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Wofür braucht man BCC?

Golo Roden

Das BCC-Feld in E-Mails zu erklären, ist aus technischer Sicht einfach: Das Akronym steht für "Blind Carbon Copy", was im Deutschen ungefähr dem Begriff "Blindkopie" entspricht. Doch was ist dessen Sinn? Ein Erklärungsversuch.

Das BCC-Feld in E-Mails zu erklären, ist aus technischer Sicht einfach: Das Akronym steht für Blind Carbon Copy, was im Deutschen ungefähr dem Begriff Blindkopie entspricht. Doch was ist dessen Sinn? Ein Erklärungsversuch.

Versendet man eine E-Mail, trägt man die Adresse des Empfängers im entsprechenden Feld ein. Wenn zusätzliche Empfänger informiert werden sollen, trägt man deren Adressen im Feld CC ein, was für Carbon Copy steht. Im Deutschen entspricht das dem Durchschlag, der mithilfe von Kohlepapier angefertigt wird.

Darüber hinaus gibt es das Feld BCC, dessen Sinn häufig unklar ist. Augenscheinlich handelt es sich um eine weitere Möglichkeit, einen Durchschlag zu erzeugen. Anders als bei den per CC hinzugefügten Empfängern wird der eigentliche Adressat jedoch nicht informiert, dass weitere Personen im BCC-Feld eingetragen wurden.

Das hinterlässt in der Regel ein schlechtes Gefühl. Das Verwenden des BCC-Felds fühlt sich häufig nach unehrlicher Kommunikation an, denn man informiert einen Dritten, gibt aber offiziell vor, keine Kopie versendet zu haben. Das widerspricht dem moralischen Empfinden vieler Anwender.

Warum gibt es das Feld dann überhaupt? Beziehungsweise gibt es eine Möglichkeit, das Feld sinnvoll und ohne unerwünschte Heimlichtuerei zu verwenden? Ein interessanter Ansatz entstammt dem Buch "Wie Google tickt [1]", in dem Eric Schmidt und Jonathan Rosenberg die Arbeitskultur bei Google schildern.

Sie schreiben, dass der Grund für das Verwenden des BCC-Felds fast immer sei, dass man etwas zu verbergen habe. Das jedoch sei unerwünscht in einer Unternehmenskultur, die von Transparenz und Offenheit geprägt sein sollte. Ihr Fazit lautet, man solle einen Dritten entweder direkt auf CC setzen oder ihn aus der Kommunikation heraushalten.

"Die Antwort ist fast immer, dass Sie versuchen, etwas zu verbergen, was in einer transparenten Firmenkultur kontraproduktiv und potenziell schurkenhaft ist. Setzen Sie die Person offen in CC oder überhaupt nicht."

Trotzdem zeigen sie einen Weg auf, wie sich das BCC-Feld konstruktiv verwenden lässt. Sie schreiben, dass es dann sinnvoll sei, wenn man einen Empfänger aus einer längeren E-Mail-Diskussion entfernen wolle, sodass er von zukünftigen Klicks auf "Allen Antworten" nicht mehr betroffen sei. Darauf solle man in der E-Mail allerdings explizit hinweisen:

"Der einzige Fall, in dem wir die Blind-Copy-Funktion empfehlen, ist die Entfernung einer Person aus dem E-Mail-Thread. Wenn Sie auf eine lange Serie von Mails 'An Alle' antworten, setzen Sie die Personen, die in dem Thread nicht mehr relevant sind, in das BCC-Feld und schreiben Sie in die Nachricht, dass Sie das tun."

Auf dem Weg lässt sich das BCC-Feld konstruktiv verwenden, ohne Gefahr zu laufen, moralisch zweifelhafte Kommunikationswege einzuschlagen.

tl;dr: Das BCC-Feld sollte man ausschließlich dann verwenden, um einen Empfänger, für den das Thema nicht länger relevant ist, aus einer längeren E-Mail-Diskussion zu entfernen. Dann sollte man allerdings deutlich auf den Umstand hinweisen. ( [2])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3686456

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[1] https://www.heise.de/blog/Gelesen-Wie-Google-tickt-3670948.html
[2] mailto:webmaster@goloroden.de