Aoocci C5 Pro
Ingo Gach begann seine Journalistenkarriere in den 1990er Jahre, durchlief als Volontär die Journalistenschule, arbeitete danach als Redakteur beim Print und beim TV. Seit vielen Jahren ist er als freier Journalist und Buchautor tätig, schreibt vor allem im Bereich Motor und Reise, aber auch über…
Das Display C5 Pro von Aoocci spiegelt das Smartphone für Motorradfahrer per Carplay und Android Auto. Was der kleine Monitor noch bietet, zeigt der Test.
Im Automobilbereich haben Apple Car Play und Android Auto Einzug gehalten, doch inzwischen ist auch das Motorradzubehör auf den Zug aufgesprungen. Die chinesische Marke Aoocci bietet das C5 mit fünf Zoll großem Display an, um auch Biker während der Fahrt mit Informationen und Unterhaltung zu versorgen.
Die Möglichkeit zum Anzeigen von Informationen ist im kleinen Cockpit eines Motorrads begrenzt. Der Übergang vom LC- zum TFT-Display begann im Motorradbau sukzessiv vor rund zehn Jahren und ermöglichte es, mehr Informationen abrufen zu können. Bluetooth-Konnektivität mit dem Smartphone ist heute Standard in den aktuellen Modellen, die Darstellung beschränkt sich aber auf kleine Einblendungen, so begnügt sich die Navigation im Cockpit meistens mit simplen Turn-by-turn-Darstellungen, also Pfeilnavigation.
Die Bedienung des Menüs im TFT-Display erfolgt fast ausschließlich über Tasten am Lenker, Touchscreens haben sich bei Motorrädern noch längst nicht durchgesetzt. Es gibt nur sehr wenige Motorradmodelle, die bereits einen Touchscreen bieten, wie die Honda Africa Twin. Seit gut zwei Jahrzehnten existieren hingegen bereits Navigationsgeräte speziell für die Ansprüche von Motorradfahrern von Herstellern wie Garmin oder Tomtom, die jedoch recht teuer sind. Diese sind wasserdicht, bieten Touchscreens für Handschuhe geeignet, Lenkerhalterung.
Die Alternative sind Motorradhalterungen für Smartphones, von denen es immer mehr gibt, aber zum einen sind die empfindlichen Geräte dabei Regen und Vibrationen ausgesetzt und zum anderen reagieren manche Handy-Touchscreens nicht auf Motorradhandschuhe. Daher sind Displays, die kabellos per Apple Carplay oder Android Auto die Inhalte des Smartphones spiegeln, eine praktikable und oft günstige Lösung für Motorradfahrer, während das Smartphone sicher in der Jacke verstaut bleibt.
Doch diese Displays haben dasselbe Problem wie die Navigeräte: Sie werden mit einer Halterung am Lenker festgeklemmt, doch nicht jeder Lenker ist dafür geeignet, manchmal verhindert die Lenkerkröpfung oder die mangelnde Lenkerbreite eine adäquate Befestigung. Zudem sind die Monitore oft so groß, dass sie das Cockpit mitsamt Tacho verdecken. Die Punkte gilt es unbedingt vor der Anschaffung eines Displays zu beachten.
Wir haben das preiswerte Aoocci C5 Pro für 146 Euro (Code: TechStage22) getestet und zeigen in diesem Artikel, ob sich die Investition lohnt. Ähnliche Varianten für den PKW zeigen wir in der Top 8: Android Auto & Apple Carplay nachrüsten – das beste Auto-Display im Test.
Der Zusammenbau der Halterung gestaltet sich simpel, allerdings müssen wir gleich zwei der mitgelieferten Schalen innen einsetzen, bis sie spielfrei auf den dünnen Rohrlenker (22 mm Durchmesser) passen. Der Bildschirm lässt sich im Neigungswinkel einstellen und über eine Schraube fixieren. Leider verfügt das C5 über keinen USB-Anschluss, sodass eventuell am Motorrad vorhandene USB-Stecker zur Stromversorgung nicht genutzt werden können. Die saubere Verlegung der Kabel zur Motorradbatterie ist schon etwas aufwendiger, da der Tank und die Sitzbank abgebaut werden müssen. Die Kabel haben wir am Rahmen entlang gelegt, die notwendigen Kabelbinder sind aber nicht im Lieferumfang enthalten.
Beide im Lieferumfang enthaltene Dashcams können auf das Motorrad geklebt werden, obwohl entsprechende Schrauben im Lieferumfang enthalten sind. Das Kleben hat den Vorteil, dass keine hässlichen Löcher in das Motorrad gebohrt werden, allerdings bleibt die Frage, wie gut die vorgeformten Klebestreifen bei hohen Geschwindigkeiten halten. Für den Test haben wir es deshalb bei maximal 100 km/h belassen.
Die beiden beigelegten Reifendrucksensoren werden einfach gegen die Ventilkappen am Reifen ausgetauscht. Für die Nutzung diverser Apps müssen im Helm Lautsprecher und Mikrofon (beides nicht im Lieferumfang enthalten) verbaut sein und gekoppelt werden. Alternativ können auch kleine kabellose Ohrhörer (in unserem Fall Apple Airpods) benutzt werden, die allerdings nicht unter jeden Helm passen. Dann können während der Fahrt etwa Navi-Ansagen, Sprachnachrichten oder Musik gehört werden. Telefonate sind natürlich nur mit Mikrofon im Helm möglich.
