Warum Magnete besser sind als Jira

(Bild: Gerd Altmann / Pixabay)
In der beliebten Reihe "Was Tools aus unserer Arbeitsweise machen" hier mal ein ungleicher Kampf: Magnete gegen Jira.
Moin.
In den guten alten Zeiten, als agile Teams an einem Ort zusammengearbeitet haben, bestanden Boards aus Tafeln, die man nicht nur beschreiben, sondern auch mit Magneten nutzen konnte. Tickets waren aus Papier und fĂŒr jedes Teammitglied gab es einen (und nur einen) Magneten, auf den man ein Foto der jeweiligen Person geklebt hat.
Von Zeit zu Zeit stand jemand auf, verschob eine Karte in eine andere Spalte, zog ein Ticket aus âTo doâ hinĂŒber zu âIn progressâ und â vor allem â fixierte die Karte mit dem eigenen Magneten. Allen war klar, wer gerade woran arbeitet. Ein Blick genĂŒgte. Karten in âTo doâ waren Aufgaben fĂŒrs Team, jeder konnte sich frei bedienen.
Heute arbeiten Teams mit Jira, und manche glauben, die Entsprechung fĂŒr den Magneten wĂ€re das Feld âAssigneeâ. Weit gefehlt. Was ich heute beobachte, sieht exemplarisch so aus:
- Team A weist die Tickets bereits im Sprint-Planning den Personen zu. Manchmal hat jeder Entwickler schon im Planning âseineâ zehn Tickets.
- In Team B stellt sich ein Entwickler âseinenâ Sprint schon vor dem Planning zusammen; nach wenigen Minuten sagt er im Planning mit einem Unterton, der an âmacht, was ihr wollt, ich bin rausâ erinnert, etwa âAlso, mein Sprint ist schon voll.â
- Team C hat das mit den crossfunktionalen Teams so verstanden, dass Arbeitspakete nach individuellen Skills der Teammitglieder geschnitten werden. Und dann kann man schon im Refinement den Assignee zuweisen.
Insgesamt kann ich sagen, dass ich seit Jahren ausnahmslos Teams sehe, in denen die Menschen Dutzende von Magneten (aka Assignee) besitzen. Oder, wie ich finde, sie werden von den Magneten besessen.
An unzĂ€hligen Stellen prangt das eigene Konterfei und sagt: âArbeite schneller in der Feature-Factory, das FlieĂband lĂ€uft und lĂ€uft und die nĂ€chsten Tickets rollen schon auf Dich zu!â
Sprint-Ziele, Teamarbeit, werterzeugende Arbeit? FĂŒr den Unsinn hab ich keine Zeit, ich muss ja implementieren.
Wer raus will aus der Feature-Factory, sollte folgendes probieren; ein Kombinieren der VorschlÀge ist erlaubt:
- Jede Person darf zu jedem Zeitpunkt maximal einmal als Assignee in Erscheinung treten.
- Assignees gibt es nur in den Spalten, in denen wirklich gearbeitet wird (âIn progressâ, âPull requestâ, âIn testingâ oder Ă€hnlich); keinesfalls in âTo doâ oder frĂŒher.
FĂŒr die beiden VorschlĂ€ge braucht es Disziplin. Die ist zwar super, funktioniert aber meist nicht, sobald Menschen beteiligt sind. Deshalb hier der ultimative Tipp:
Man lösche das Feld âAssigneeâ in Jira. Radikal? Das kommt darauf an, wozu es eingesetzt wird. Wenn es nur dazu dient, das FlieĂband in der Feature Factory zu fĂŒllen, dann: Weg damit!
TschĂŒss. Stefan
(rme [1])
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