Paketlieferung
Philipp hat seinen beruflichen Werdegang als Praktikant in einer Werbeagentur begonnen und ist mit verantwortlich für das Design von Bierdeckeln, Werbetafeln und einem Fan-Bus eines großen Fußballvereins. Danach folgte der erste Schritt zum Journalismus: Ein Volontariat bei PC-Zeitschriften, die heute kaum noch jemand kennt - PC Direkt und PC Professionell. Dann folgte ein mehrjähriger Ausflug in die Welt des Marketings, PR-Arbeit und Qualitätsmanagement in einem mittelständischen Handelsunternehmen.
Seit 2015 ist Philipp bei Heise im Team von Techstage aktiv und dort etwa für Drohnen, Balkonkraftwerke, Laser und zahlreiche China-Gadgets zuständig.
Chinesische Händler werben mit attraktiv niedrigen Preisen – aber lohnt sich der Kauf? Wir zeigen, worauf man beim Einkauf in chinesischen Shops achten sollte, um keine böse Überraschung zu erleben.
Online-Shops wie Aliexpress, Banggood oder Temu aus China werden immer beliebter. Gründe für den Erfolg sind eine starke Präsenz im Social-Media-Bereich und der klassischen Werbung gepaart mit sehr günstigen Preisen. Doch lohnt sich der Kauf im Ausland oder sind China-Shops schlicht ein Risiko für den Kunden? Wir klären auf.
Der Grund, warum die Shops aus China auch für bei uns verfügbare Ware deutlich niedrigere Preise verlangen, sind deren deutlich niedrigeren Selbstkosten. Neben niedrigen Produktionskosten fallen hier auch die Zwischenhändler und deren Margen weg. Hinzu kommt, dass die Ware zum Teil direkt aus China verschickt wird – versteuert sind die Produkte dann noch nicht, was zu teils lächerlich niedrigen Angebotspreisen führt. Je nach Produkt und Anbieter sind hier Ersparnisse von 20 bis über 50 Prozent gegenüber dem Kauf bei einem lokalen Online-Shop drin. Der Einzelhandel mit zusätzlichen Miet- und Personalkosten kann preislich erst recht nicht mithalten. Allerdings gibt es Kostenfallen wie Zollgebühren oder Kosten bei Rückendungen. Mehr dazu später.
Wichtig ist es zudem zu wissen, dass einige der Anbieter – etwa Aliexpress und Temu – keine Shops sind, sondern Verkaufsplattformen, ähnlich wie Ebay oder der Amazon-Marketplace. Positiv hierbei ist das vielfältige Angebot, welches sich auf die Preise auswirkt: Wie bei eBay gibt es das gleiche Produkt häufig zu unterschiedlichen Preisen von unterschiedlichen Händlern. Aufgrund der enormen Anzahl an Anbietern und der nicht sonderlich transparenten Such- und Sortierfunktionen gestaltet sich das Angebot allerdings entsprechend unübersichtlich. Die Suche nach einem Schnäppchen stellt sich oftmals als Geduldsspiel heraus.
Bei Banggood, Geekbuying oder Geekmaxi handelt es sich hingegen um echte Online-Shops wie Mediamarkt oder Alternate. In Folge ist hier das Angebot kleiner und die Preise übersteigen Aliexpress & Co. in vielen Fällen. Im Vergleich zu europäischen Anbietern kann man hier in vielen Fällen dennoch ordentlich sparen. Sind Produkte allerdings gerade nicht als Aktionsware verfügbar, lohnt sich trotzdem der Blick auf E-Bay und Amazon. Zum Teil sind hier vergleichbare Preise wie bei den großen chinesischen Shops verfügbar, allerdings sind die Lieferzeiten geringer und man hat einen deutschen Ansprechpartner.
Hinzu kommen einige Herstellerspezifische Einschränkungen. So kann etwa die Zusatzgarantie Care & Refresh von DJI hierzulande nur für in Deutschland gekaufte Drohnen aktiviert werden. Wer die Multicopter im Ausland bezieht, kann im Zweifel zwar Geld sparen, muss dann aber auf die Zusatzleistung verzichten.
