CrowView Note – ein "Notebook" nicht nur für SBC-Entwickler

Es schaut aus wie ein Notebook, besitzt aber keine CPU. Das CrowView Note benutzt stattdessen SBCs wie Raspberry Pi, Nvidia Jetson Nano als Schaltzentrale.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 16 Kommentare lesen
Das CrowView Note - Notebook für SBCs

Ein Raspberry Pi 4 ist über ein Adapterboard mit dem CrowView Note verbunden. Auf dem Bildschirm ist Raspberry Pi OS zu sehen.

(Bild: Elecrow, Screenshot und Bearbeitung: heise online)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Dr. Michael Stal
Inhaltsverzeichnis

Wer den Tastatur-PC Raspberry Pi 400 erworben hat, muss selbst für einen Bildschirm und eine Maus sorgen. Das Produkt bietet eine Tastatur mit integriertem Raspberry Pi 4 und Anschlussmöglichkeiten für eine Maus und einen Bildschirm. Sollte bald ein Raspberry Pi 500 erscheinen, dürfte es sich bezüglich seiner Spezifikation ähnlich wie der Vorgänger präsentieren.

Der Pragmatische Architekt – Michael Stal

Prof. Dr. Michael Stal arbeitet seit 1991 bei Siemens Technology. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Softwarearchitekturen für große komplexe Systeme (Verteilte Systeme, Cloud Computing, IIoT), Eingebettte Systeme, und Künstliche Intelligenz. Er berät Geschäftsbereiche in Softwarearchitekturfragen und ist für die Architekturausbildung der Senior-Software-Architekten bei Siemens verantwortlich.

Elecrow erweitert das Konzept des Raspberry Pi 400 um einen Bildschirm und ein Trackpad. Das Produkt CrowView Note kommt als Notebook mit Bildschirm und Tastatur inklusive Touchpad, aber ohne eigenen Prozessor daher. Zu diesem Zweck dient stattdessen ein über eine Brücke anschließbarer Raspberry Pi oder Nvidia Jetson Nano. Die Aufgaben des Mainboards übernehmen also SBCs (Single Board Computers). Man kann auch ältere Raspberry Pis anschließen, etwa über Kabel. Ob sich weitere SBCs mit dem Notebook vertragen, habe ich nicht getestet. Die Chance dafür dürfte hoch sein. Escrow gibt jedenfalls an, folgende Hardware zu unterstützen:

  • Raspberry Pi 5, 4B, 3B, 3B+, Zero
  • Rock Pi
  • Beaglebone
  • LattePanda V1
  • Nvidia Jetson Nano
  • Orange Pi 4B
  • Banana Pi M5

Aktuell läuft eine Kickstarter-Kampagne zum CrowView Note, später kommt das Gerät in den regulären Handel.

CrowView Note mit allerlei Einplatinencomputern.

(Bild: Elcrow)

Möglicherweise bringt der Hersteller auch noch weitere Bridges (kleine Boards zum Anschluss von SBCs) auf den Markt, sollten viele Kunden das wünschen. Die Bridges beziehungsweise Adapterboards für Raspberry Pi werden in die linke Seite und in die Frontseite des CrowView Note eingesteckt und erlauben den bequemen Anschluss des jeweiligen SBC ganz ohne Kabel. Möglich ist auch die Verbindung eines Smartphones oder Tablets mit dem CrowView Note. Darüber hinaus kann das Gerät als externer 14-Zoll-Monitor für Geräte jeder Art über ein Mini-HDMI-Kabel oder USB-C-Kabel fungieren. Wer die Bridge – zwei kleine Boards – für den Raspberry Pi 4 oder 5 mit einem Gehäuse einsetzen möchte, muss darauf achten, dass das Gehäuse Zugriff auf die vorderen und linken Anschlüsse gewährleistet. Sollte dies nicht der Fall sein, kann man eins der vielen Gehäusemodelle für 3D-Drucker entsprechend modifizieren. Die Bridges sind übrigens nicht im Lieferumfang enthalten, sondern separat erhältlich. Pro Board beziehungsweise Brücke verlangt der Hersteller einen Obolus von 5 Euro.

