Minisforum MS-A1: Mini-PC mit Desktop-Ryzen, vier M.2-Steckplätze für SSDs
Dank eines AM5-Sockels unterstützt der Minisforum MS-A1 gewöhnliche AMD-Desktop-Prozessoren. Mit bis zu vier M2-SSDs bietet der Mini-PC in puncto Speicherausbau fast so viel wie ein Desktop-Rechner. Was das Barebone-System sonst noch bietet, zeigt der Test.
Mit dem MS-A1 bietet Minisforum einen Mini-PC, der sich in jeder Hinsicht vom Mitbewerb unterscheidet. Anders als gewöhnliche Modelle, die meist mit fest verbauten Laptop-Prozessoren ausgestattet sind, kommt der MS-A1 mit einem AM5-Sockel und ist daher kompatibel mit gewöhnlichen AMD-Desktop-Prozessoren der Ryzen-7000/8000er-Serie. Und wo ansonsten nur Platz für maximal zwei SSDs ist, bietet der MS-A1 gleich vier M2-Anschlüsse.
Doch lohnt das überhaupt und kommt die Kühlung mit der höheren Leistungsaufnahme der Desktop-Prozessoren klar? Diese und weitere Fragen klären wir im Folgenden.
Mit Abmessungen von 19 × 18,6 × 4,8 cm fällt das Gehäuse des MS-A1 deutlich größer aus als herkömmliche Mini-PCs. Grund dafür sind die massiven Kühlkörper, die in Verbindung mit den drei verbauten Lüfter nicht nur die Betriebstemperatur der CPU im spezifizierten Bereich halten, sondern auch dafür sorgen, dass sich RAM und SSDs nicht so stark erhitzen. Das macht sich auch beim Gewicht bemerkbar: Während ein Standard-Mini-PC wie der Beelink Ser 8 (Testbericht) nur etwa 750 Gramm auf die Waage bringt, sind es beim MS-A1 knapp 3 kg.
Das größere Gehäuse bietet aber auch Vorteile: Während die meisten Mini-PCs nur einen oder maximal zwei M.2-Sockel für SSDs zu bieten haben, sind es beim MS-A1 insgesamt vier, und zwar in voller Baugröße, mit einer Breite von 22 mm und einer Länge von 80 mm. Allerdings beherrschen nur die oberen Steckplätze PCIe 4.0 x4, während die unteren PCIe 4.0 x1 und PCIe 3.0 x4 unterstützen (siehe Bildergalerie). Damit können Anwender laut Hersteller den Speicher auf bis zu 27 TB ausbauen.
Für den Arbeitsspeicher bietet der MS-A1 zwei SO-Dimm-Sockel, die bis zu 96 GByte DDR/5600 aufnehmen können. Allerdings nutzt der MS-A1 nicht die volle Spezifikation und taktet das RAM mit 2600 MHz, was DDR5-5200 entspricht.
WLAN steht in Form eines M.2-Moduls vom Typ Intel AX210 zur Verfügung, das neben Wi-Fi 6E außerdem noch Bluetooth 5.2 bietet. Für kabelgebundene Netzwerkverbindungen gibt es zwei 2,5-Gb/s-Ports an der Gehäuserückseite. Dort finden sich zudem mit Displayport 2.0, HDMI 2.1 und USB-4/DP drei Anschlussmöglichkeiten für Monitore mit bis zu 4K und 120/144 Hz Bildwiederholfrequenz. Die Schnittstellen an der Rückseite bestehen aus zwei USB-A-Buchsen (USB 3.2 und USB 2.0) sowie einem Oculink-Port für den Anschluss externer Grafikkarten oder anderer PCIe-Geräte. Das ist etwa mit dem für knapp 100 Euro erhältlichen eGPU-Dock möglich. Drei USB-Ports sind zudem an der Vorderseite verfügbar, wovon zwei USB 3.2 x2 mit 10 GBit/s bieten. Daneben sitzt ein Kopfhöreranschluss sowie die Ein-/Aus-Taste. Darin integriert ist eine blaue LED, die sehr hell leuchtet und sich leider nicht abschalten lässt. Einen microSD-Card-Slot gibt es nicht.