Auch beim Kauf von E-Scooter und E-Bike von chinesischen Händlern kann es hierzulande zur Überraschung kommen – nicht immer entsprechen die Fahrzeuge den hier geltenden Vorschriften. Hier lohnt sich vor dem Kauf die Recherche in Bestenlisten und Einzeltests.
Hier ein paar Preisbeispiele aus der Praxis:
Produkt | Amazon & Co. | Banggood & Co. | Aliexpress |
---|---|---|---|
E-Scooter Joyor Y8-S | 750 Euro | 689 Euro | 660 Euro |
LED-Pixel-Display 32 × 32 | 78 Euro | 35 Euro | 25 Euro |
Tasche für DJI Neo | 16 Euro | 21 Euro | 9 Euro (Versand erst ab 10 Euro inklusive) |
Handwärmer USB | 24 Euro | 21 Euro | 15 Euro |
Taschenlampe Wuben X3 | 88 Euro | 78 Euro | 41 Euro |
Die Lieferung aus chinesischen Shops dauert gewöhnlich etwas länger als bei europäischen Anbietern – die Zeiten, in denen der Versand mehrere Monate dauerte, sind aber vorbei, wenn nicht gerade besonders große Waren in Schiffscontainern transportiert werden müssen. Ähnlich sieht es mit den Versandkosten aus. Zwar gibt es etwa bei Aliexpress immer wieder Lockangebote – Produkte zu Preisen von wenigen Euros mit dann exorbitant hohen Gebühren für den Transport. Häufig fallen aber entweder keine oder nur geringe Kosten an. Allerdings gibt es auch meist von Produkt zu Produkt deutliche Unterschiede – deshalb muss man beim Kauf ganz genau hinsehen.
Am schnellsten funktionieren Bestellungen bei chinesischen Anbietern, wenn diese über Lager in Europa verfügen. Der Versand aus Europa verkürzt die Versandzeit und schützt den Kunden vor zusätzlichen Zollgebühren. Bei Aliexpress lohnt sich hier der Blick in die Untersektion Choice, bei der sechs Tage Lieferzeit angegeben sind. Banggood gibt bei Versand aus seinen lokalen Lagern in etwa der Tschechei oder Polen eine Lieferzeit von fünf Tagen nach Deutschland an, in der Praxis geht es meistens sogar schneller. Auch bei Temu gibt es die Kategorie lokales Lager. Hier dauert die Lieferung zwischen zwei und fünf Werktagen. Anders als bei den Shops unterscheiden sich bei etwa Aliexpress die Produktpreise je nach Lagerort. Aus China verschickte Ware ist in der Regel noch günstiger als die aus Europa verschickten Produkte.
Wer eine Bestellung aus einem chinesischen Lager tätigt, hat zumindest auf den Anbieterplattformen oft die Wahl zwischen Standard- und Expressversand. Zweiterer ist schneller und dauert erfahrungsgemäß etwa eine bis zwei Wochen. Länger ist auch die Ware aus den chinesischen Shops nur selten unterwegs. Nur beim günstigen Standardversand nehmen die Produkte von Aliexpress und Temu auch mal den Schiffsweg, dann dauert die Lieferung zwischen zwei und zwölf Wochen – den entsprechenden Hinweis sieht der Kunde vor der Bestellung. Über eine Trackingmöglichkeit verfügen meist beide Liefermethoden. Allerdings tut sich hier oft nicht viel. So hatten wir gelegentlich bereits das Paket im Postkasten, bevor im Tracking die fertige Verzollung angezeigt wurde. Wer Pakete aus China tracken will, sollte es auf 17track probieren.
Erfahrungsgemäß kommt die Ware pünktlich zum angekündigten Liefertermin, allerdings sollte man bei besonders langen Lieferzeiten zumindest bei Aliexpress und Temu zwischenzeitlich Rücksprache mit dem Verkäufer halten. Wir hatten privat einen Fall, bei dem die Lieferung per Schiff fast drei Monate gedauert hat – worüber wir vom Verkäufer im Vorfeld informiert worden waren. Da der Kundenschutz bei Aliexpress allerdings nur 90 Tage gültig ist, bekamen wir kurz vor Ablauf der Frist Bedenken, die wir so auch geäußert haben. Nur einen Tag später bekamen wir ein offizielles Schreiben von Aliexpress, dass sich der Verkäufer wegen der Verzögerung gemeldet hat und unsere Frist deshalb offiziell verlängert wurde. So waren wir auf der sicheren Seite – die Ware kam dann aber tatsächlich noch kurz vor Ablauf der 90 Tage.