Zusätzlich lässt sich das Quasi-Notebook mit diversen Spielekonsolen kombinieren.

Natürlich ist das CrowView Note nicht die einzige Alternative, um mit SBCs zu arbeiten.

  • Alternativ lässt sich auch remote auf Boards zugreifen (zum Beispiel über ssh), um so mit Host/Target-Entwicklung zu arbeiten, aber dadurch sinkt in der Regel die Produktivität.
  • Andererseits könnten Nutzer KVM-Switches einsetzen, damit mehrere SBCs und Computer sich Bildschirm, Tastatur und Maus teilen, was sich aber eher für stationäre Installationen eignet. Zusätzlich gewünschte Mobilität erfordert in diesem Fall das Mitnehmen von externem Bildschirm, Tastatur und Maus.
  • Der SBC lässt sich auch zum Standalone-Computer aufrüsten. Das kostet allerdings Geld und Platz.

Da das hier vorgestellte Notebook, wie erwähnt, Bildschirm, Tastatur und Trackpad bereits mitbringt, dürfte diese Variante jedoch die bequemste sein – speziell, wenn Mobilität gewünscht ist.

Das getestete CrowView Note verfügt über einen 14-Zoll-Monitor mit IPS-Panel und Full-HD-Auflösung (1920 × 1080 Pixel). Als abgedeckten Farbraum gibt der Hersteller 100 % sRGB an; als maximale Helligkeit 300 cd/m². Die Bildwiederholrate beträgt 60 Hz, mit Support für variable Refreshraten (VRR). Auf der linken Seite lassen sich die oben erwähnten Bridges für SBCs anschließen, alternativ auch über Kabel oder Adapter. Auf der rechten Seite stehen ein Anschluss für das Netzteil, ein Kopfhörerausgang sowie eine USB-C- und eine USB-A-Schnittstelle zur Verfügung. Eine USB-Schnittstelle unterstützt Power Delivery (PD) für das Aufladen externer Geräte mit 5V/5A. Zudem liefert Elecrow ein 12V/4A-Netzteil mit. Stereo-Lautsprecher sind ebenso wie ein Mikrofon im CrowView Note integriert.

Es existieren also zusammengefasst folgende Schnittstellen:

Links:

  • USB 2.0 Typ A
  • USB Typ C (nur Stromversorgung, keine Datenverbindung)
  • Mini-HDMI-Anschluss

Rechts:

  • USB 2.0 Typ A
  • USB Typ C (Displayport-Alt-Modus, Stromversorgung)
  • Kopfhörereingang
  • Netzsteckereingang 3,5 mm, Gleichstrom/DC

Ein eingebauter Akku bietet 5000 mAh Ladekapazität. Ohne eingeschalteten Bildschirm benötigt das Gerät rund zwei Watt, ansonsten acht Watt Leistung. Die Arbeitszeit hängt natürlich vom Leistungsbedarf des verwendeten SBC ab; bei einem Raspberry Pi 5 sind es bis zu drei Stunden. Wer das Gerät lediglich als externen Monitor nutzt, dürfte mit einer Batterieladung bei einer Laufzeit um 5 Stunden landen. Als positiv empfand ich das geringe Gewicht (1147 g) und die angenehme Größe des CrowView (33,4 cm × 22,2 cm × 1,75 cm), womit man es leicht transportieren kann. Das CrowView Note lässt sich bis zu 180 Grad aufklappen.

Dass das CrowView Note überwiegend aus Kunststoff gefertigt ist, wirkt sich auf die Qualität des Gehäuses nur marginal aus. Es macht einen recht robusten Eindruck. Anders ausgedrückt: Es tut, was es soll.

Der Raspberry Pi 5 lässt sich über Bridges an das CrowView Note anschließen

(Bild: Elecrow)

Neben den offensichtlichen Einsatzgebieten wie Office, Gaming und Entertainment bietet sich auch der Einsatz für Programmierung an, nicht nur für Embedded-Software. Wer Audio hören und seine Umwelt beschallen möchte, kann dies über die zwei eingebauten Stereo-Lautsprecher tun. Natürlich lässt sich davon kein Klang erwarten, der einem hochpreisigen Hi-Fi-System Konkurrenz machen kann. Speziell die schwachen Bässe fallen auf. Als externes Display lässt sich das Produkt genauso nutzen wie als Standalone-Gerät für SBCs.