Mit Strom wird der MS-A1 über das mitgelieferte und 240 Watt starke Netzteil versorgt. Zudem liegt dem Paket noch ein HDMI-Kabel bei. Eine frühere Version des Mini-PCs enthielt einen M.2-SATA-Adapter, der aber wegen einer optimierten Kühlung in neueren MS-A1 nicht mehr verwendet werden kann. Stattdessen ist im Lieferumfang noch ein SSD-Kühlkörper inklusive Wärmeleitpaste und Gummihalterungen enthalten. Während SSDs für die auf der Oberseite zugänglichen M.2-Slots damit gekühlt werden, deckt die Kühllösung an der Unterseite sowohl die SO-Dimm als auch die beiden M.2-Slots ab.
Um das Gehäuse des MS-A1 zu öffnen, muss man an der Unterseite mehrere Schrauben lösen. Dann entfernt man die Blende an der Vorderseite, um anschließend die Mainboard-Halterung aus dem Gehäuse zu schieben. Jetzt muss man noch die beidseitig montierten Schrauben der Kühlkörper und der beiden Lüfter lösen, um Zugang zum CPU-Sockel zu erhalten (mehr Details in der Bildergalerie). Die Prozedur ist relativ aufwendig und erfordert etwas Geschick. Am besten benutzt man dafür einen magnetischen Schraubendreher, sodass die Schrauben beim Lösen nicht ins Gehäuseinnere fallen.
In Verbindung mit dem verwendeten AMD-Prozessor Ryzen 7 8700G, 32 GB RAM und einer 1 TB großen SSD erreicht der MS-A1 in etwa die Leistungswerte wie ein herkömmlicher Mini-PC mit Ryzen 9. Im PCmark kommt der MS-A1 auf einen Wert von knapp 7800 Punkten und ist damit minimal leistungsfähiger als andere High-End-Mini-PCs wie der UM890 Pro (Testbericht). Bei der 3D-Leistung fällt er etwas zurück, was an dem etwas niedriger getakteten Speicher liegen dürfte. Insgesamt erreicht er beim 3DMark-Benchmark Time Spy eine Systemleistung von 3300 Punkten (UM890 Pro: 3437) und einen 3D-Wert von 2936 Punkten (UM890 Pro: 3063). Die CPU-Leistung beträgt 11.042 Punkte (UM890 Pro: 11.218).
Auch die Werte aus Geekbench mit 2672 Punkten (Single Core) und 13475 Punkten (Multi Core) sind gut, wie auch Cinebench, wo der Mini-PC mit 967 Punkten (Multi Core) und 107 Punkten (Single Core) nahezu die gleiche Leistung wie der UM890 Pro erzielt.
Die Leistungsaufnahme liegt bei ruhendem Windows-Desktop bei etwas über 12 Watt, während ein Mini-PC mit ähnlich leistungsstarker Notebook-CPU von AMD nur etwa 6 bis 8 Watt in dieser Betriebsart benötigt. Bei voller CPU-Belastung, etwa mit Prime95 oder dem Stabilitätstest von AIDA64, steigt sie auf etwa 100 Watt, während vergleichbare Mini-PCs knapp 90 Watt benötigen.
Die Kühlung funktioniert einwandfrei und hält die Temperaturen von Prozessor, SSD, Mainboard und RAM bei ruhendem Desktop im niedrigen Bereich. Teilweise erreicht der Prozessor eine Temperatur von unter 30 °C. Dabei sind die drei Lüfter des Geräts kaum zu hören. Erst bei stärkerer Belastung machen sie auf sich aufmerksam. Allerdings ist die Geräuschkulisse mit 38 dB direkt am Gehäuse niedriger als bei manch anderem Mini-PC.
Unser Testmodell ist mit dem BIOS 1.03 ausgestattet und unterstützt damit standardmäßig die Ryzen-Prozessoren aus der 8000/7000er-Serie. Mit der BIOS-Version 1.06, die aktuell allerdings nur als Beta vorliegt, funktionieren auch Ryzen-Prozessoren der 9000er-Serie wie der Ryzen 9 7950X. Allerdings kann dieser statt der geforderten TDP von 170 Watt nur mit 100 Watt betrieben werden. Dementsprechend liefert der Prozessor nicht die volle Leistung, kann aber in einigen Benchmarks den 8700G wegen der doppelten Anzahl von Rechenkernen diesen deutlich übertrumpfen.