Für Warensendungen aus dem Nicht-EU-Ausland gibt es beim Zoll klare Vorgaben: Seit dem 1.7.2021 wird Einfuhrumsatzsteuer bei jeder Bestellung von außerhalb der EU fällig. Wichtig ist hier zu wissen, dass diese Steuer wegen des Verwaltungsaufwands erst ab einem Betrag von 1 € erhoben wird und man entsprechend bis 5,23 € Bestellwert (inkl. Versandkosten) steuerfrei kaufen kann. Bei Bestellungen, die 150 Euro überschreiten, bleiben die bisherigen Regelungen bestehen. Das heißt, dass die Ware beim Zoll abgeholt und eventuell weitere Kosten für die Einfuhr begleichen werden müssen; alternativ übernimmt der Transportdienstleister wie DHL die Verzollung gegen eine Gebühr.
Der anfallende Prozentsatz errechnet sich aus der Art des bestellten Produktes. Klassisch sind hier 19 Prozent. Bücher, Lebensmittel und Blumen werden hingegen mit 7 Prozent besteuert, weshalb man hier auf einen höheren Bestellwert kommen darf. Wichtig: Der Prozentsatz bezieht sich immer auf den Gesamtbetrag auf der Rechnung, also den eigentlichen Produktpreis plus die Versandkosten.
Bei Bestellungen, die 150 Euro überschreiten, muss die Ware beim Zoll abgeholt werden und neben der Einfuhrumsatzsteuer (19 Prozent) wird noch eine zusätzliche Zollgebühr fällig. Das sind allerdings meist nur wenige Prozent, einige Elektronikartikel sind sogar zollfrei. In beiden Fällen muss man allerdings zum Zollamt.
Tipp: Beim Kauf teurer Ware lohnt sich erfahrungsgemäß der DHL-Expressversand, denn hier können Kosten wie Einfuhrumsatzsteuer und Einfuhrabgaben bequem beim Postboten bezahlt werden. Das erspart den Umweg zum Zollamt. Allerdings verlangt DHL (wie andere Zusteller ebenfalls) bei der Barzahlung eine Auslagenpauschale als Zuschlag und berechnet hier in der Regel 6 Euro.
Zusammengefasst gilt:
Wer bei chinesischen Shops wie Banggood oder Geekmaxi einkauft, muss sich bezüglich der Produktqualität und Sicherheit wenig Gedanken machen – wenn er Markenprodukte kauft, die es bei uns genauso gibt. Die hier verkauften Produkte sind mit der in Europa verkauften Ware identisch – einziger Unterschied ist der geringere Preis. Allerdings muss man trotzdem genau hinsehen, weil hier auch Produkte verkauft werden, die zwar grundsätzlich funktionieren, die aber nicht in Deutschland zugelassen sind. Beispiele hierfür sind etwa E-Scooter und E-Bikes mit zu hoher Leistung. Diese können hierzulande zwar auf Privatgrundstücken, nicht aber im Straßenverkehr genutzt werden. Auch bei günstigen Elektrogeräten wie Netzteilen von unbekannten Herstellern ist Vorsicht geboten – die Produktsicherheit entspricht häufig nicht unseren Standards.
Noch genauer sollte man beim Kauf auf den Verkaufsplattformen wie Aliexpress und Temu hinsehen, da von den abertausenden Händlern auch gefälschte und minderwertige Ware verkauft wird. Ein Beispiel für solche Fake-Produkte sind etwa USB-Sticks und Speichermedien von namhaften Herstellern, die mit unfassbar großem Speicher für wenig Geld beworben werden. Kapazitäten von mehreren Terrabyte für unter 15 Euro klingen zwar verlockend, im Endeffekt handelt es sich aber um Fake-Speicher, der seine riesige Kapazität nur vorgaukelt. Wenn es um Speicher oder Akkukapazitäten geht, sollte man den Produktdatenblättern auf Aliexpress & Co. erfahrungsgemäß nicht vertrauen.
