Bowers & Wilkins Pi8
Trotz ihrer im wahrsten Sinne des Wortes klassischen Ausbildung (Studium Geschichte/Latein) ist Sara (Jahrgang 1987) seit früher Jugend begeisterte und technikaffine Gamerin. Gleichzeitig liebt sie die Natur und verbringt viel Zeit mit Crossfit und Laufen in allen möglichen Varianten. Das Schreiben aber ist ihre größte Leidenschaft, weshalb sie bei Heise Bestenlisten begeistert ihr Hobby zum Beruf macht.
Fast 400 Euro sind ein mehr als stolzer Preis für In-Ear-Kopfhörer, aber sind die Bowers & Wilkins Pi8 dieses Geld vielleicht wirklich wert? Das finden wir in unserem Test heraus.
Drahtlose In-Ear-Kopfhörer haben gegenüber kabelgebundenen HiFi-Modellen häufig einen Nachteil: Die Klangqualität leidet unter der komprimierten Bluetooth-Übertragungsmethode und die kleineren Speaker können im Vergleich oft nicht mithalten, wenn es um das Soundvolumen geht. Doch genau an diesem Punkt setzen die Bowers & Wilkins Pi8 an, die mit ANC, Kohlefaser-Membran, Schnellladefunktion und optimiertem Tragekomfort sowie Top-Klang die Konkurrenz ausstechen wollen.
Die Zielgruppe der Bowers & Wilkins Pi8 dürfte damit klar umrissen sein: Diese Earbuds richten sich an audiophile Musikliebhaber, die unterwegs nicht auf hochklassigen Klang verzichten, aber auch keine großen Kopfhörer mit sich herumschleppen wollen. Wir haben uns die Pi8 im Test genauer angeschaut und klären die Frage, ob die Winzlinge wirklich 389 Euro (Amazon) wert sind.
Wie es sich für In-Ear-Kopfhörer dieser Preisklasse gehört, hat der Hersteller beim Design der Pi8 viel Wert auf dezenten Chic gelegt. Die Earbuds selbst unterscheiden sich von den Modellen der Konkurrenz vor allem dadurch, dass sie oval geformt sind. Der Markenname ist auf dem Touch-Bedienfeld an der Außenseite der Earbuds vermerkt, ansonsten machen die Earbuds einen schlichten, aber eleganten Eindruck.
Das Ladecase besteht fast komplett aus Kunststoff, wirkt aber mit der matten Oberfläche und dem Metallscharnier recht hochwertig. An der Unterseite befindet sich der Anschluss für das USB-C-Ladekabel, außerdem gibt es eine einzelne LED, die den Ladezustand beziehungsweise -vorgang anzeigt.
Obwohl die Pi8 insgesamt einen gut verarbeiteten Eindruck machen, ist uns ein Detail im Test negativ aufgefallen: Das Ladecase an sich reagiert sehr empfindlich auf Stöße. Als uns die kleine Dose aus etwa einem Meter Höhe auf einen Fliesenboden fällt, platzen direkt kleine Teile der Lackierung ab. Der Sturz hinterlässt unschöne Kratzer auf dem Gehäuse, siehe Bildergalerie.
Beim Tragekomfort können die Pi8 auf ganzer Linie überzeugen: Neben den normalen Gummipfropfen, die im Auslieferungszustand bereits auf die Earbuds aufgesteckt sind, liegen noch zwei weitere Paar Ohrstücke dem Lieferumfang bei. Dadurch kann man die In-Ear-Kopfhörer an die eigene Ohrgröße anpassen. Zusätzlich können wir die Earbuds dank ihres ovalen Designs im Gehörgang so drehen, dass sie fest im Ohr sitzen. Das funktioniert sowohl bei kleinen als auch bei großen Ohren. Auch beim Joggen oder stärkerer Bewegung bleiben die Pi8 durchweg in Position, sodass die Kopfhörer in Hinblick auf den Tragekomfort keine Wünsche offen lassen.
Eine gute Figur machen die Pi8 bei der Wasserdichtigkeit: Die In-Ears sind nach IPX54 zertifiziert, was bedeutet, dass sie spritzwassergeschützt sind und weder Schweiß noch Regen eindringen lassen. Sport und Outdooraktivitäten sind mit den Pi8 also kein Problem.
Bowers & Wilkins gibt die Akkulaufzeit für die Pi8 mit 6,5 Stunden an. Ist das Ladecase voll aufgeladen, soll sich die Laufzeit um zusätzliche 13,5 Stunden erhöhen. Ein vollständiger Ladevorgang dauert zwei Stunden, nach 15 Minuten sollen die Earbuds für zwei Stunden funktionieren. Im Test liegen die Werte der Laufzeit leicht unter den Angaben des Herstellers. Bei uns geht den Pi8 nach knapp sechs Stunden bei mittlerer Lautstärke die Puste aus. Dementsprechend verringert sich dann auch die Laufzeit mit Ladecase um eine gute Stunde auf 12,5 Stunden. Insgesamt ist die Akkulaufzeit der Bowers & Wilkins Pi8 damit eher enttäuschend.
Das schlichte Design der Pi8 verrät es bereits: Die In-Ear-Kopfhörer verzichten komplett auf taktile Bedientasten. Stattdessen steuern wir die Earbuds ausschließlich über Touch-Eingaben an der Außenseite und über die Smartphone-App von Bowers & Wilkins. Das Pairing der Earbuds funktioniert über Bluetooth 5.4 sowohl mit und ohne App. Wer den vollen Funktionsumfang der Kopfhörer nutzen möchte, benötigt die zugehörige Software.
