Haben Sie technische Schulden?

  • Beitrag vom 13.09.2019

Mit technischen Schulden muss sich jede IT-Abteilung auseinandersetzen. Gemeint ist damit der natürliche Alterungsprozess. Um was geht es hierbei?

Für nahezu alle Mittelständler und Großunternehmen haben sich die Anforderungen an das Management der IT-Infrastrukturen sowie den Betrieb des Data-Centers massiv gesteigert. Hinzu kommt: Fehlendes Fachwissen, veraltete und starre IT-Infrastrukturen und zu niedriges IT-Budget die größten Hindernisse im Rechenzentrum. Die dezidierten Herausforderungen liegen allerdings insbesondere in der Modernisierung der Rechenzentren an sich, einer Optimierung bzw. Rationalisierung der Arbeitslast. Häufigstes Problem: In Investitionsstau.

Quasi jede IT-Abteilung muss sich mit einem Investitionsstau beschäftigen. Es entstehen „technischen Schulden“. Gemeint ist damit der Alterungsprozess von Anwendungen, Architekturen und Prozessen, die nicht erneuert oder bedarfsgerecht angepasst werden. Und so in der Folge den Großteil der IT-Ressourcen in Anspruch nehmen. Was heute neu ist, ist morgen schon überholt und trägt zu den „Schulden“ bei. Das macht es schwerer, neue Chancen zu nutzen und Raum für Innovation zu schaffen. Wenn man das Problem jedoch richtig angeht, kann das einen enormen Gewinn bedeuten. Aktuelle Studien belegen, dass Unternehmen mit Modernisierungsmaßnahmen, die auch auf die Reduzierung der technischen Schulden abzielen, die Produktivität ihrer IT-Teams um bis zu einem Drittel steigern können. Allerdings ist das Erstellen eines Maßnahmenplans zum Abtragen der Schulden keine einfache Sache, und den meisten Unternehmen mangelt es hierfür an den notwendigen Ressourcen.

Was sind technische Schulden?

Technische Schulden sind im Grunde Systeme, die mit der Zeit organisch gewachsen sind und noch existieren, die aber vielleicht nicht so gewartet wurden, wie es für moderne Anwendungen erforderlich ist. Deren Betrieb ist mit enormen Kosten verbunden, die von der Hardware bis zum Support-Personal reichen.

Ein Plan für die Minimierung

Um dem Problem vorzubeugen, sollte eine Strategie entwickelt werden, die sich auf drei Bereiche konzentriert: die Bewertung der aktuellen Ressourcen und die Ermittlung der technischen Schulden, priorisiert nach Kosten und Dringlichkeit; die Reduzierung oder das „Abzahlen“ der Schulden durch End-of-Life-Roadmaps für Anwendungen und Systeme, durch Anwendungskonsolidierung und Anpassung der Architektur an die Unternehmensziele und durch Modernisierung von Legacy-Anwendungen; und die Vermeidung weiterer Schulden, was eine enge Zusammenarbeit zwischen IT-Architekten und Software-Entwicklern und ein klar definiertes Governance-Modell voraussetzt.

Der rote Faden

Der rote Faden ist dabei immer die Idee, aus dem Schuldenszenario eine Chance zu machen. Typische Beispiele sind Software-Redundanz und Code-Duplizierung, oder auch Funktionen, die von verschiedenen Anwendungen bereitgestellt werden können. Eines der Ziele ist die Erstellung einer Roadmap und die Schaffung von Standards, die zur Konsolidierung beitragen und Redundanzen vermeiden helfen. Man kann noch einen Schritt weitergehen und es als Chance nutzen, Kernfunktionen zu abstrahieren und Tools zur Erkennung von Klonen einzusetzen. Funktionen, die nicht auf die Ziele der Roadmap einzahlen oder die zukünftige Ausrichtung nicht relevant oder erforderlich sind, werden als End-of-Life markiert.

Architekturfehler sind auch technische Schulden

Eine andere weitverbreitete und nicht zu unterschätzende Form von technischen Schulden sind Architekturfehler, die aus bewussten oder unbewussten Entscheidungen resultieren, die im Lauf der Zeit im Unternehmen getroffen werden. Intel definiert die aktuellen Architektur- und Technologiestandards. Basis sind Ziele, die in der Roadmap definiert sind. Bei Anwendungen oder Funktionalitäten, die auf Legacy-Technologie basieren, werden Integration und Support früher oder später zum Problem. In dem Fall muss man modernisieren und hat zugleich die Chance, auf die Zielarchitektur hin zu arbeiten. Einsparungen von über 30 Prozent des IT-Budgets sind möglich, wenn es gelingt, die durch Legacy-Infrastruktur verursachten technischen Schulden zu reduzieren.

Zeit für die Umgestaltung schaffen

Viele Schwierigkeiten ergeben sich daraus, dass die Minimierung technischer Schulden bei Projekten nicht eingeplant wird. Auch die Tatsache, dass die Einführung neuer technischer Möglichkeiten in der Regel viel Zeit in Anspruch nimmt, treibt die Schulden in die Höhe, da dadurch sowohl die Umgestaltung verlangsamt als auch die Nutzungsdauer neuer Ressourcen verkürzt werden.