Eine CE-Kennzeichnung tragen die meisten Produkte, doch in Szene-Kreisen übersetzt man das CE dann mit China Export. Ein Beweis, dass die Ware tatsächlich unseren Sicherheitsstandards entspricht, ist das Zeichen leider nicht. Wenn es um sensible Technik oder Produkte mit Sicherheitsrisiken geht, würden wir diese deshalb entweder in Shops wie Banggood & Co. oder direkt bei europäischen Händlern, nicht aber auf den großen chinesischen Verkaufsplattformen kaufen. Das Risiko von brennenden Akkus oder Netzteilen sollte nicht unter den Tisch gekehrt werden. Sollte es hier zu Problemen kommen, würden sich Versicherungen ziemlich sicher Fall aus der Verantwortung ziehen. Bei manchen technischen Geräten wie Barcode-Scannern mit USB-Anschluss ist das Brandrisiko sicherlich überschaubar, bei Speicherlösungen mit enormen Kapazitäten für die PV-Anlage würden wir uns hingegen genau überlegen, ob die Ersparnis das Risiko wert ist.
Ganz auf sich gestellt ist der Käufer aber auch bei Aliexpress oder Temu nicht. Ebenso wie die chinesischen Shops bieten diese inzwischen ein Mindestmaß an Käuferschutz – trotzdem sollte man sich beim jeweiligen Anbieter informieren, da bei Problemen keine Möglichkeit besteht, die Käuferrechte auf juristischem Weg einzufordern. Rückgaberecht, Gewährleistung & Co. nützen nichts, wenn der Vertragspartner in China einfach nicht antwortet. Unsere Gesetze gelten dort nicht – und Einklagen ist quasi unmöglich.
Bei Aliexpress gilt der Käuferschutz nur bei den entsprechend gekennzeichneten Produkten. Mit einer Garantie sollte man den Käuferschutz hier aber nicht verwechseln, denn der Käuferschutz der Verkaufsplattform gilt in der Regel nur 30 Tage lang. Eine Ausnahme sind durch den Kunden beschädigte Produkte, individualisierte Produkte, kurzlebige Produkte (etwa Pflanzen) und Artikel, die aus hygienischen Gründen nicht zurückgenommen werden. Bei Problemen mit einem Produkt wird hier zunächst der Verkäufer kontaktiert. Erfahrungsgemäß ist er daran interessiert, Probleme mit den Kunden schnell zu lösen. Falls dies nicht möglich ist, kann man dann direkt bei Aliexpress eine Rückerstattung einfordern. Im Fall eines von uns gekauften USB-Sticks mit einem Terrabyte Speicher, der wie erwartet nicht korrekt funktionierte, wurde uns die Kaufsumme ohne Rücksendung problemlos nach wenigen Tagen auf das Konto zurückerstattet. Das nach wenigen Tagen defekte Netzteil haben wir hingegen neu zugeschickt bekommen – eine Rücksendung war ebenfalls nicht nötig.
Banggood hat eine sehr ausführliche Informationsseite, die aufklärt, welche Garantiezeiten für welche Produktgruppen gelten. Für die Akkus in Spielzeug, RC-Drohnen etc. gelten etwa nur 15 Tage Garantiezeit, für Smartwatches sind es 30 Tage, für smarte Fitnesstracker 90 Tage und Büromöbel 180 Tage. Auf Mini-PC, Projektoren, Smartphones und 3D-Druckern gibt es je ein Jahr Garantie, auf SSD-Laufwerke zwei Jahre. Komplizierter ist es etwa bei E-Bikes. Vorderlicht, Ständer, Reifen und Bremse haben hier nur eine Garantie von 90 Tagen. Pedal, Schaltung und Tacho können bis 180 Tage lang reklamiert werden. Auf Motor, Controller, Vordergabel und Lenker gibt es ein Jahr und auf den Rahmen 3 Jahre Garantie. Bei Qualitätsproblemen innerhalb der Garantie übernimmt Banggood auch die Rücksendekosten. Anders sieht es allerdings bei Nichtgefallen aus – hier gilt in Deutschland eigentlich ein allgemeines 14-tägiges Rückgaberecht im Onlinehandel. Banggood unterscheidet hier wieder nach Produktgruppen und gewährt Rückgabefristen zwischen 7 und 30 Tagen. Die Kosten für die Rücksendung muss dann der Kunde tragen. Achtung: Während der Versand aus China nach Deutschland sehr günstig ist, fallen für den Rückversand häufig hohe Kosten an. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass das Service-Team von Banggood gerne Videos der defekten Produkte sehen möchte. Wer hartnäckig bleibt, bekommt sein Recht oft aber auch ohne Videobeweis. Von Lesern wissen wir allerdings, dass dies in Einzelfällen auch anders sein kann. Grundsätzlich empfehlen wir im Umgang mit chinesischen Händlern einen höflichen, aber bestimmenden Ton. Das Europa-Geschäft ist für die Händler sehr wichtig, weswegen sie häufig kulant reagieren – in Einzelfällen aber auch einfach nicht mehr antworten, wenn sich der Kunde im Ton vergreift.
