SAP S/4HANA-Transformation: Use-Cases bestimmen Ziellandschaft

  • Beitrag vom 29.05.2019

Pflicht oder Kür – der Umstieg auf SAP S/4HANA ist beides. Pflicht, weil SAP plant, den Support für Vorgängersysteme im Jahr 2025 einzustellen. Kür, weil Unternehmer mit der Business Suite das eigene Geschäftsmodell weiter digitalisieren können. Eine Chance, wie sie beispielsweise Uber und Airbnb bereits ergriffen haben: Ohne in Fahrzeuge oder Ferienwohnungen zu investieren, bringen beide ihre Kunden via App mit dem Angebot zusammen. Die rein virtuellen Geschäftsmodelle zeichnen sich durch Agilität und Anpassungsfähigkeit aus.

SAP S/4HANA: Cloud statt Serverraum

„Starre IT-Infrastrukturen haben ausgedient“, sagt Thomas Wießflecker, Portfolio Manager SAP bei T-Systems. „Monolithische Landschaften bremsen das Geschäft und hemmen die Entwicklung.“ Die technologische Antwort von SAP heißt SAP S/4HANA. Das Walldorfer Unternehmen setzt mit dem ERP-System auf Cloud statt Serverraum. Geschäftsapplikationen lassen sich als Software-as-a-Service über die SAP Cloud Plattform nutzen, um den digitalen Kern von SAP S/4HANA zu erweitern. Basis der Suite: SAP HANA. Die Datenbank beschleunigt Durchlaufzeiten und Transaktionen, indem sie die ERP-Datenbank im Arbeitsspeicher vorhält.

Vorteile wie diese wecken das Interesse der Unternehmen an der Suite: 67 Prozent aller SAP-Anwender möchten auf SAP S/4HANA wechseln, zeigt eine globale Umfrage von IDC aus dem Jahr 2017. Was die Transformation antreibt: Neue Geschäftsmodelle (26 Prozent), höhere Produktivität (28 Prozent) sowie weniger Kosten (26 Prozent). „SAP S/4HANA bietet große Chancen. Anwender haben hohe Erwartungen an das ERP-System“, sagt Wießflecker.

Migration: Greenfield, Brownfield, System Conversion

Dass Anspruch und Realität aber noch weit auseinander liegen, zeigt eine Studie von Teknowlogy aus dem Jahr 2018: Von den 100 deutschen Unternehmen, die die IT-Marktforscher im Jahr 2018 befragt hatten, sind erst fünf Prozent auf SAP S/4HANA gewechselt. Unterschiede zeigen sich auch, was den Weg zum Ziel betrifft: Zwar empfiehlt SAP die Neuinstallation entlang von Best-Practice-Prozessen. Aber nur für jeden dritten Anwender ist das die Migration der Wahl. Stattdessen wählen zwei Drittel der Befragten das Brownfield-Szenario, bei dem sie das System entweder technisch umstellen (System Conversion, 73 Prozent) oder Prozesse konsolidieren, harmonisieren und migrieren (27 Prozent).

Was sich Anwendern empfiehlt? Wießflecker: „Die Migration vom Ende aus durchdenken. Die Use Cases bestimmen die Ziellandschaft.“ Welche neuen Technologien möchte ich anwenden? Welche digitalen Services möchte ich künftig anbieten? Was möchten meine Kunden? Fest steht: Unternehmen, die sich bei einer Migration auf SAP zubewegen, schöpfen die Möglichkeiten der Software besser aus als andere. Insofern gehören alle Alt-Prozesse auf den Prüfstand. Eigenentwicklungen müssen evaluiert und teils abgeschaltet werden. Das macht die Transformation komplex – so oder so.

SAP S/4HANA testen, kennenlernen und migrieren

Die Teknowlogy-Umfrage zeigt, wie Anwender die Herausforderungen meistern: 39 Prozent arbeiten mit externen IT-Consultants. 27 Prozent holen sich Hilfe, um Prozesse zu optimieren. 15 Prozent der Befragten greifen auf Experten von außerhalb zu, um neue Geschäftsmodelle und -prozesse zu implementieren. Beispiel Telekom: Speziell für den Mittelstand hat der Anbieter Pakete geschnürt, die zum Fixpreis ans Ziel führen.

Der „S/4HANA Jump Start“ holt Anwender auf die neue Plattform. Firmen lernen damit das neue ERP-System kennen und testen Funktionen. Der reale Wechsel läuft dann wie folgt ab: Der „S/4HANA Readiness Scan“ blickt auf die bestehende und neue SAP-Landschaft, gibt Empfehlungen, und zeigt die Roadmap auf. An das Festpreis-Paket schließt sich ein Workshop an, der Handlungsbedarf, Zeit- und Kostenaufwände abschätzt. „Mit den ‚SAP Operations-Paketen‘ betreiben wir die ERP-Systeme unserer Kunden dann in der Public- und Private-Cloud“, sagt Thomas Wießflecker. „Egal ob Open Telekom Cloud, Amazon Web Services oder Microsoft Azure.”


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