platz für die Batterie zu schaffen, endet der Auspuff schon in der Mitte des Autos. Der Kofferraum soll, so verspricht es Mercedes, kaum kleiner sein als in den konventionell angetriebenen Maschinen. Gespart hat sich Mercedes einen separaten Anlasser – den Verbrenner startet hier der E-Motor.

Weitreichend

Die 150 Kilogramm schwere Batterie hat eine Bruttokapazität von 15,6 kWh. Wie viel sich davon nutzen lässt, verrät Daimler leider nicht. Die Reichweite im WLTP gibt Mercedes wie folgt an:

An einer Wallbox mit 7,4 kW [3] soll die Aufladung von 10 auf 100 Prozent 1 h 45 min dauern, mit Gleichstrom gibt Mercedes die Ladung von 10 auf 80 Prozent mit 25 Minuten an. Angaben zu Ladezeiten an einer 230-Volt-Steckdose macht Mercedes momentan noch nicht.

Der Kraftstoffverbrauch im nicht mehr gültigen NEFZ liegt bei 1,4 bis 1,6 Litern, der Stromverbrauch wird in diesem Zyklus mit 14,7 bis 15,4 kWh angegeben. Warum Mercedes nicht alle Werte im WLTP angibt, ist angesichts der dort höheren Werte aus Sicht des Herstellers nachvollziehbar – verbraucherfreundlich ist es aber nicht. Zumal der NEFZ eigentlich seit der Abgasnorm Euro 6c, die seit September 2018 für alle erstmals zugelassenen Autos verbindlich ist, Geschichte ist. Wie die Konkurrenz nutzt Mercedes die Trägheit der Gesetzgeber und verschleiert die aktuellen Zyklus-Werte.

Unvergleichlich

Seit der Umstellung auf den neuen Zyklus WLTP ist die Rückrechnung auf den Kraftstoffverbrauch ohne vorherige Ladung der Batterie noch komplizierter geworden. Im NEFZ ließ sich die zugrunde liegende Formel vergleichsweise einfach umstellen [4]. Im WLTP sind nicht nur die Verbrauchswerte von Plug-in-Hybriden noch schwerer nachvollziehbar [5] – sie sind vor allem nicht mehr untereinander vergleichbar.

Wie in vielen Plug-in-Hybriden der Konkurrenz bietet auch Mercedes vergleichsweise viel Kraft. Mit einer Systemleistung von 160 kW (218 PS) liegt der Plug-in-Hybrid fast gleichauf mit A 250 und B 250, das maximale Drehmoment von 450 Nm sogar noch darüber. Die Fahrleistungen sind annähernd auf einem Niveau: Mercedes nennt zwischen 6,6 und 6,8 Sekunden im Standardsprint, maximal sollen je nach Karosserie zwischen 235 und 240 km/h möglich sein.

Nicht teurer als konventionell

Wie ernst es der Marke mit dem Plug-in-Hybrid ist, dokumentiert Mercedes an einer Stelle, an der wohl keiner damit gerechnet hätte. Der A 250 e kostet 36.944 Euro, die Stufenheck-Limousine [6] 37.301 Euro. Ein Preis für den B 250 e fehlt aktuell noch. Doch auch hier rechnen wir damit, dass er ähnlich viel kosten wird wie der B 250, der mit 38.931 Euro in der Preisliste steht. Damit sind sie nicht teurer als die 250er-Modelle, die ausschließlich mit Benzin betrieben werden. Rechnet man die im Plug-in-Hybrid serienmäßige Vorklimatisierung mit ein, sind die reinen Benziner sogar teurer. Was die Frage aufwirft, warum Mercedes sie im Programm behalten will.

Nur der Anfang

Diese Frage könnte sich demnächst noch sehr viel öfter stellen, denn die Verantwortlichen bei Mercedes haben sich vorgenommen, bis Ende nächsten Jahres mehr als 20 Plug-in-Hybride im Angebot zu haben. GLC [7] und GLE – letzterer mit rund 100 km elektrischer Reichweite – werden auf jeden Fall dazugehören. Sie wird Mercedes rund um die IAA in Frankfurt vorstellen. Sie werden auch weiterhin nicht in jedes Alltagsszenario passen. Mit realistischen E-Reichweiten von mehr als 45 Kilometern – und davon ist bei der A-Klasse PHEV mindestens auszugehen – steigt aber der mögliche Anteil der tatsächlich elektrisch zurückgelegten Strecke.


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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Vorstellung-Mercedes-B-Klasse-4179354.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Test-Mercedes-A200-4248631.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Warum-wieder-nur-7-4-kW-4430579.html
[4] https://www.heise.de/autos/artikel/Mercedes-S-500-Plug-In-Hybrid-Fabelwerte-beim-Verbrauch-2283162.html
[5] https://www.heise.de/autos/artikel/Plug-in-Hybrid-Verbrauchsermittlung-im-WLTP-4225028.html
[6] https://www.heise.de/autos/artikel/Vorstellung-Mercedes-A-Klasse-Stufenheck-4120659.html
[7] https://www.heise.de/autos/artikel/Test-Mercedes-GLC-F-Cell-4367711.html