Das C5 von Aoocci misst 5 Zoll in der Bildschirmdiagonale, ist also verhältnismäßig klein und daher gut für Zweiräder geeignet. Enthalten sind noch zwei Dashcams und zwei Reifendrucksensoren. Das Gehäuse erfüllt die Schutzklasse IP67 und ist damit gegen Wassereinbruch und Staub gefeit. Die beiliegende Bedienungsanleitung ist zwar nur auf Englisch, aber auch wer der Sprache nicht mächtig ist, kann trotzdem mit der Bebilderung etwas anfangen.
Das Display ist hell und kontrastreich, sodass das Ablesen keine Probleme bereitet, wenngleich die Sonne direkt darauf scheint. Wer will, kann auch noch einen kleinen Sonnenschutz auf das Gehäuse schrauben.
Das C5 unterstützt Carplay sowie Android Auto. Der Autor dieses Tests hat als iPhone-Nutzer vorwiegend Carplay getestet. Das funktionierte im Test einwandfrei. Der Motorradfahrer kann damit ausgewählte Apps seines Smartphones auf dem Bildschirm nutzen.
Das Aoocci startet, sobald die Zündung eingeschaltet wird, kann aber auch über eine Taste rechts am Gehäuse ein- und ausgeschaltet werden. Die erste Inbetriebnahme funktioniert einwandfrei, das C5 meldet sich sofort und kann mit dem Smartphone via Bluetooth verbunden werden. Des Weiteren verfügt es auch über Wi-Fi, um sich simultan mit dem Handy und Helm zu verbinden. Das größte Icon auf dem Touchscreen ist für den Driving Recorder der beiden Dashcams reserviert. Die sechs kleineren Icons sind für das Anwählen von Carplay, GPS-Info, Panel, Replay, Setting und Bluetooth gedacht.
Während der Fahrt lässt sich über das Icon „Panel“ ein digitales Cockpit einblenden, das die Geschwindigkeit, die Himmelsrichtung, in der sich das Motorrad bewegt, und den Reifendruck beider Reifen anzeigt. Beim Tippen auf das Icon „Driving Recorder“ werden die Bilder der Dashcams auf das Display geliefert (entweder einzeln oder beide nebeneinander), was mir jedoch etwas überflüssig vorkommt: Den Blick nach vorn habe ich ohnehin und für den Blick nach hinten dienen die Rückspiegel. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass die hintere Dashcam Fahrzeuge im toten Winkel zeigt, aber dafür müsste man das Bild konstant auf dem Display laufen lassen.
Das Icon „GPS“ liefert die Koordinaten der aktuellen Position und zeigt die Zahl der verbundenen Satelliten an. Die beiden Dashcams lösen in HD mit 1080 Pixel auf und sind mit einem G-Sensor ausgestattet, der Erschütterungen wie bei einem Aufprall oder Sturz erkennt und die zuletzt gefilmten Sekunden automatisch speichert. Wie gut das funktioniert, habe ich aus begreiflichen Gründen nicht ausprobiert. Das GPS-Tracking zeichnet die Strecke sowie die Geschwindigkeit auf und hält die exakte Position des Fahrzeugs fest. Für eventuelle juristische Auseinandersetzungen mit Unfallgegnern und Versicherungen ein wichtiger Beweis.
Wir haben einige Apps während der Fahrt getestet und keinerlei Probleme festgestellt. Die Übertragung von Musik oder Sprache in den Helm funktioniert einwandfrei, die Wiedergabequalität hängt natürlich auch von den verwendeten Lautsprechern ab. Nachdem das Pairing für die Reifendrucksensoren am Vorderrad und Hinterrad – Aoocci unterscheidet in Sensor A und Sensor B – durchgeführt ist, zeigen sie den Druck wahlweise in bar oder psi an. Die Genauigkeit der Messung ist aber nicht garantiert. Wir haben die Werte mit einem exakten Manometer überprüft und in beiden Reifen einen Unterschied von minus 0,1 bar zur Angabe im C5 festgestellt.
Beim Hersteller kostet das Aoocci C5 Pro mit exklusivem Code TechStage22 nur 146 Euro. Die Aoocci C5 ohne Kameras ist etwa 20 Euro günstiger.
Das Aoocci C5 erfüllt seine Versprechungen zufriedenstellend, funktioniert zuverlässig und bietet eine gute Ausstattung. Der Hersteller verlangt für das C5 Pro Paket faire 185,19 Euro Listenpreis. Dennoch fällt unser Fazit zwiespältig aus, denn das Display verleitet dazu, häufig den Blick darauf zu richten und lenkt während der Fahrt vom Geschehen auf der Straße ab. Das ist im Auto schon nicht ungefährlich, aber bei einem Motorrad kann es fatale Folgen haben.
Bildschirme dieser Art für das Auto zeigen wir in der Top 8: Android Auto & Apple Carplay nachrüsten – das beste Auto-Display im Test. Nützliches Zubehör für Biker zeigen wir in der Top 10: Die beste Akku-Luftpumpe für Fahrrad & Auto ab 22 Euro im Test.
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