Allerdings ist der Funktionsumfang der Bowers-&-Wilkins-App eher begrenzt. Wir können die Geräuschunterdrückung aktivieren und den integrierten Equalizer nutzen – aber das war es dann auch schon. Vorgefertigte EQ-Profile suchen wir vergebens, ebenso wie weitere Features, etwa eine Suchfunktion, wenn wir die Kopfhörer mal verlegt haben.
Die Steuerung der Pi8 mithilfe von Touchgesten funktioniert im Test ansonsten relativ gut. Unsere Eingaben werden zuverlässig erkannt, aber teilweise führen die Kopfhörer unsere Befehle mit leichter Verzögerung aus. Diese Verzögerung ist minimal, sollte bei einem Modell dieser Preisklasse aber nicht vorkommen. Zusätzlich ist das Touchpanel recht empfindlich, was im Test dazu führt, dass die Wiedergabe ungewollt unterbrochen wird, weil wir uns eine Wollmütze über die Ohren ziehen.
Wie man es von Kopfhörern der Marke Bowers & Wilkins erwartet, erzeugen die Pi8 wirklich einen herausragenden Sound. Möglich macht das unter anderem der aptX-Lossless-Codec. Wer Musik aus unkomprimierten Quellen wie Amazon HD Music via Bluetooth überträgt, genießt die Wiedergabe über die Pi8 dann trotz drahtloser Anbindung in hoher CD-Qualität mit 44,1 kHz – und das hört man den Kopfhörern wirklich an.
Im direkten Vergleich mit günstigen Earbuds wie den Anker Soundcore A20i klingen gesprochene Inhalte deutlich klarer und natürlicher. Sprache wird angenehm weich wiedergegeben, ohne dumpf zu wirken, und Hintergrundgeräusche bleiben wahrnehmbar, aber nicht zu dominant. Für Podcasts, Youtube-Videos oder Hörbucher sind die Pi8 deshalb hervorragend geeignet und bieten dank des integrierten ANC-Modus eine immersive Hörerfahrung.
Aber auch bei audiophiler Musik machen die Pi8 eine herausragende Figur: Bei „Your Latest Trick“ von Dire Straits wirkt der Ton derart ausgewogen, dass es sich anfühlt, als stünde die Band direkt neben einem im Raum. Der Gesang ist perfekt austariert mit allen Instrumenten, und selbst der Besen des Schlagzeugs ist gut hörbar, aber nicht übertrieben deutlich. Im Fall von Adeles „Hello“ kommen die Hintergrundgeräusche im Musikvideo durch, ohne, dass das eigentliche Musikstück davon gestört wird. Zugleich zeigt sich bei diesem Stück, wie gut die Pi8 sowohl Höhen als auch Bässe wiedergeben kann. Letztere lassen sich mithilfe des Equalizers zwar noch anpassen, aber das ist eigentlich nicht wirklich nötig. Denn der Druck der Bässe passt im Test ausgezeichnet zum restlichen Klang. Wer etwas mehr Wumms möchte, bekommt ihn auf Wunsch aber auch dazu.
Was uns ebenfalls positiv auffällt, ist die Klangabgabe nach außen. Man muss sich bei voller Lautstärke schon sehr nahe an den Kopfhörern befinden, um die Inhalte wahrnehmen zu können.
Damit wir unsere Lieblingsinhalte aber auch immer und überall ungestört in bester Qualität genießen können, verfügen die Pi8 über eine aktive Geräuschunterdrückung (ANC). Das funktioniert im Test sehr gut. Sowohl die Geräusche unserer mechanischen Tastatur als auch vorbeifahrende Autos oder der leise Ton eines laufenden Fernsehers werden zuverlässig ausgeblendet. Der alternative Transparenzmodus, der Außengeräusche ungefiltert ans Ohr dringen lässt, kann ebenfalls über die App aktiviert werden und klingt verhältnismäßig natürlich.
Laut der Webseite des Herstellers liegt die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) für die Bowers & Wilkins Pi8 bei 399 Euro. Die Kopfhörer stehen in den Farben Schwarz, Blau, Weiß und Creme-Grün zur Auswahl. Der Straßenpreis liegt zum Testzeitpunkt bei 389 Euro (Amazon). Damit gehören die Pi8 zum High-End-Segment unter den In-Ear-Kopfhörern und bewegen sich preislich auf einer eigenen Stufe.
Ja, die Bowers & Wilkins Pi8 sind mit knapp 400 Euro verdammt teuer. Aber wer sich bewusst für den Kauf dieser Kopfhörer entscheidet, weiß in der Regel, was er will – und bekommt es auch. Die In-Ears bieten einen herausragenden Klang mit ANC, welcher keine Wünsche offen lässt.
Lediglich die mäßige Akkulaufzeit, die wenigen App-Funktionen und die empfindliche Lackierung der Ladehülle sorgen in unserem Test für Punktabzug. Ansonsten sind uns die Pi8 eine Kaufempfehlung für alle, die das nötige Kleingeld übrig haben und die Vorzüge kompakter In-Ears mit dem audiophilen Klanggenuss kabelgebundener HiFi-Kopfhörer verbinden möchten.
Eine klanglich ebenfalls herausragende Alternative, die nur halb so viel kostet wie die Pi8, aber dafür beim Noise Cancelling nicht ganz so gut abschneidet, sind die Sennheiser Momentum True Wireless 4 (Testbericht). Auf einem ähnlich preislichen Niveau bewegen sich die Bose QC Earbuds II (Testbericht), die über ein besseres ANC verfügen, aber ohne Hi-Res-Codecs auskommen müssen.
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