Interview: „SAP S/4HANA: Aufwand im Mittelstand bleibt überschaubar“

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Autor Nils Klute, IT Journalist
  • Beitrag vom 20.11.2018

Von der Sandbox zum Proof of Concept mit SAP HANA und SAP S/4HANA aus der Cloud. Ein Interview mit Telekom-Experte Steffen Klinzmann.

Herr Klinzmann, denkt der Mittelstand bei Cloud an SAP-Systeme?

Denken Mittelständler an Cloud, haben sie oftmals Speicher- und Hosting-Ressourcen im Kopf. In der Tat ist der Gedanke auch nicht falsch. Und schon gar nicht in Bezug auf bekannte SAP-Lösungen, die eben seit Jahren monolithisch im Serverraum einer Firma arbeiten. Allerdings versteht SAP seine aktuelle Business Suite nicht als Release-Wechsel, sondern als Technologiesprung: SAP HANA und SAP S/4HANA lassen sich aus der Cloud beziehen. Und das bietet auch mittelständischen Anwendern Vorteile.

Welche Vorteile haben denn gerade Mittelständler von SAP HANA und SAP S4/HANA?

Zum Beispiel, dass sich Systeme sehr schnell aufsetzen lassen. Wollen Firmen funktionsfähige Prozesse haben oder Daten einspielen, dann gelingt das dank Public Cloud äußerst rasch. So bietet die Telekom entsprechend vorkonfigurierte Lösungen für SAP HANA und SAP S/4HANA aus ihren Rechenzentren als sogenannte Dynamic Services. Anwender setzen auf Bewährtem auf, statt bei null zu starten. Und sie buchen nur so viel ERP-System, wie sie brauchen. Abgerechnet wird der tatsächliche Verbrauch.

Wo liegen die Grenzen eines SAP-Systems aus der Cloud?

Wer Applikationen aus der Public Cloud bezieht, nutzt gewissermaßen einen Anzug von der Stange. Heißt mit Blick auf SAP S/4HANA: Die Business Suite lässt sich in der Public Cloud nicht individualisieren. Zum einen verbirgt sich dahinter Strategie von SAP: Anwender sollen ihre Prozesse bei SAP S/4HANA nah am Standard abbilden, um die bestmögliche Performance aus der Suite zu ziehen. Zum anderen liegt es auch in der Natur der Sache begründet: Firmeneigene Spezialapplikationen gehören in den Serverraum oder in die Private Cloud. Das ist in der Tat ein Hindernis, das nur wenigen Unternehmen im Mittelstand richtig bewusst ist.

Und wie überwindet der Mittelstand diese Hindernisse?

Da kommt dem Mittelstand seine schlanke Organisation entgegen. Denn wo große Unternehmen eine stark ausdifferenzierte und individualisierte Prozess- und Applikationslandschaft wie lästige Rettungsringe mit sich herumschleppen, sind mittelständische Unternehmen viel stärker auf Kerngeschäft und Produktionsabläufe fokussiert. Während beispielsweise bei einer SAP S/4HANA-Migration im Konzern jeder Geschäftsprozess auf dem Prüfstand steht, bleibt der Aufwand im Mittelstand überschaubar. Mittelständler sind einfach agiler, wenn es darum geht, die eigene Organisation zu verändern und sich an SAP S/4HANA anzupassen.

Sollten Unternehmen die SAP-Reise in zu HANA und S/4HANA lieber allein antreten oder in Begleitung?

Empfehlenswert ist hier ganz klar ein erfahrener Partner, der sie eng begleitet. Wir als Telekom beispielsweise sprechen mit Unternehmen, klären über Vor- und Nachteile auf und evaluieren, wo die Stolpersteine liegen. Welche SAP-Systeme sind in Betrieb? Wie wirkt sich der Wechsel auf SAP S/4HANA und die Public Cloud aus? Welche Roadmap bietet sich an? All das sind Inhalte der sogenannten Cloudifier-Workshops, mit denen wir starten. Auch das Thema Datenschutz und Datensicherheit bleibt nachgefragt. Mit einer Cloud-Lösung sind Nutzer auch hier auf der sicheren Seite: Die Provider halten die Systeme up to date und gewährleisten Schutz und Sicherheit.

Wie sieht der SAP-Ein- und Umstieg mit der Telekom konkret aus?

Wer SAP S/4HANA oder SAP HANA kennenlernen und ausprobieren möchte, der startet mit einem sogenannten Jump-Start. Bei vorangehenden SAP-Systemen gab es dafür bekanntlich die Modellfirma IDES mit Beispielprozessen und Datensätzen zum Experimentieren. Der Jump-Start bringt die Unternehmen dann schnell auf die Plattform. Hier probieren sich die Anwender dann in einer Sandbox aus, in der ein Bruchteil aller Prozesse verfügbar ist. Später kann aus der Sandbox eine Entwicklungsumgebung mit mehr Möglichkeiten werden. Im Idealfall mündet das im Proof of Concept. Die Telekom bietet auch hier unterschiedliche ausgeprägte Jump-Starts an: Entweder komplett unvorbereitete Systeme, wo der Kunde dann selbst Prozesse baut und User anlegt oder auch bereits entsprechend vorbereitete Varianten mit Prozessen und Datensätzen. Und auch hier gilt: Abgerechnet, wird nur das, was Kunden auch verbrauchen.


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