Softskills erreichen IT

Vor allem große Softwareprojekte kranken stark an sozialen und kommunikativen Fragen, weniger an technischen. Die Offenheit gegenüber diesen weichen Themen ist in den letzten Jahren spürbar gestiegen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Bernd Oestereich

Große Softwareprojekte scheitern sehr viel öfter als kleinere. Das ist in unserer Branche weitgehend unstrittig und wird auch immer wieder durch Untersuchungen belegt. Die so genannten agilen Vorgehensweisen von XP über Scrum bis zu APM von oose sind eine Antwort darauf und selbst das offizielle Vorgehensmodell der Bundesrepublik Deutschland, das V-Modell XT, fordert entsprechende Vorgehensweisen bei bestimmten Projekteigenschaften.

Die agilen Vorgehensweisen konzentrieren sich stark auf die ablauf- und aufbauorganisatorische Dimension von Projekten. Und sie haben den Blick stärker auf die soziale und kommunikative Seite gerichtet, was das eigentliche Thema dieses Beitrages ist.

Seit ca. zwei bis drei Jahren habe ich in meinen Vorträgen auf Konferenzen und Tagungen versucht, die sozial-dynamischen und kommunikativen Aspekte zu adressieren. Als ich im Jahre 2002 auf der GI-Tagung "Software-Management" damit anfing (Klärung sozialer Risiken in Softwareentwicklungsprojekten mit Hilfe systemischer Organisationsaufstellungen) wirkte das Thema recht exotisch und hatte noch sehr zwiegespaltene Reaktionen zur Folge.

Seitdem haben ich und meine oose-Kollegen das Thema immer mal wieder aufgebracht und versucht, etwas eingängiger und speziell auf IT-Projekte fokussiert, zu verkaufen, was beispielsweise zu Titeln wie "Warum Fachabteilungen nicht modellieren und Entwickler nicht zuhören können" führte. Das Interesse an diesen sozialen Aspekten, ich werde sie im Folgenden einfach mal "Softskills" nennen, ist spürbar gewachsen. Dass ein großer Teil des Projekterfolges an der sozialen Seite hängt, ist den meisten Beteiligten schon immer klar gewesen, aber die Berührungsängste mit diesem Thema sind seit kurzem stark zurück gegangen.

In den letzten 1 - 2 Jahren haben wir mit Vorträgen zu diesem Thema manchmal mehr Teilnehmer angelockt als wir oder die Veranstalter gedacht hatten. Konkret bedeutete dies, dass auch auf Konferenzen, die eher von Techies besucht werden, wie die iX-Konferenz oder die JAX/W-JAX, interessierte Zuhörer schon mal länger nach einem Sitzplatz suchen mussten oder keinen mehr fanden.

Im Java-Magazin haben Uwe Vigenschow und Kollegen eine vierteilige Artikelserie zum Thema Softskills herausgebracht und in wenigen Tagen erscheint von Uwe (und seinem Koautor Björn Schneider) ein eigenes Buch zum Thema im dpunkt-Verlag. Es heißt "Soft Skills für Softwareentwickler - Fragetechniken, Kommunikationsmodelle, Konfliktmanagement und IT-Kommunikationsmuster".

Zusätzlich haben wir zusammen mit weiteren Partnern ein Seminarprogramm von zunächst acht verschiedenen Kursen zusammengestellt und die weichen Themen auch in zwei Ausbildungsgänge (oose-Projektleiter Professional und oose-Projektleiter Senior) integriert. Siehe http://www.oose.de/Soft_Skills.htm.

Auf der OOP-Konferenz, die in in zwei Wochen in München stattfindet, gibt es am letzten Konferenztag ein Ganztagstutorial zum Thema.

Wir freuen uns, das dass Thema auf immer mehr Resonanz und Interesse stößt und obwohl wir selbst alle eine Ingenieurs- oder naturwissenschaftliche Ausbildung und Prägung haben, macht das Thema auch einfach viel Spaß. Die Themen und Fragen, die ich hier skizziert habe, sind nicht neu und selbstverständlich nicht von uns erfunden worden. Unsere Aufgabe und Arbeit sehen wir vielmehr darin, die in den Sozial- und Kommunikationswissenschaften bekannten und bewährten Ansätze speziell für den Kontext der Softwareentwicklungsbranche aufzubereiten. Dadurch rücken beispielsweise Fachabteilung-Entwickler-Kommunikation, Auftragnehmer-Auftraggeber-Kommunikation, Führung und Leitung von Softwareentwicklern und Kommunikations-, Abstimm- und Wissensmanagement-Probleme in Großprojekten in unseren Fokus.

Ich werde das Thema sicherlich in kommenden Beiträgen nochmal aufgreifen. ()