Going to San Francisco – JavaOne 1/5

Nach eigenen Aussagen sind knapp 40.000 Teilnehmer Oracles Ruf gefolgt, um sich auf OpenWorld und der JavaOne ein Bild von dem zu machen, was wichtig ist. Grund genug, dass auch ich mich – kurz entschlossen – doch noch auf den Weg gemacht habe, um mal zu sehen, was es Neues zu erfahren gibt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Michael Wiedeking
Inhaltsverzeichnis

Es ist wieder soweit: Die JavaOne findet in San Francisco statt.

Schon seit knapp einer Dekade genieße ich das Privileg, fast jedes Jahr nach San Francisco zu reisen – zur JavaOne. Ich mag San Francisco sehr. Die Stadt hat etwas Ruhiges, ist relativ überschaubar und hat entfernt so etwas wie ein Zentrum. Von den Städten in den USA, die ich schon gesehen habe, scheint sie mir diejenige zu sein, die am ehesten auch in Europa stehen könnte.

Von dem Blumen-Image ist relativ wenig übrig geblieben. Es ist ja auch ein Weilchen her (1967), dass Scott McKenzie die Reiseempfehlung gab, eine Blume im Haar zu tragen. Stattdessen hat man besser einen Mikrochip dabei, beginnt doch das Silicon Valley, das so berühmte Firmen wie Apple, Google, Facebook, HP, Intel, Cisco, eBay, Adobe, Agilent, Oracle, Yahoo, Netflix, und EA hervorgebracht hat, am Südzipfel der San Francisco Bay.

Der Film "Bullitt" mit Steve McQueen und Jacqueline Bisset spielt in San Francisco. Und natürlich habe ich damals oft "Die Straßen von San Francisco" gesehen. Vielleicht macht die Stadt deshalb einen so vertrauten Eindruck auf mich. So hatte ich mir auch gleich bei meinem allerersten Besuch den Union Square angesehen, wo sich Detective Lt. Mike Stone (Karl Malden) und Inspector Steve Keller (Michael Douglas) – wenn ich mich recht erinnere – gelegentlich mit einem Schuhputzer getroffen haben. Auf jeden Fall bin ich schon immer in der Nähe des Union Square untergebracht; nur dieses Jahr leider nicht.

Eigentlich war der Termin für die JavaOne ja immer Ende Mai/Anfang Juni. Aber schon beim letzten Mal, kurz vor der Übernahme von Sun durch Oracle, stand fest, dass nicht sicher sein würde, ob die JavaOne überhaupt stattfinden würde. Nach langem Warten war klar: Die JavaOne findet parallel zur Oracle OpenWorld statt.

Das ist ja nicht weiter schlimm, aber leider beutet das, dass nicht nur um die 10.000 Besucher in der Stadt sind, sondern um die 40.000. Und so groß die Stadt auch sein mag, dass macht sich auf jeden Fall bemerkbar. Seit heute Mittag ist es unmöglich, durch die Stadt zu gehen, ohne auf jemanden zu stoßen, der kein Oracle-Schild um den Hals trägt. Die ganze Stadt wimmelt von Oracle-Anhängern und Java-Freunden, und so ist es kein Wunder, dass es in der ganzen Stadt kein Hotelzimmer mehr gibt.

So bin ich nach Berkley ausgewichen, kann dort das universitäre und studentische Flair genießen und nutze das Bay Area Rapid Transit (BART), um in die Stadt zu kommen. Der Unterschied ist dementsprechend gewaltig: Die Besinnlichkeit findet mit dem Ausstieg aus der Bahn ein abruptes Ende und die Gemächlichkeit eines Studentendaseins weicht dem hektischen Wechsel zwischen den Veranstaltungsorten.

Der erste Tag fing mit einem seichten, dem Sonntag angemessenen Einstieg erst um 12.30 Uhr an. Nachdem ich nur wegen Java hier bin, habe ich mir die Vorträge rund um die Java User Groups (JUG) angehört. Normalerweise bekommen die nur eine BOF, also einen der Slots nach 18 Uhr, und deshalb war es sehr schön, dass dieses Mal ein ganzer Nachmittag zur Verfügung stand.