Bei Temu gibt es das Recht, Bestellungen ohne Angaben von Gründen innerhalb von 14 Tagen zu widerrufen. Grundsätzlich können defekte Produkte bis 90 Tage nach Kaufdatum zurückgegeben werden. Ausnahmen sind personalisierte Produkte, Lebensmittel, Körperpflegeartikel und Kleidung ohne Etiketten. Zwar übernimmt die Plattform die Kosten für eine Rücksendung, allerdings gibt es Einschränkungen. Sollen mehrere Positionen einer Bestellung returniert werden, müssen diese zusammen verschickt werden. Werden mehrere Positionen nacheinander zurückgeschickt, fallen doch Sendungskosten für den Kunden an. Wir selbst haben bisher Glück gehabt und bisher nur eine einzige Reklamation bei Temu beantragt. Das defekte und reklamierte Kabel wurde problemlos durch ein neues ersetzt. Das defekte Kabel mussten wir nicht zurücksenden. Bei der defekten Taschenlampe versuchte uns der Händler hingegen tagelang mit einer Teilrückzahlung abzuspeisen. Erst, als wir mit Paypal und dem Temu-Kundenservice gedroht haben, wurde der gesamte Kaufpreis erstattet.
Was passiert, wenn ich, wissentlich oder unwissentlich, Fälschungen in chinesischen Online-Shops kaufe? In der Regel nichts, zumindest nicht, wenn es sich um Einzelstücke handelt. Wenn die Ware für den Eigenbedarf bestimmt ist, bleibt die Einfuhr von Plagiaten in Deutschland straffrei. Der Zoll darf die Produkte bei Verdacht auf eine Einfuhr zum Zweck des Weiterverkaufs allerdings einbehalten und gegebenenfalls vernichten, und zwar unabhängig vom Warenwert.
Eine weitere Falle sind verlockende Produktfotos. Wer sich bei chinesischen Shops Teppiche, Poster, Bilder und Ähnliches bestellt, sollte immer genau auf die Größenangaben achten. Gerne werben die Verkäufer mit Fotos von etwa riesigen, wandfüllenden Postern, in Wirklichkeit handelt es sich aber oft nur um kleine Drucke im Format 60 x 40 cm. Auch bei Kleidung muss man vorsichtig sein, da die Größentabellen stark von den uns bekannten abweichen. Wer hier normalerweise zur Größe M greift, braucht in China eher L bis XL.
Auch die Kommunikation mit chinesischen Shops kann sich aufgrund der Sprachbarriere kompliziert gestalten. Selbst in englischer Sprache kommt es hier schnell zu Missverständnissen.
Wer sich für ein Angebot eines chinesischen Anbieters interessiert, sollte zuerst Bewertungen und Verkäuferreputation prüfen. Dazu kann man sich etwa auf Trustpilot informieren, ob und wie seriös die Anbieter agieren – ob hier alle Bewertungen tatsächlich von glücklichen Kunden kommen, ist nicht garantiert. So schneidet etwa die Verkaufsplattform Wish mit einer Bewertung von 4,5 Punkten erstaunlich positiv ab. Die Shops Geekbuying, Geekmaxi und Banggood kommen auf 4,3, 3,9 und 3,5 Punkte. Der Service von Aliexpress und Temu bekommt im Vergleich nur 2,7 und 2,6 Punkte. Ähnlich schlecht sind die Bewertungen einiger Herstellershops, die trotz guter Produkte häufig nur einen miesen Service bieten. Hier sollte man dann besser auf einen namhaften Reseller statt auf den Herstellershop setzen.
