Sich nicht über den Tisch ziehen lassen

Projektleiter und Entwickler werden immer öfter und früher in Verhandlungen mit dem Kunden oder Auftrageber einbezogen und sind damit oftmals nicht glücklich oder fühlen sich überfordert.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Bernd Oestereich

Projektleiter und Entwickler werden immer öfter und früher in Verhandlungen mit dem Kunden oder Auftrageber einbezogen. Das Verhandeln über Veränderung von Anforderungen und Releasetermine gehört zum Projektleitungsalltag. Aber zunehmend werden Projektleiter und auch Entwickler zu sehr frühen Zeitpunkten einbezogen. Sie werden damit in die Mitverantwortung genommen. Oft treffen wir in solchen Situationen auf geschulte Verhandlungspartner und werden schmerzlich auf eigene Defizite in der Verhandlungsführung aufmerksam gemacht.

Bei den Indikatoren für das Scheitern von Softwareprojekten stehen zu viele und wachsende Anforderungen, zu oft wechselnde Anforderungen, unpriorisierte Anforderungen und unrealistische Termine recht weiter oben auf der Liste. Die Softwareentwickler murren kurz auf, der Auftraggeber oder der Chef des Projektleiters begegnen dem mit einem "Ich weiß, dass es nicht einfach ist, deswegen habe ich ja Sie ausgewählt", naja, und oft genug richten sich dann alle Beteiligten mit diesen fatalen Rahmenbedingungen ein.

Für Projektleiter und Softwareentwickler ist es nicht nur wichtig, die Projektmanagement-Methodik zu berherrschen oder in einer Anforderungs- und Geschäftsprozessanalysemethodik sattelfest zu sein, Konstrukte wie Meilensteine, Timeboxing, Iterationen, Geschäfts- und Systemanwendungsfälle zu kennen. Letztendlich gehören auch Fähigkeiten zu Gesprächsführung, Moderation, Strukturierung von Gruppenarbeit, Verhandlungstechniken etc. dazu.

Bei Preis- und Vertragsverhandlungen tritt immer wieder das Problem auf, dass der Auftraggeber ein begrenztes Budget hat und wahrscheinlich einen Festpreis anstrebt, und dass der Auftragnehmer weiß, dass sich die Anforderungen, die jetzt vertraglich festgeschrieben werden, noch nennenswert ändern werden. Was der Auftraggeber vielleicht auch annimmt, wovon er vielleicht sogar felsenfest überzeugt ist: dass alles so bleiben wird, wie vereinbart. Die Ausgestaltung einer gleichzeitig konstruktiven, flexiblen und fairen Zusammenarbeit unter solchen Rahmenbedingungen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das anlaufende Projekt.

Nun möchte ich hier nicht im Blog einen langen Aufsatz dazu schreiben, sondern einfach auf bestehende Quellen verweisen:

Speziell im Projektmanagement-Seminar arbeiten wir mit so genannten "Allgemeinen Projekt-Geschäftsbedingungen" (APGs), einer Sammlung von Standardformulierungen und Vertragsklauseln, um beispielsweise agile Festpreise zu ermöglichen oder schleppende Zulieferleistungen des Auftraggebers konstruktiv zu handhaben.

Eigentlich bin ich ja dabei, ein Buch mit diesen Inhalten für den dpunkt-Verlag zu schreiben, bin aber irgendwie in der Mitte steckengeblieben [...].

Noch ein kurzfristiger Veranstaltungshinweis: Am Montag den 12.2.2007 von 18 – 21 Uhr halte ich in Berlin einen kostenlosen Vortrag zum Thema Timebox-Management. Der Vortrag wird veranstaltet von der ASQF-Fachgruppe Projektmanagement und findet bei Beta Systems statt. ()