Wann sind Multi Clouds sinnvoll?

  • Beitrag vom 19.11.2019

Unternehmen können mit Multi Clouds die Cloud-Services verschiedener Anbieter parallel einsetzen. Wann aber ist das sinnvoll?

Der Einsatz von Multi Clouds – der Nutzung von Cloud-Diensten mehrerer Provider – wird zunehmend zum Normalfall. Während eine Hybrid Cloud lediglich die in einer Private Cloud bereitgestellten Ressourcen durch die Public Cloud erweitert, verwenden Multi Clouds die Dienste verschiedener Cloud-Anbieter parallel. So können etwa gleichzeitig Public-Cloud-Angebote von Amazon, Microsoft und Google oder anderer Provider zum Einsatz kommen.

Der Betrieb von zwei oder drei Cloud-Plattformen parallel ist heute schon durchaus üblich – in Großunternehmen können sogar noch mehr genutzt werden. Laut einer IDC-Umfrage setzen aktuell 23 Prozent der deutschen Unternehmen zwei Cloud-Plattformen und 10 Prozent sogar drei oder mehr ein. Bis 2020 sollen, so IDC, 90 Prozent der europäischen Unternehmen mehrere Cloud-Dienste und -Plattformen verwenden.

Dennoch: Auf den ersten Blick scheint die Verwendung mehrerer Cloud-Provider kontraproduktiv: Viele Cloud-Dienstleister bedeuten schließlich auch höhere Kosten, eine Verkomplizierung der IT-Landschaft und eine aufwändigere Administration. Warum also mehrere Cloud-Dienste parallel betreiben?

Best of Breed – die Besten von Allen

Für den gleichzeitigen Einsatz mehrerer Cloud-Dienste gibt es unterschiedliche Motivationsgründe. Zunächst einmal ist es möglich, dass es keinen für alle Einsatzszenarien optimal geeigneten „All-in-One“ Cloud-Dienst gibt. Cloud-Dienstleister, die die Anforderungen für eine bestimmte Anwendung oder einen Service ideal erfüllen, können für andere Anforderungen völlig ungeeignet sein. Vielleicht ist AWS bei IaaS besser, Dropbox beim Speicher und Google beim Vermieten von Rendering-Farmen.

Unternehmen können sich somit im Rahmen der Multi Cloud für jeden Anwendungsbereich immer die für sie idealen Provider aussuchen. Deswegen kann es für Unternehmen sinnvoll sein, die für den eigenen Bedarf beste Mischung mehrerer Anbieter zusammenzustellen – im IT-Jargon: „Best-of-Breed“.

Auch die Vielfalt der Anwendungslandschaft lässt sich mit Multi-Clouds besser beherrschen. Sollen beispielsweise Legacy-Systeme in die Cloud verschoben werden, sind manchmal bestimmte Cloud-Plattformen mit bestimmten Merkmalen erforderlich. Ähnliches gilt für die internen Fachbereiche oder die Software-Entwicklung. Um Anwendungen optimal entwickeln zu können, werden oft zwei oder drei verschiedene Cloud-Plattformen benötigt.

Höhere Verfügbarkeiten

Für eine Multi Cloud kommen aber nicht nur unterschiedlich ausgerichtete Cloud-Dienstleister in Frage. Auch die Nutzung mehrerer Cloud-Provider mit gleichem oder ähnlichem Service-Portfolio kann angebracht sein. So schützt der Einsatz ähnlich orientierter Cloud-Provider Unternehmen vor Abhängigkeiten – dem gefürchteten Vendor Lock-In. Stellt ein Anbieter seinen Dienst ein, stehen die vom Provider bezogenen Services nicht mehr zur Verfügung. Diese Risiken lassen sich mit der parallelen Verwendung verschiedener Anbieter mit ähnlichem Portfolio minimieren.

Wer Multi-Cloud-Strukturen verwandter Ausrichtung nutzt, erhöht damit auch die Verfügbarkeit und die Ausfallsicherheit. Unternehmen sind damit weniger störungsanfällig, als wenn sie nur auf eine Karte setzen. Tritt bei einem Provider eine Störung auf, sind somit nicht gleich alle Cloud-Anwendungen im Unternehmen betroffen. Das muss nicht passieren, aber es ist zumindest beruhigend, einen oder mehrere Ausweichpartner zu haben.

Ein weiterer Treiber für die Nutzung mehrerer Cloud-Dienste ist die Innovationskraft. Mit Multi-Clouds können Unternehmen immer auf die neuesten Innovationen der Cloud-Ökosysteme zugreifen. Anders als die Anwenderunternehmen selbst sind Cloud-Provider schon aus Wettbewerbsgründen gezwungen, stets die aktuellsten Technologien anzubieten. Und da hat mal der eine, mal der andere Provider die Nase vor. Unternehmen können damit sehr schnell und sehr flexibel auf neue Entwicklungen und Anforderungen reagieren. Was der eine noch nicht bietet – was aber vielleicht dringend benötigt wird – hat vielleicht der andere.

Gibt es auch Nachteile?

Bei all den Vorteilen dürfen aber auch die Nachteile nicht verschwiegen werden. Ein zentrales Problem von Multi Clouds ist, dass sie die IT komplexer machen. Die IT-Administration wird aufwändiger und das Kosten-, User- und Datenmanagement werden mit vielen verschiedenen Dienstleistern schwieriger.

Für das Problem des aufwändigen Managements der vielen Cloud-Plattformen stehen zwei Optionen zur Verfügung: Entweder das Unternehmen nutzt Managed Cloud Services und übergibt die Komplexitätsbewältigung dem Service-Provider. Oder das Unternehmen verwaltet die Cloud-Dienste mit dafür ausgelegten Cloud-Management-Technologien selbst. Hierfür stehen IT-Dienstleister zur Verfügung, die in ihrem Service-Portfolio Cloud Management anbieten – oder ausschließlich darauf spezialisiert sind.