Superlativ – JavaOne 5/5

Eine große Konferenz ist zu Ende gegangen. Inwieweit sie für die Teilnehmer, Aussteller und Veranstalter auch großartig war, wird sich für den einen oder anderen sicher erst noch herausstellen müssen. Für mich sind jedenfalls damit fünf interessante, lehrreiche und unterhaltsame, nicht zuletzt auch anstrengende Tage verstrichen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Michael Wiedeking

Wenn ich das richtig gesehen habe, dann haben sich auf den drei parallel stattfindenden Konferenzen über 40.000 Teilnehmer bei mehr als 2400 Vorträgen unterhalten lassen, die von etwa 2500 Sprechern gehalten wurden. Dazu standen alleine im Moscone Center 63.072 Stühle zur Verfügung.

Während der Pausen wurden laut Veranstalter circa 93.000 Softdrinks und 47.000 Orangensäfte serviert. Daneben standen den Teilnehmern 160.000 Liter Wasser und mehr als 140.000 Tassen Kaffee zur Verfügung. Zum Mittagessen gab es zwar nur Lunch-Boxen (mit Sandwiches und was man sonst noch so in solche Papp- oder Plastikschachteln steckt), aber davon 60.000 Stück.

Dass es sich um ein wahrlich internationales Event handelte, zeigten die Besucherzahlen: Die Teilnehmer stammten aus 113 verschiedenen Ländern und repräsentierten damit 59 Prozent der Welt. Die unterschiedlich weit Angereisten haben dabei in Spitzennächten 14.700 Hotelzimmer okkupiert.

Besonders beeindruckend finde ich, dass es zu fast allen Vorträgen irgendwelche Aufzeichnungen gibt. Das mindeste sind meist die Folien, gelegentlich gibt es noch eine Audiospur dazu und manchmal sogar Video. Wie groß die Zahl der Vorträge ist, demonstriert die folgende Überlegung: Wenn ich für jeden der Vorträge zur Nacharbeitung im Schnitt auch nur 30 Minuten benötigen würde, bräuchte ich – ein 8-Stunden-Tag vorausgesetzt – mehr als sieben Arbeitsmonate dafür.

Die JavaOne hat bei dieser Konferenzkombination nur einen verhältnismäßig kleinen Teil eingenommen, wobei der immer noch recht groß war. Ich würde mal grob schätzen, dass es deutlich weniger als 10.000 Teilnehmer waren, die sich aus bis zu achtzehn parallelen Tracks die Vorträge aussuchen durften. Dazu wurden von den Java-Anhängern zwei Hotels, das Hilton und das Parc 55, quasi vollständig besetzt.

Ich habe es in den fünf Tagen immerhin zu 32 Vorträgen geschafft. Einiges hat sich inhaltlich wirklich gelohnt, anderes hat inspiriert und nur weniges war ein reines Vergnügen. Auf jeden Fall gab es genügend Gelegenheiten, sich mit Leidensgenossen zu unterhalten. Dabei war sehr schön, dass dies mit Zuhörern genau so einfach und gewinnbringend war wie mit den Referenten.

Jetzt bin ich gespannt, wie viel von dem Gehörten und Gesehenen konkreten Einfluss auf meine Arbeit haben wird. Auf jeden Fall habe ich viel dazu gelernt, wie sich bestimmte technische Probleme eleganter lösen lassen. Diese Lösungen zeigen auch sehr schön, was aus Sicht der unterschiedlichen Entwickler zu einer erhöhten Produktivität beiträgt.

Auch das Vermeiden von Fehlern spielt oft eine große Rolle. So wird mit allen möglichen Mitteln versucht, Frameworks möglichst einfach und mit geringem Fehlerpotenzial zu bauen. So stehen sich im Moment zwei Lager gegenüber. Auf der einen Seite stehen die Anhänger der dynamischen Sprachen, die meist domänenspezifische Formulierungen mit eigener Syntax nutzen, um ihre Probleme zu lösen. Damit sollen Programme einfacher zu lesen und beim Schreiben weniger anfällig für Fehler sein.

Auf der anderen Seite stehen die Liebhaber statischer Sprachen, die in der Regel Opfer der syntaktischen Einschränkungen sind. Dennoch schaffen auch sie es, im Rahmen ihrer Möglichkeiten einfach zu bedienende Frameworks zu entwerfen. Dafür erfahren sie nicht erst zur Laufzeit, dass sie sich irgendwo verschrieben haben.

Sowohl die Sprache Java als auch die Laufzeitumgebung werden in der nächsten Zeit einige Änderungen erfahren. Damit wird zum einen der Einsatz von Java noch etwas leichter, da sich einige Dinge dadurch etwas prägnanter und semantisch eindeutiger formulieren lassen. Zum anderen gibt die veränderte Laufzeitumgebung auch anderen Sprachen noch bessere Einsatzmöglichkeiten.

Damit ist und bleibt Java die Plattform schlechthin, um die Anforderungen für eine Enterprise-Umgebung gut zu erfüllen. Oracle wird die Integration von Java in seine Produkte verstärken. So sollen beispielsweise die beiden virtuellen Java-Maschinen (JVM) HotSpot und JRockit in Zukunft noch mehr voneinander profitieren. Darüber hinaus sollen die JVMs noch besser im Cloud-Kontext performen.

Vielleicht kann es mit der Freigabe von Java 7 nächstes Jahr doch noch gelingen, den Imageverlust durch den langen Entwicklungsstillstand wieder wettzumachen. Und wenn Java 8 ein Jahr später kommt, bleiben doch fast keine Wünsche mehr offen. Ich auf jeden Fall bin (wieder) hoch motiviert und freue mich, dass es endlich weiter geht. ()