Da allerdings das Mainboard des MS-A1 keine Flashback-Option bietet, die ein BIOS-Update ohne RAM und CPU erlaubt, muss der Mini-PC – Stand heute – mit einer kompatiblen CPU in Betrieb genommen werden, um das BIOS-Update durchführen zu können.
Wichtig zu beachten ist bei der Prozessor-Auswahl, dass der MS-A1 über keine eigenständige Grafikkarte verfügt. Somit wird die integrierte Grafik der CPU genutzt. Bei Desktop-CPUs von AMD ist allerdings im Gegensatz zu den Laptop-Prozessoren nicht bei jeder CPU eine Grafikeinheit integriert. Hier muss man also eines der Modelle mit integrierter Grafikeinheit, wie Ryzen 7 8700G, kaufen. Ansonsten gibt es kein Bild am Monitor.
Wenn der Minisforum MS-A1 nicht als Barebone, sondern als voll ausgestatteter Mini-PC erworben wird, ist Windows Pro inklusive gültiger Lizenz vorinstalliert. Die Barebone-Variante enthält diese nicht.
Im Test hat die Installation von Tuxedo OS 4, das auf Ubuntu 24.04 LTS basiert, problemlos funktioniert.
Wir haben den AS-A1 inklusive AMD Ryzen 7 8700G, 32 GB RAM und einer 1 TB großen SSD von Minisforum für diesen Test erhalten. In dieser Konfiguration kostet der MS-A1 829 Euro. Aktuell gibt es das Gerät allerdings nur als Barebone-Variante, die Anwender also selbst ausstatten müssen. Bei einem Grundpreis von 283 Euro muss man also noch Kosten für Prozessor, RAM und SSD einkalkulieren und landet damit bei etwas für 700 Euro, zuzüglich einer Windows-Lizenz, falls man den MS-A1 nicht mit Linux betreiben möchte.
Der Minisforum MS-A1 überzeugt im Test mit einer leisen und effektiven Kühlung. Im Normalbetrieb ist der Mini-PC praktisch nicht zu hören. Erst bei stärkerer Belastung machen sich die Lüfter bemerkbar. Das Betriebsgeräusch ist mit bis zu 38 dB aber nicht so laut wie bei manch anderem Mini-PC.
Durch die Verwendung einer herkömmlichen Desktop-CPU können Anwender diese bei einem Defekt einfach tauschen, was bei Mini-PCs mit auf der Hauptplatine direkt verbundenen Notebook-Prozessoren nicht möglich ist. Andererseits halten Prozessoren in der Regel mehrere Jahre, sodass die Austauschmöglichkeit für viele nicht besonders wichtig ist. Andererseits kann man den Prozessor aber gegen ein leistungsstärkeres Modell tauschen. Allerdings ist das nur mit einem BIOS-Update möglich, zu dem man bislang jedoch eine unterstützte CPU in das System setzen muss. Außerdem können leistungsstärkere Prozessoren wie der Ryzen 9 7950X wegen der im MS-A1 auf 100 Watt begrenzten TDP nicht ihre volle Performance entfalten. Überdies ist im MS-A1 keine eigenständige Grafikkarte integriert, sodass man unbedingt AMD-Prozessoren mit Grafikeinheit kaufen muss.
Der Minisforum MS-A1 ist daher für alle empfehlenswert, die Wert auf einen leisen und leistungsstarken Mini-PC mit einem großen Speicherausbau legen. Statt wie herkömmliche Mini-PCs mit einem oder maximal zwei M.2-Sockeln kann der MS-A1 bis zu vier SSDs ansteuern. Dass nur die beiden oberen dabei die volle PCIe-Performance bieten, darf man vernachlässigen, da viele Daten, wie Audioarchive, eine derartige Spitzenleistung nicht benötigen.
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