Steve Jobs ist reich – und das ist gut so

Reden wir über Steve Jobs – und über Geld. Das Vermögen des Apple-Chefs wird vom US-Magazin Forbes auf 5,5 Milliarden Dollar geschätzt. Anders als sein Konkurrent Bill Gates geht er nicht gerade großzügig damit um.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 84 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Christoph Dernbach

Reden wir über Steve Jobs – und über Geld. Der Apple-Chef reitet seit über zehn Jahren auf einer Erfolgswelle. Als er 1997 zum zweiten Mal in seiner Karriere das Kommando bei Apple übernahm, stand der kalifornische Computer-Pionier kurz vor dem Bankrott. In der Zwischenzeit hat Apple an der Börse Konkurrenten wie Microsoft hinter sich gelassen. Nur der Energiegigant ExxonMobil ist noch mehr wert als Apple.

Knauserig: Multimilliardär Steve Jobs

Der Wiederaufstieg von Apple ist untrennbar mit der Person von Steve Jobs verbunden. Daher wundert es mich auch nicht, dass US-Präsident Barack Obama sich den Apple-Mitbegründer als lebenden Beweis dafür ausgesucht hat, dass sich auch unter seiner Regentschaft Leistung finanziell lohnen darf. Obama streitet sich derzeit mit den Republikanern um atemberaubende Steuerkürzungen für superreiche US-Bürger, die sein Amtsvorgänger George W. Bush eingeführt hat – und die nun im Rahmen eines Kompromisses verlängert wurden.

Um in der Debatte um die Steuerkürzungen nicht als unamerikanischer Kommunistenfreund dazustehen, sah sich Obama gezwungen, in einer Pressekonferenz das Hohelied auf die Marktwirtschaft zu singen und Steve Jobs als Vorbild zu benennen: "Eine blühende, boomende Mittelklasse ist immer die größte Stärke des Amerikas gewesen, wo jeder eine Chance auf den amerikanischen Traum bekommen hat." Dazu gehöre es auch, den Wohlstand der Leute zu bejubeln, die das verdient hätten: "Wir feiern jemand wie einen Steve Jobs, der zwei oder drei verschiedene revolutionäre Produkte geschaffen hat. Wir gehen davon aus, dass so ein Mensch reich wird, und das ist gut so. Wir wollen diesen Anreiz. Das ist ein Teil des freien Marktes."

Mit dem Vorbild Steve Jobs hat sich Präsident Obama jemanden ausgesucht, dessen Vermögen vom US-Magazin Forbes im Oktober 2010 auf 5,5 Milliarden Dollar geschätzt wurde. Jobs liegt mit Platz 136 auf der Forbes-Liste weit abgeschlagen hinter den beiden Führenden, dem mexikanischen Unternehmer Carlos Slim Helu (53,5 Mrd. Dollar) und Microsoft-Mitbegründer Bill Gates (53 Mrd.). Selbst der ehemalige Aldi-Chef Karl Albrecht, der mit einem Vermögen von geschätzten 23,5 Milliarden Dollar als reichster Deutscher auf Platz zehn der Forbes-Liste landet, lässt Jobs weit hinter sich.

Dass Steve Jobs überhaupt auf der Liste der Superreichen gelandet ist, hat paradoxerweise wenig mit Apple zu tun. Beim Aufbau seines Vermögens spielte Apple nämlich nur ganz am Anfang eine maßgebliche Rolle. Jobs stammt aus einfachen Verhältnissen. Um im Jahr 1976 die Entwicklung und den Bau des Apple I zu ermöglichen, verkauften er und sein Mitstreiter Steve Wozniak fast buchstäblich ihr letztes Hemd. Jobs setzte seinen VW Bus ein, für den er immerhin noch 1500 Dollar bekam. “Woz” trennte sich von seinem geliebten programmierbaren Taschenrechner Hewlett-Packard 65 und legte 250 Dollar in die Firmenkasse. Mit dem Börsengang am 12. Dezember 1980 wurden Jobs und Wozniak Multimillionäre, denn Apple Computer wurde nun mit 1,8 Milliarden Dollar bewertet. Jobs besaß damals 7,5 Millionen Aktien im Wert von 217 Mio. Dollar. Von einem Eintrag in die Liste der Superreichen war er aber noch meilenweit entfernt.

Nach seinem Rauswurf bei Apple 1985 verkaufte Jobs alle seine Apple-Aktien – bis auf eine – und investierte zehn Millionen Dollar in die Trickfilm-Abteilung von George Lucas, aus der dann Pixar wurde. Auch die kommenden Jahre steckte er weitere Millionen in Pixar, denn der Trickfilm-Spezialist hatte eine lange Durststrecke zu überwinden. Die Hartnäckigkeit zahlte sich aus: Mit dem Börsengang von Pixar 1995 wurde Jobs erstmals zum Milliardär. Im Jahr 2006 wurde Pixar nach einer Serie von Hits wie "Findet Nemo" und "Toy Story" von Disney für 7,4 Milliarden Dollar in Aktien übernommen. Steve Jobs wurde damit zum größten Disney-Aktionär. Der Wert des Pakets wird auf 4,2 Milliarden Dollar geschätzt.

Jobs wurde also so richtig reich, weil er zum richtigen Zeitpunkt in ein Trickfilm-Studio investiert hatte – und nicht weil er mit dem Apple Macintosh die Computer-Industrie mitbegründet, mit iTunes die Musik-Branche neu erfunden und mit dem iPhone die Rolle der USA in der Mobilfunkindustrie neu definiert hat. Die Zuwendungen von Apple spielen in der Vermögensbilanz von Jobs trotz umstrittener Aktienoptionen nur eine untergeordnete Rolle. Und als Gehalt für die Position des Apple-CEO erhält er ohnehin nur einen symbolischen Dollar.

Großzügig: Multimilliardär Bill Gates

Da Jobs bei seiner Rückkehr 1997 zu Apple nicht noch stärker auf Aktienoptionen gesetzt hat, muss er sich nun "nur" um eine einstellige Milliarden-Summe kümmern. Im Unterschied zu seinem Konkurrenten Bill Gates scheint der 55-jährige auch noch keinen richtigen Plan zu haben, wer außer seinen vier Kindern später von seinem Vermögen profitieren soll. Gates hat schon jetzt 7,5 Milliarden Dollar aus seinem Privatvermögen für wohltätige Zwecke gespendet und fördert mit der Bill & Melinda Gates Foundation vor allem Gesundheitsprojekte in Afrika und Asien. Jobs engagiert sich nach seiner Lebertransplantation im April 2009 zwar öffentlich für Organspenden, doch größere philanthropische Aktivitäten des Milliardärs sind unbekannt. Er könnte sich ausnahmsweise mal an Bill Gates orientieren.

Auch die Apple Inc. zeigt sich knauserig. Steve Jobs hatte im Jahr 1997 die Spenden für wohltätige Zwecke im Rahmen der dramatischen Rettungsaktion komplett zusammengestrichen. Doch auch nach dem Wiederaufstieg wurde das Unternehmen nicht großzügig. Der Stanford Social Innovation Review führt Apple in der Kategorie "Die schlechtesten philanthropischen Unternehmen in den USA". (se)