SE 2007: Konferenzbericht, Jazz, der Eclipse Way und ein Interview mit Erich Gamma

Ich habe die SE 2007 besucht, Impressionen eingefangen und mit Erich Gamma über den Eclipse Way und Jazz gesprochen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Bernd Oestereich

Vom 27. - 30. März 2007 fand in Hamburg die Software Engineering-Konferenz SE 2007 der GI (Gesellschaft für Informatik e.V.) statt.

Die Tagung findet seit langem regelmäßig jährlich an wechselnden Orten statt und war in diesem Jahr in Hamburg. Da ich in Hamburg lebe und oose außerdem Sponsor der Tagung war, habe ich mich dort umgesehen, Bekannte getroffen und mit vielen Leuten gesprochen.

Für mich persönlich am interessantesten war die Keynote von Erich Gamma, in der er über den "Eclipse way" und die in Entwicklung befindliche Team-Kollaborations-Plattform "jazz" berichtete. Der Eclipse way ist eine Sammlung von bewährten Vorgehensweisen aus dem Eclipse-Projekt, also ein agiles Vorgehensmodell. Für den Eclipse-Entwicklungsprozess interessiere ich mich schon länger und hatte im letzten Jahr bei einer Gelegenheit schon mal mit Andre Weinand (auch aus dem Eclipse-Projekt) darüber gesprochen. Im Eclipse-Prozess finden sich natürlich neben eigenen Ideen auch viele bekannte und bewährte agile Techniken aus anderen agilen Prozessen und Ansätzen wieder, soweit sich diese im Eclipse-Projekt bewährt haben.

Bemerkenswert sind aber der Timeboxing-Ansatz und die Art von Planung, Steuerung und Controlling – beide haben große Ähnlichkeiten zu der Timeboxing-Methode von oose, die wir nun auch schon seit 10 Jahren vor allem in Großprojekten unserer Kunden zum Einsatz bringen. Denn anders als andere agile Ansätze, die sich ausdrücklich auf kleine Projekte beschränken oder zumindest auf kleine Projekte fokussiert sind, ist unser Timeboxing-Ansatz eben skalierbar, also auch für große Projekte ausgelegt. Genau der Anwendungsfall, den das Eclipse-Projekt auch hat, denn es ist kein kleines Projekt.

Zusätzlich, und da haben wir wiederum im oose-Prozessmodell weniger Aufmerksamkeit drauf, ist das Eclipse-Projekt räumlich und über Zeitzonen verteilt, was den gesamten Prozess etwas anspruchsvoller macht. Trotzdem ist das Eclipse-Projekt immer noch das beste Beispiel für richtig gut funktionierendes Timeboxing, denn das Eclipse-Projekt hat seit Jahren alle Termine aus dem Release-Plan eingehalten. Darauf ist das Projekt zu Recht sehr stolz.

Der von Erich Gamma dargestellte Zeitplan besagt, dass ab Jahresmitte zunächst das Web-Portal jazz.net mit wirklichen Inhalten gefüllt wird und dann ab 2008 erste Werkzeuge angeboten werden, die inspiriert von diesem Prozess die Zusammenarbeit und Koordination der Teams in vielfältiger Weise unterstützen werden. Das Produkt heißt jazz, wird zwar ähnlich wie das Open-Source-Projekt Eclipse transparent für die Öffentlichkeit entwickelt und soll eine Community kreieren, es wird allerdings ein kommerzielles Produkt der IBM sein.

Ansonsten gab es auf der SE 2007 auch viele andere interessante Vorträge, beispielsweise über Schichtenarchitekturen und ihre Auswirkungen auf die objektorientierte Modellierung von Ralf Degner und Frank Griffel (beide Techniker Krankenkasse). Die beiden berichten über ihre Architekturerfahrungen der letzten Jahre – was ich aus dem Vortragsprogramm einfach mal als ein Beispiel herausgegriffen habe, weil die TK ein langjähriger guter Kunde von oose ist und ich bei den Anfängen dieser Architektur selbst als Berater dabei war. Und da es nicht so viele richtig gute Beispiele für eine erfolgreiche komplette Umstellung der internen Softwareentwicklung gibt, finde ich es schön, dass auch solche Praxisberichte im Konferenzprogramm sind.

Die Konferenz habe ich auf Video eingefangen und zu einem 10-minütigen Video-Podcast verdichtet, der unter http://oose.podspot.de/zu sehen ist. Unter anderem ist dort auch ein Interview mit Erich Gamma enthalten.

Zum oose-Timeboxing-Verfahren: hierzu gibt es derzeit noch keine Buchpublikation, obwohl seit 4 Jahren geplant und in Arbeit. Mit etwas Glück bekommen wir das Buch aber diesen Sommer endlich fertig! Bis dahin kann ich höchstens auf unser APM-Seminar (Video dazu) verweisen. ()