Zu den Teilnehmern gehörten etwa zwanzig JUG-Gründer aus aller Herren Länder, von denen der eine oder andere auch Java-Champion war. Aus Deutschland war neben mir als Mitbegründer der Java User Group der Metropolregion Nürnberg (JUG MetroNue) noch Thomas Kruse von der JUG Münster anwesend. Der Rest der Teilnehmer, von denen die meisten zwar nicht zu einer JUG zu gehörten, kam von überall her; zumindest aber von allen Kontinenten.

Die Verantwortlichen hatten sich dazu entschieden, die vier Slots mit je einer Stunde als Unconference zu gestalten, sodass sowohl technische als auch organisatorische Themen nach Belieben der Teilnehmer ausgewählt werden konnten. Aus den vielen eingegangenen Vorschlägen konnten natürlich nur einige tatsächliche besprochen werden. In zwei verschiedenen Räumen wurden bis zu sechs Themen gleichzeitig bearbeitet.

Dazu gehörten zum Beispiel "Open Source Java", "Java and the Cloud", "Java Concurrency" oder das Organisieren von Java User Groups. Leider konnte man nicht über alle Themen etwas erfahren, und so kam am Ende auch der Vorschlag, dass man doch die einzelnen Gruppengespräche aufnehmen könnte. Die Themen aller Gruppen sind dann zwar zusammengefasst worden, aber dies konnte der Lebhaftigkeit und Intensität der Gespräche nicht gerecht werden.

Beispielsweise kamen im Zusammenhang mit den User Groups kurz drei Themen zur Sprache: Wie man eine JUG startet, wie man eine solche organisiert und für Mitglieder sorgt und schließlich wie man JUG-Vorträge aufzeichnen kann. Ersteres war wohl besonders für Schwellenländer interessant. So interessierte sich ganz besonders jemand aus dem Kongo dafür, wie man eine Java User Group aufzieht. Die Aufzeichnung der JUG-Treffen wäre für mich besonders interessant gewesen, weil wohl angefangen mit dem Aufstellen eines Mikrofons über die Kombination von Videoaufnahme und Videofeed des Präsentationsrechners bis hin zu Video-Streaming alle Möglichkeiten angesprochen wurden.

Die Cloud-Gruppe beschäftigte sich zunächst einmal mit der Begriffsdefinition. Auch dort wurde heftig diskutiert. Der wichtigste Anwendungsfall für die Cloud schien übrigens der Perfomanz-Test zu sein. In dem speziellen Fall wird für eine kurze Zeit viel Rechenpower benötigt, die der Erfahrung einer der Teilnehmer nach sehr günstig über die Cloud zu haben ist.

Die Cloud und deren Definition scheint auch Larry Ellison beschäftigt zu haben. Nachdem die Sponsoren das losgeworden, was man so auf Keynotes sagt, kam Larry und sagte Sachen, die man so auf Keynotes sagt. Nach der Definition der Cloud stellte er eine "Kiste" vor, in der man alles für die Cloud aus einer Hand hat. Er hat also in dem einen Jahr seit der Übernahme von Sun genau das gemacht, was man prognostiziert hat: eine Kiste gebaut, in der seine Hardware steckt und seine Software läuft. Neben der Vorstellung dieser universellen Cloud-Kiste, die tatsächlich mit beeindruckenden Daten dienen konnte, kam noch das eine oder andere zu Oracle-Anwendungen, von denen ich zu wenig verstehe, als das ich das zusammenfassen sollte.

Über Java gab es übrigens nichts zu hören. Aber das mag wohl daran gelegen haben, dass es die Oracle-Welcome-Keynote war; die OpenWorld-Keynote ist erst morgen früh, die JavaOne-Keynote erst am morgigen Spätnachmittag. So hätte ich mir eigentlich die Keynote sparen können, wenn ich vorher gewusst hätte, dass Java keine Erwähnung findet. (Da lässt doch glatt die Motivation ein bisschen nach, um 8 Uhr früh zu der Partner-Keynote zu kommen – zumal die auch noch aufgezeichnet wird …)

Aber die Sache hat ja auch etwas Gutes: Wenn Larry etwas für mich Interessanteres zu sagen gehabt hätte, hätte ich das alles hier nicht schon fertig geschrieben. Und hätte er und seine Mitredner nicht so lange dafür gebraucht, wäre es auch nicht ganz so lang geworden. ()