Eine Gabel, die den Geschmack vorgibt

Vor zu viel Salz im Essen warnt jeder Ernährungsberater. Eine neue Gabel verspricht, den Verzicht zu erleichtern. Doch die Erfindung hört sich trotzdem wenig schmackhaft an.

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Sechs Gramm pro Tag empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung beim Salzkonsum. Man kann sich leicht vorstellen, dass viele Menschen diese Dosis überschreiten. Steckt doch bereits viel Salz in verarbeiteten Lebensmitteln – etwa Brot, Fleisch- und Wurstwaren oder auch Käse. 8,4 Gramm im Schnitt nehmen Frauen täglich zu sich, bei Männern sind es 10 Gramm – das besagt jedenfalls die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Ein hoher Salzkonsum wird mit Bluthochdruck in Verbindung gebracht. Das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten steigt. Insofern könnte die Erfindung einer Japanerin eine gute Nachricht sein: Mit ihrer neuen Gabel verspricht sie Salzgeschmack ganz ohne Salz. Dafür mit Elektrizität.

Hiromi Nakamura vom Rekimoto Lab der University of Tokyo hat eine Gabel entwickelt, die das Essen und die Zunge unter Strom setzt und so den Bissen salzig erscheinen lässt. Ihr Ansatz in allen Ehren, aber das klingt nicht so appetitlich.

Für ihre Idee hat die Ingenieurin zwei Elektroden in die elektrische Gabel integriert. Mithilfe eines kleinen Knopfes am Griff wird ein Stromkreis zwischen der Hand und der Gabelspitze aufgebaut. Beisst man in das aufgespießte Essen, schließt sich der Stromkreis durch die Berührung mit der Zunge. Die elektrische Ladung stimuliert dort die Geschmacksknospen und täuscht die salzige Botschaft ans Gehirn vor. Über einen Regler an der Gabel lässt sich sogar die Stromstärke regulieren und somit der Salzgeschmack steuern. Auch Säure könne vorgetäuscht werden.

Der Reporter Simon Klose hat das bei Munchies, dem Food-Channel von VICE, ausprobiert und Nakamura getroffen. Seit etwa drei Jahren ernährt sie sich bereits mit der Stromgabel. Ich lebe ja noch, scherzt sie und erklärt, dass die elektrische Ladung zu gering ist, um schädlich zu sein. Hinter Food-Hacking steht für sie die Idee, die echten Speisen aufzuwerten.

Das hört sich löblich an. Und doch will sich bei mir nicht so recht Euphorie über das Gerät einstellen, das nun mit 2.000 Yen Produktionskosten (circa 15 Euro) der Marktreife näher kommt. Die Vorstellung, meine Zunge für ein würziges Stück Hühnchen unter Strom zu setzen, finde ich befremdlich. Wenngleich der Munchies-Reporter Klose von der Erfindung nach kurzem Herantasten doch einigermaßen begeistert zu sein scheint. In anderen Medienberichten heißt es, dass zu viel der "elektrischen Würzung" allerdings einen metallischen Geschmack im Mund entstehen lässt. Na, dann: Guten Appetit! Dann doch lieber die Disziplin haben und auf die Portion Salz beim Kochen verzichten.

Was wäre ansonsten der nächste Schritt in der Entwicklung von solchem Besteck? Vielleicht eine Gabel, die bei zu viel Kalorien pro Tag das Essen einfach fallen lässt? Über einen Teller, der das Essen nach Kalorien und Nährstoffen analysiert, hatte ich hier bereits gebloggt. Die elektrische Gabel scheint damit die konsequente Fortführung im Besteckkasten zu sein. (jle)