Der Bildschirm ist matt und lässt sich gut zum Arbeiten verwenden. Bei sehr hellem Tageslicht kommt er zwar an seine Grenzen, leichtet aber im Regelfall ausreichend hell. Die Tastatur ist aus meiner subjektiven Perspektive gut bedienbar. Zum Anschluss von Endgeräten oder SBCs an das Notebook kann man Mini-HDMI oder einen USB-C-Eingang nutzen.

Das Trackpad des Review-Modells ließ wegen fehlenden Druckpunkts kein Drag-and-Drop oder das Scrollen von Bildschirminhalten zu. Laut Aussage des Herstellers sei dies lediglich ein Problem des Vorserien-Prototyps, das bei den ausgelieferten Geräten nicht mehr auftreten soll.

Ein kleiner Hinweis in Sachen Tastatur: Auf dem getesteten Vorserien-Testgerät befindet sich eine US-Tastatur. Die hilfsbereite Mitarbeiterin Annie Xie von Escrow hat während des Tests mitgeteilt, dass Elcrow das Gerät künftig auch mit deutscher Tastatur ausliefern will.

Wer auf das OSD (On-Screen-Display) zugreifen will, um Display-Einstellungen anzupassen, kann dies über Funktionstasten bewerkstelligen. Eine dieser Funktionstasten erlaubt das Umschalten zwischen verschiedenen Geräten. Das ist zum Beispiel wichtig, wenn ein SBC über Mini-HDMI angeschlossen ist und ein weiteres externes Gerät wie ein Smartphone über USB-C/DP (DisplayPort). Insofern verhält sich das CrowView Note wie ein KVM-Switch.

Entwickler von Embedded-Software oder auch anderer Anwendungen für SBCs wie dem Raspberry Pi profitieren vom CrowView Note. Das ist nicht nur dessen Mobilität geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass dieses Gerät es auf bequeme Art ermöglicht, diverse SBCs anzuschließen und damit zu experimentieren. Beim Entwickeln, Testen und Debuggen erweist es sich als Vorteil, direkt mit Entwicklungs- und Testwerkzeugen über grafische Bedienoberflächen auf dem SBC arbeiten zu können, zum Beispiel mit Visual Studio Code und den Add-ons PlatformIO oder TinyGo.

Für das mobile Arbeiten mit dem CrowView Note dient einfach ein Smartphone, Tablet oder anderes mobiles Gerät als WLAN-Access-Point für den Netzwerkzugriff. Wer den Raspberry Pi 400 zu schätzen gelernt hat, dürfte sich leicht mit dem CrowView Note anfreunden, zumal dieser zusätzlich Bildschirm und Trackpad mitbringt. Bis auf den SBC und die Bridge bedarf es keinerlei weiterer Hardware. Insgesamt lassen sich alle benötigten Gerätschaften leicht verstauen und transportieren.

Das Produkt CrowView Note ist ein sehr preisgünstiges Gerät, das SBC-Nutzern mit Mobilitätsanforderungen eine geeignete Lösung verschafft, sich aber auch gut für den stationären Betrieb eignet. Die Idee, ein Notebookgehäuse inklusive Tastatur, Monitor und Maus mit einem SBC zu kombinieren, ist innovativ und bietet einige Vorteile, die das CrowView Note gut ausspielen kann. Der anvisierte Verkaufspreis von etwa 169 Euro ist auf jeden Fall gerechtfertigt.

Wer das Gerät erwerben möchte, kann dafür die noch laufende Kickstarter-Kampagne nutzen. Der Preis beträgt 118 Euro (Early Bird) beziehungsweise 127 Euro (KickStarter-Preis). Nach Ende der Kampagne schlägt das Produkt mit rund 40 Euro mehr zu Buche (169 USD / Euro).

(rme)