Bei unrealistisch günstigen Angeboten sollte man grundsätzlich misstrauisch sein und Vorsicht walten lassen. Exorbitante Preisunterschiede zu deutschen Händlern sind durchaus möglich, wenn ein Produkt aber auch bei anderen China-Shops deutlich teurer ist, würden wir die Finger davon lassen.
Ein weiterer wichtiger Tipp: Man sollte eine sichere Zahlungsmethode wie Paypal mit Käuferschutzprogramm wählen. Bei Problemen mit dem Service ist es immer sehr beruhigend, einen zuverlässigen Zahlungsdienstleister hinter sich zu wissen. Kommt es zu Problemen, ist dies eine weitere Möglichkeit, an sein Recht bzw. Geld zu kommen.
Kommt es zu einer Reklamation, muss man sich bei Aliexpress und Temu an den jeweiligen Verkäufer wenden. Die Verkaufsplattform selbst wird nur dann aktiv, wenn Käufer und Verkäufer keine Einigung erzielen – wie bei eBay. Bei Shops wie Banggood oder Geekmaxi sieht es anders aus. Hier ist der allgemeine Kundenservice zuständig. In der Regel wollen die Shops vor der Zusendung eines Rücksendeetiketts eine Fehlerbeschreibung und am besten Beweisfotos oder Videos. Erfahrungsgemäß wird die Ware in den meisten Fällen aber auch ohne Rücksendung ersetzt oder erstattet.
Die Kosten für die Rücksendung defekter Artikel trägt meistens der Verkäufer. Bei der Rücksendung aus anderen Gründen kann es aber durchaus zu Kosten für den Käufer kommen. Hier sollte man im Vorfeld gut überlegen, was man wo bestellt – Bestellen zum Ausprobieren, wie man es hierzulande etwa mit Kleidung machen kann, würden wir deshalb besser nicht.
Ganz allgemein kann man sagen, dass wir bei den China-Shops privat bisher überwiegend gute Erfahrungen gemacht haben und in extremen Fällen auch zu unserem Recht gekommen sind. Allerdings muss man im Zweifel auch hartnäckig bleiben und sollte sich nicht mit etwa geringen Preisnachlässen ködern lassen. Die Servicemitarbeiter sind darauf getrimmt, nicht automatisch alles sofort zu ersetzen. Die Drohung, etwa den Paypal-Käuferschutz einzuschalten, bewegt die Shops aber oft zum Einlenken.
Eine sicherere Alternativ können der Amazon Marketplace und eBay sein. Hier gibt es auch viele chinesische Händler, die ihre Produkte direkt aus China versenden – das ist dann an langen Versandzeiten zu erkennen. Kommt es zu Problemen, gibt es hier einen weiteren Ansprechpartner in Deutschland.
Wer bei chinesischen Shops einkauft, kann im Vergleich zu europäischen Online-Shops ordentlich Geld sparen. Ganz ohne Risiko ist der Einkauf in Asien zwar nicht, wer sich an gewisse Regeln hält, sollte aber keine größeren Probleme bekommen.
Grundsätzlich sollte man unterscheiden, ob man in einem Shop oder bei einer Anbieterplattform einkauft. Große Online-Shops wie Banggood, Geekbuying, Geekmaxi & Co. haben kein Interesse an schlechten Bewertungen, hier ist der Service in der Regel völlig in Ordnung. Bei Aliexpress, Temu & Co muss man hingegen genauer hinsehen. Von Artikeln mit unrealistischen Preisen würden wir die Finger lassen. Preisunterschiede zwischen den Händlern sind normal, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad.
Hochpreisige Ware sollte man nur bestellen, wenn man sich bewusst ist, dass ein möglicher Defekt möglicherweise gar nicht oder erst nach einiger Zeit behoben wird. Lediglich kleine Ersparnisse im Vergleich zum deutschen Händler sind solch ein Risiko nicht wert! Auch bei hohen Summen würden wir uns lieber auf deutsches Verbraucherrecht verlassen. Bei rechtlichen Problemen hat man hier eine juristische Handhabe, anders als in China.
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