Samstag: Erdfunkstelle Raisting / St. Johann

voriges Bild  1 2 3 47 nächstes

Ausführlich beschreibt Fotograf Nico Kaiser die Entstehung seines eindrucksvollen Fotos: "Am Sonntag vor der Aufnahme hatte ich im Kino zusammen mit meiner Frau einen Film namens "Sternenjäger" gesehen. In diesem Dokumentarfilm geht es um die Faszination der Nacht- und Astrofotografie. Ich fand ihn sehr unterhaltsam und er hat mich sogar so sehr inspiriert, dass ich schon am nächsten Abend meine Kamera genommen und ein paar Milchstraßenaufnahmen gemacht habe. Und es hat wirklich großen Spaß gemacht. Allein im Dunkeln um ein Uhr morgens auf einem bayerischen Feld stehen und all diese Sterne sehen.... unbezahlbar!

Die Location selbst ist sehr cool. Das Areal heißt "Erdfunkstelle Raisting" und liegt südlich des Ammersees. Es gibt dort viele, wirklich riesige Satellitenantennen auf einem Feld, das von schöner bayerischer Landschaft umgeben ist. Es herrscht eine ziemlich einzigartige Atmosphäre dort. Aber für diese Aufnahme habe ich mich auf den zweiten Eye-Catcher konzentriert, der dort zu finden ist. Die kleine Kapelle "St. Johann", die sich direkt hinter den Antennen befindet. Sie gibt einen schönen Vordergrund für Nachtaufnahmen ab, finde ich.

Drei Tage nach Neumond waren die Bedingungen großartig. Es gab nur recht wenige Wolken und eine Temperatur von ca. 15°C. Die ohnehin noch sehr dünne Mondsichel ging dann auch noch recht "früh" gegen 23:20 Uhr unter, so dass dann die Nacht schön dunkel war. Für Milchstraßenaufnahmen verwende ich an meiner Canon 6D ein manuelles Walimex 14mm Objektiv mit Blende f/2.8. Wichtig dabei ist, die Einstellung auf Unendlich möglichst exakt vorzunehmen. Diese befindet sich nämlich nicht etwa ganz am Rand des Einstellbereiches, sondern etwas davor. Ich nutze dafür meistens die Live-View Funktion mit der maximalen Vergrößerung und fokussiere auf ein weit entferntes Objekt oder einen hellen Stern. Durch Drehen am Fokusring finde ich dann den Punkt, wo der Stern möglichst klein im Live-View erscheint. Diesmal habe ich den Fokusring sogar mit etwas Malerkrepp fixiert, damit ich den Fokus nicht wieder unbeabsichtigt verstelle. Mit diesem Objektiv kann ich etwa 30s belichten, bevor die Sterne von Punkten zu Strichen werden. Anhand dieser Zeit und der Blende von f/2.8 richte ich dann den ISO Wert so aus, dass ich brauchbare Bilder erhalte. In diesem Fall verwendete ich die Werte 14mm / f/2.8 / ISO1600 / 30s.

Bearbeitet wurde das Bild in Lightroom (Weißabgleich, globale Anpassungen) und Photoshop. In Photoshop verwende ich Masken, mit denen ich gezielt die Regionen der Milchstraße herausarbeiten kann (Kontrast, Farben, Tonwertkorrekturen). Obwohl das fertig entwickelte Bild an sich schon recht beeindruckend war, habe ich mich diesmal entschlossen, zusätzlich einen "Warp"-Effekt auszuprobieren, den ich auf dem exzellenten Astro-Blog sternenhimmel-fotografieren.de gefunden habe.

Sternenspuren erzeugt man ja üblicherweise durch "Übereinanderlegen" vieler einzelner Aufnahemen. Für die hier verwendete Technik reicht jedoch eine einzige Aufnahme. Die jeweils hellsten Sterne erzeugen dann den Warp Effekt.
"